Gallagher: „Brüderlichkeit“ im Verhältnis zu Juden bereits 1919
„In den letzten Jahren sind viele Fortschritte gemacht worden: Das gegenseitige Kennenlernen hat zu einem besseren Verständnis geführt, nicht nur auf theologischer, sondern auch auf sozialer und politischer Ebene“, zieht der Erzbischof in einer Videobotschaft für die Antisemitismus-Medienkampagne #StopAntiSemitism eine positive Bilanz zur jüngeren Vergangeheit. Beweis für diese Entwicklung sei die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen beiden Staaten im Jahr 1993 gewesen.
Gallagher äußerte sich anlässlich der Kampagne gegen Antisemitismus, die von Israels Botschaft beim Heiligen Stuhl in Zusammenhang mit dem 55. Jahrestag der Konzilserklärung „Nostra Aetate“ im vergangenen Jahr gestartet wurde. Bis zu diesem Donnerstag, 8. April, wurden dafür im Internet Botschaften und Videos gesammelt. Israel begeht am 8. April den Holocaust-Gedenktag „YomHaSchoah“ im Gedenken an sechs Millionen von den Nationalsozialisten ermordeten Juden.
Nostra Aetate verurteilte Antisemitismus
Historischer Briefwechsel dokumentiert Einvernehmen
Das zeige etwa ein Briefwechsel aus diesem Jahr zwischen dem Rat der aschkenasischen Rabbiner von Jerusalem und dem Heiligen Stuhl, der im Archiv des Staatssekretariates gefunden worden sei, so der Vatikanvertreter. Darin habe sich der Rabbinerrat an Benedikt XV. gewandt und ihn gebeten, „seinen ganzen Einfluss und seine geistige Kraft einzusetzen, um den Akten der Intoleranz und den antisemitischen Maßnahmen ein Ende zu setzen“, die sich schon seit einigen Jahren gegen die jüdischen Gemeinden in Osteuropa richteten.
Alle Menschen sind Brüder
In der Antwort aus dem Vatikan, die vom damaligen Staatssekretär Kardinal Pietro Gasparri unterzeichnet wurde, war nachzulesen, dass „die Kirche, beseelt von den Prinzipien der evangelischen Nächstenliebe gegenüber allen, besonders gegenüber den Kindern des Volkes Israel, sich gegen Handlungen des Hasses gegen andere Brüder wendet“. Sie betrachte alle Menschen als „Brüder“ und lehre sie, „sich gegenseitig zu lieben“, zitiert der Erzbischof aus dem historischen Schreiben. Gewalt gegen andere könne nicht zugelassen werden, das gelte auch für Gewalt gegenüber den Juden.
Dieser historische Briefwechsel sei „sicherlich ein kleines Beispiel, ein Wassertropfen in einem Meer“, fügte der Erzbischof hinzu. Er lasse aber verstehen, dass auch unter den Vatikandiplomaten die Überzeugung herrschte, dass sie keine Form von Antisemitismus tolerieren konnten und dass sie sich dafür einsetzen sollten, ihm entgegenzuwirken.
Appell zur Geschwisterlichkeit bei Franziskus
Unter Berufung auf die Konzilserklärung Nostra Aetate erinnert Gallagher in seiner Videobotschaft daran, dass „die einzigartige Beziehung zwischen dem Volk Israel und der katholischen Kirche ein historischer Prozess der Versöhnung und des gegenseitigen Verständnisses ist, die Frucht eben jenes Dialogs, von dem Nostra Aetate spricht“. Dieser Dialog müsse „offen und respektvoll sein, damit er fruchtbar wird“. Der Respekt vor dem Recht des anderen - auf Leben, körperliche Unversehrtheit, auf Gewissens-, Gedanken-, Meinungs- und Religionsfreiheit - ermögliche es, „gemeinsam ein Klima des Friedens der Brüderlichkeit aufzubauen“, wie es Papst Franziskus in seiner Enzyklika Fratelli tutti mehrfach in Erinnerung gerufen habe.
(vatican news – pr)
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