Vatikan: Priester-Symposium zu Zölibat und Charisma im Jahr 2022
Mario Galgano – Vatikanstadt
Es wird nicht darum gehen, einzig über die „Zölibatsfrage“ für Priester zu diskutieren. Das stellte Kardinal Ouellet bei der Pressekonferenz im Vatikan klar. Auf den Einwurf eines Journalisten, es habe bereits Bischofssynoden über die Rolle der Priester gegeben und der „Synodaler Weg“ in Deutschland behandle die Frage des Priesteramtes derzeit ebenfalls, antwortete Ouellet: „Wir wollen das Thema des Priesteramtes breit besprechen. Es ist ein komplexes Thema.“ Auf den Synodalen Weg wollte Ouellet nicht weiter eingehen, ergänzte aber, beim vatikanischen Priester-Symposium werde man „für alle Themen offen sein“ und wolle nicht von vornherein Einengungen vornehmen.
Neuen Schwung geben
Es gehe aber vor allem um die Frage nach den Berufungen im Allgemeinen, so die italienische Professorin und Mitorganisatorin Michelina Tenace von der Päpstlichen Universität Gregoriana, die auch als Konsultorin an der vatikanischen Glaubenskongregation wirkt. Die Fundamentaltheologin kündigte an, dass es „vielleicht auch Überraschungen geben könnte“. Es sei aber ungerecht und falsch, die ehelose Lebensform des Priesters, den Zölibat, an sich als „Fehler“ zu betrachten, fügte sie hinzu. Man wolle mit dem Symposium der Frage neuen „Schwung“ verleihen, was die verschiedenen Berufungen in der Kirche sind, betonte die Professorin.
Der französische Professor Vincent Siret vom französischen Priesterseminar in Rom erläuterte bei der Vorstellung des Symposiums, wie die Gespräche ablaufen sollen. Es sei eine Konferenz, die für alle offen sei und unter anderem auch auf Deutsch übersetzt werde. Zum Thema Zölibat sagte er:
„Die Besinnung auf die fundamentale Theologie des Priestertums wird auch eine Rückbesinnung auf die Begründungen für den priesterlichen Zölibat und seine Lebensform ermöglichen. Es ist ein Dienst, den wir denjenigen schulden, die sich auf den Empfang des Weihesakramentes vorbereiten. Es geht darum, die Gründe aufzuzeigen, die eine solche Lebensverpflichtung rechtfertigen, und ihnen als Konsequenz und im Zusammenhang damit die geeignetsten Wege vorzuschlagen, in Treue zu diesem Geschenk zu leben.“
Missbrauchsdebatte und Machtfrage
Ein französischer Journalist wollte wissen, ob die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle die Frage des Priesteramtes im Hinblick auf die „Machtfrage“ verstärkt in den Fokus gerückt habe. Sowohl Kardinal Ouellet als auch Professorin Tenace betonten, dass es hierbei wichtig sei, auf die bessere Ausbildung der Priester hinzuwirken. Auch Professor Siret unterstrich diesen Aspekt und betonte, dass das Priester-Symposium der richtige Ort sei, diesen Aspekt zu erörtern. „Die Frage der Macht ist wichtig und wir können das nicht nur auf den Bereich des Priesteramtes beschränken. Es ist eine Frage, die die ganze Kirche betrifft. Aber lassen Sie mich eines sagen: Priester zu werden ist eine Frage der Liebe, das heißt der Nächstenliebe, wie es auch der Heilige Pfarrer von Ars Jean-Marie Vianney hervorhob. Die Realität des Priesters muss viel artikulierter betrachtet werden. Man muss verschiedene Elemente und Ebenen betrachten und nicht nur eintönig über das Thema sprechen.“
Die Rolle der Laien, der Ehepaare und der Frauen
Auf die Frage, ob man bei der Priesterausbildung Laien und auch Ehepaare „stärker einbinden sollte“, antwortete Kardinal Ouellet, ihm sei das ein großes Anliegen. Es sei wichtig, dass eine Zusammenarbeit zwischen Priestern und Laien und im Allgemeinen zwischen den verschiedenen kirchlichen Berufungen verbessert werden sollten. „Es ist aber auch sehr wichtig, dass die Rolle der Frauen besser eingebracht wird. Da muss im Priesterseminar künftig besser darauf eingegangen werden. Meines Erachtens könnte das eine der Überraschungen sein, die aus dem Symposium herauskommen könnten“, so Kardinal Ouellet.
Die Ausbildung eines Priesters bestehe vor allem darin, „Kirchenmänner“ auszubilden, die in einer Gemeinschaft leben und arbeiten könnten, so die Theologin Tenace. Es gehe ja nicht nur darum, „dass ein Mann einzig die Messe zelebrieren kann, was aber natürlich auch wichtig ist“, erläuterte sie.
Symposium vom 17.-19. Februar 2022
Das Symposium vom 17. bis 19. Februar 2022 „Für eine fundamentale Theologie des Priestertums“ betrifft die Ausbildung der zukünftigen Priester in der Kirche in besonderer Weise, stellte Professor Siret klar:
„Das Symposium ist Teil des Weges der Synodalität, wie Kardinal Ouellet in Erinnerung gerufen hat. Dieser Weg ist in der Tat die einzige Möglichkeit, dem kirchlichen Klerikalismus zu entkommen. Ich sage bewusst kirchlich, weil die Priester innerhalb der Kirche nicht die einzigen sind, die von dieser verkürzten und falschen Vision verführt werden. Die Berufung aller, durch die Gnade in das Reich Gottes einzugehen, ist ausdrücklich und einzigartig und verhindert jeden Rückzug in kirchliche Strukturen. Der Dienst der Priester ist nicht in erster Linie struktureller oder organisatorischer Natur, sondern im Wesentlichen mystisch, d.h. dem Geheimnis des Glaubens eingeschrieben. Nur diese letzte Tiefe des Geheimnisses, in der der Weg nur ein Weg mit und in den Fußstapfen Christi zum Vater im Geist sein kann, kann einen Ausweg aus den vielen Schwierigkeiten und Risiken erlauben, die sich ergeben, wenn man in einer weltlichen Dimension gefangen ist, also in der Welt eines Machtkampfes oder einer Kommunikationswelt, in der es nur um den Schein und nicht um das Sein geht.“
Verschiedene Dikasterien beteiligt
Zum Organisatorischen: Die Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung werde bei dem Sympoisum jeweils am Vormittag den Vorsitz führen und die Kongregation für das katholische Bildungswesen jeweils am Nachmittag. Am Samstag, den 19. Februar, wird der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin am Vormittag Messe mit den Symposium-Teilnehmerinnen und -Teilnehmern im Petersdom feiern. Die Arbeiten finden unter drei Stichwörtern statt: Zölibat, Charisma, Spiritualität. Ebenfalls an den Gesprächen beteiligt sind die Vertreter der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse sowie Kardinal Kevin Farrell, Präfekt des Dikasteriums für die Laien, die Familie und das Leben. Papst Franziskus wird an die Teilnehmer am Ende des Symposiums eine persönliche Botschaft richten.
(vatican news)
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