Papst Franziskus hat uns besucht!
Papst Franziskus erreichte Palazzo Pio kurz vor neun Uhr morgens, die Belegschaft erwartete ihn bereits freudig. Nach einem Abstecher in die Redaktionsräume des „Osservatore Romano“ im zweiten Stock, wo der Papst die heutige italienische Ausgabe der Vatikanzeitung begutachtete und das Personal begrüßte, ging es in die Hauskapelle. Dort sprach der Papst nach kurzer Sammlung das Gebet zum 55. Katholischen Weltmedientag, das mit der Bitte beginnt: „Herr, lehre uns, aus uns selbst herauszugehen, und uns auf den Weg der Suche nach Wahrheit zu machen.“
Bei Radio Vatikan im vierten Stock durchbrach Franziskus das Protokoll: Es war ihm offensichtlich ein Anliegen, einige Worte mit den vielen anwesenden Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zu wechseln und Hände zu schütteln, in Berührung zu kommen.
Es gebe da, sagte der Papst danach live auf „Radio Vaticana Italia“, eine „Sorge, die mir am Herzen liegt: Wie viele hören Radio Vatikan, und wie viele lesen den Osservatore Romano?“ Das Ziel der journalistischen und evangelisierenden Arbeit der Vatikanmedien bestehe darin, „die Menschen zu erreichen, denn das, was hier gearbeitet wird, ist schön und groß, auch mühsam“, Franziskus erwähnte die Übersetzungen. „Die Frage, die ihr euch stellen müsst ist: ,Wie viele? Wie viele Menschen erreichen wir mit dieser Arbeit?´", so der Papst. Für alle Organisationen bestehe nämlich die Gefahr, dass die geleistete Arbeit zwar gut ist, „aber nicht dort ankommt, wo sie ankommen muss - ein bisschen wie die Geschichte vom Berg, der die Maus gebiert. Stellt euch jeden Tag diese Frage: Wie viele Menschen erreichen wir? Wie viele Menschen erreicht die Botschaft Jesu durch den L'Osservatore Romano? Das ist sehr, sehr wichtig!“
Päpstliche Medienleute stammen aus 70 Ländern
Der vatikanische Medienbereich, gebündelt im Dikasterium für Kommunikation, hat mehr als 500 Angestellte, weit mehr als jede andere Abteilung der Römischen Kurie, und arbeitet in etwa 35 Sprachen. Die Beschäftigten stammen aus rund 70 Ländern, die meisten von ihnen sind Laien. Mehr als 1.000 Radiosender weltweit verbreiten die verschiedenen Sprachprogramme von Radio Vatikan auf ihren Wellen.
Am Ende des rund einstündigen Besuchs folgte eine weitere Begegnung mit Redakteuren und Redakteurinnen von „Vatican News“ in der „Sala Marconi“, dem ebenerdigen Sitzungssaal, in dem auch Gäste empfangen und Feste gefeiert werden. Dort warnte Papst Franziskus seine Medienleute vor Funktionalismus und Bürokratisierung. „Eure Arbeit muss kreativ sein, immer, und sie muss immer aus sich hinausgehen, hinaus, hinaus: kreativ. Das bedeutet ,funktionieren´. Aber wenn eine Arbeit allzu wohlgeordnet ist, landet sie am Ende in einem Käfig und hilft nicht weiter.“ Ebenfalls lähmend sei ein dauerndes Um-Erlaubnis-Fragen, so der Papst vor seinen Medienleuten. „Damit eine Einrichtung funktioniert, muss jeder genug Freiraum haben, um zu funktionieren. Jeder soll die Möglichkeit haben, Risiken einzugehen und nicht nach Erlaubnis, Erlaubnis, Erlaubnis, Erlaubnis zu fragen: das lähmt. Funktional, nicht funktionalistisch. Versteht ihr? Nur zu, seid mutig! Danke!“
Franziskus hatte in den gut acht Jahren seines Pontifikats immer wieder bei der einen oder anderen Vatikanbehörde vorbeigeschaut. Sein Vorgänger, Papst Benedikt XVI., besuchte den Palazzo Pio 2006. Benedikt leitete gegen Ende seines Pontifikats die Anfänge einer Reform der vatikanischen Medien in die Wege, die unter Franziskus seit 2013 Fahrt aufnahm.
(vatican news – gs)
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