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Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst 

Bischof Tebartz-van Elst über Katechetendienst: Vielfalt der Berufungen

Die Frage von Ämtern und Diensten für Laien ist beim Synodalen Weg in Deutschland ein großes Thema. Welche Wege kann die Errichtung des neuen Dienstes für Katechese der Kirche in Deutschland weisen? Das fragten wir Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, Delegat am Päpstlichen Rat zur Förderung der Neuevangelisierung, der das Dokument am Dienstag mit vorstellte.

Bischof Tebartz-van Elst: Was grundsätzlich für die Kirche gilt, nicht nur in Deutschland, ist, dass es sich um einen eigenen Dienst der Laien handelt. Also dass nicht eine Klerikalisierung der Laien angestrebt ist noch eine Laisierung des Klerus, wie Papst Franziskus es im neuen Motu Proprio ausdrückt. In diesem Sinn kann das Motu Proprio erneut ein Impulsgeber sein, das je Eigene nochmals [wertzuschätzen], nicht orientiert an der Ämterfrage oder anderen dominanten Themen, die in einzelnen Ortskirchen aufkommen, sondern stärker zu schauen, wie der Apostel Paulus sagt: Wie kann der Leib Christi aufgebaut werden durch die verschiedenen Gaben, die gegeben sind. Mir gefällt das Bild im Korintherbrief, wo Paulus sagt, die Hand kann nicht sagen, ich möchte Auge sein; dass jedem und jeder das Eigene bewusst wird und es als Berufung verstanden wird, das einzubringen. Es macht die Kirche vielfältig und interessant, wenn sich der Leib Christi aus dieser Vielfalt bildet.

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Wie dieser neue Dienst sich entwickeln wird, wissen wir heute im Grund nicht, weil jedes Amt, jeder Dienst in der Kirche offen ist für den Heiligen Geist. Aber wenn wir heute den Dienst des Katecheten in die Zukunft denken, in 50 Jahren, wie könnte dieser Dienst aussehen an der Seite anderer Ämter und Dienste in der Kirche?

Bischof Tebartz-van Elst: Diesen Dienst hat es in der alten Kirche schon gegeben und er war stark orientiert an den Themen des Lebens, des Alltags. So wie das Leben der Menschen sich verändert, entstehen neuen Bedürfnisse, wir haben es im Bereich der Caritas – wie viele Dienste gibt es dort heute, die sehr spezifisch sind, die sich immer gebildet haben, wenn neue Notwendigkeiten entstanden. Das gilt auch für das Institut des Katecheten. Wir müssen uns davon freimachen, das nur unter dem Aspekt der Ämterfrage [zu sehen], die über 2000 Jahre doch gleich geblieben ist: Wir haben das dreigestaltete Amt [Bischof, Priester, Diakon], das sich im 2. Jahrhundert bis heute ausgebildet hat. Aber in der Frage, was baut den Leib Christi noch mit auf an Charismen, haben wir schon eine große Vielfalt. Dem einen ist es gegeben zu lehren, dem anderen die Zungenrede, wieder anderen ist es gegeben, prophetisch zu reden und so weiter. Da richtet sich das auch schon nach Charismen und nach Bedürfnissen.

„Wir müssen uns davon freimachen, das nur unter dem Aspekt der Ämterfrage zu sehen“

Was unterscheidet den Dienst des Katecheten, der Katechetin von dem der Religionslehrer oder der Pastoralassistentinnen?

Bischof Tebartz-van Elst: Religionslehrerinnen und Religionslehrer leisten einen großartigen Dienst. Sie sind natürlich im Medium Schule tätig. Dafür gibt es dann auch Lehrpläne, an die sie gebunden sind. Insofern ist das ein wichtiger Dienst in der Weitergabe des Glaubens in einem bestimmten Umfeld. Der jetzt neu eingerichtete Dienst des Katecheten geht viel weiter. Er schaut auf die verschiedenen Lebens- und Berufsbereiche, wo Einzelne stehen und Zeugnis geben können. Insofern kommt vieles mit hinein. Wir haben das vielleicht analog angefangen etwas auszubuchstabieren, wo es um den Ständigen Diakon geht, der ja, weil er Familienvater ist, in verschiedenen Bereichen seines beruflichen Lebens Zeugnis geben soll und da den diakonalen Dienst lebt. Bei den Katecheten ist das weiter gestreckt, weil es darum geht, gemäß den Talenten, die sie haben – wenn jemand zum Beispiel Chemiker ist, mit der Fähigkeit, die ihm gegeben ist, einen naturwissenschaftlichen Prozess zu verstehen, die Korrelation zum Glauben herzustellen. Damit wir gerade die erreichen können, die im Denken naturwissenschaftlicher veranlagt sind. Diese Bandbreite unterscheidet sich von spezifisch etablierten Diensten.

„Was hilft Katechetinnen und Katecheten auch diese Berufung zu entdecken, sie zu leben und weiterzugeben?“

Wie wichtig wird Bildung und Fortbildung im Dienst des Katecheten, der Katechetin sein?

Bischof Tebartz-van Elst: Das ist das A und O, dass wir uns viel stärker darauf konzentrieren müssen und auch überlegen müssen, was hilft Katechetinnen und Katecheten auch diese Berufung zu entdecken, sie zu leben und weiterzugeben? Das kann keiner aus sich selbst. Dazu braucht es die Hilfe der Kirche. Auch dass jemand darauf angesprochen wird, wo er oder sie ein bestimmtes Charisma hat und das entdeckt, wie Johannes Paul II. es in Novo millennio ineunte geschrieben hat: Das Positive im Anderen nicht nur als etwas, was dem Anderen gegeben ist, sondern auch als Bereicherung für mich, für Andere zu verstehen. Das ist komplementäres Denken. In diesem Sinn müsste die Aus- und Fortbildung das auch viel stärker in den Blick nehmen, das Geben, das Weiterentwickeln. Das wäre ein großer Dienst an der Kirche und an der Weitergabe des Glaubens.

Die Fragen stellte Gudrun Sailer. 

(vatican news)

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11. Mai 2021, 14:57