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Vatikan: Pandemie führt uns gegenseitige Abhängigkeit vor Augen

„Gesundheit ist ein primäres Allgemeingut“: Dies gehört zu den grundlegenden Lehren der Corona-Pandemie, deren „dramatische Lektionen ein neues Licht auf die gegenseitige Abhängigkeit der Menschheitsfamilie werfen“. Das betonte Ivan Jurkovič, Ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen in Genf, bei einem internationalen Dialog über Migration.

Eingeladen zu den Gesprächen hatte die Internationale Organisation für Migration (IOM). Der Vatikandiplomat ging in seiner Ansprache bei dem Forum auch auf die Notwendigkeit einer gerechten Verteilung von Impfstoffen weltweit ein, wie Papst Franziskus sie mehrfach gefordert hat

Gerechtigkeit, Solidarität und Inklusion sind nach Ansicht der Delegation des Heiligen Stuhls überhaupt die drei Hauptkriterien dafür, der Pandemie auf angemessene Weise zu begegnen: „Das Globale Abkommen für eine sichere, reguläre und geordnete Migration fordert die Staaten auf, die gesundheitlichen Bedürfnisse von Migranten in nationale und lokale Politiken und Pläne für die Gesundheitsversorgung einzubeziehen“, so der Vatikandiplomat. In der Tat lade der Globale Pakt für Flüchtlinge „Staaten wie Interessenvertreter“ dazu ein, „Ressourcen und Fachwissen beizusteuern, um die Qualität der nationalen Gesundheitssysteme zu erweitern und zu verbessern, um damit den Zugang für Flüchtlinge und Aufnahmegemeinschaften zu erleichtern.“

Zugang zum Gesundheitssystem für alle 

Allzu oft werde Migranten allerdings auch nicht das gleiche Recht wie anderen auf Teilhabe am Leben der Gesellschaft zugesprochen – und dabei vergessen, dass sie die gleiche intrinsische Würde besitzen wie jeder andere Mensch: „Es ist bedauerlich, dass viele Migranten inmitten der Pandemie noch gefährdeter geworden sind als zuvor“, so der Ständige Beobachter weiter. „Noch beunruhigender ist, dass diejenigen, die sich in irregulären Situationen befinden, aus Angst, inhaftiert oder abgeschoben zu werden, oft zögern, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen.“

Anstatt ein Privileg darzustellen, sollte die Gesundheitsversorgung für alle zugänglich und erschwinglich sein - Menschen in prekären Situationen eingeschlossen: „Der Zugang zur Gesundheitsversorgung darf niemals politisch oder ideologisch manipuliert werden. Er sollte durch nicht-diskriminierende und umfassende Gesetze, Politiken und Praktiken geregelt werden, die fest in der intrinsischen Natur der Personen und der Würde des menschlichen Lebens in jeder Phase verwurzelt sind, d.h. von seiner Entstehung über seine Entwicklung bis zu seinem natürlichen Ende“, so die eindringliche Forderung des Diplomaten, der anschließend auch auf den Klimawandel einging. Dieser stelle eine Realität dar, „die zunehmend zu den Entscheidungen von Millionen von Menschen beiträgt, ihre Heimat zu verlassen und sich den Gefahren der Vertreibung zu stellen“. Angesichts dessen sollte es auch „wenig Zweifel an den Auswirkungen von Klimawandel und Umweltzerstörung auf die Gesundheit geben“, betonte Jurkovič.

„Der Zugang zur Gesundheitsversorgung darf niemals politisch oder ideologisch manipuliert werden“

„Wie Papst Franziskus gesagt hat, wird die Welt nach der Pandemie entweder besser oder schlechter dastehen. Sicher ist, dass Migration, was auch immer ihre Auslöser sind, eine zunehmende Rolle in unseren Gesellschaften spielen wird. In Anbetracht der Lehren, die wir aus der Pandemie gezogen haben, ist es jetzt an der Zeit, die Parameter des menschlichen Zusammenlebens mit Blick auf Geschwisterlichkeit und Solidarität zu überdenken“, schloss er.

Die Internationale Organisation für Migration hatte vom 25.-27. Mai zu den Gesprächen über internationale Migration eingeladen.

(vatican news - cs)

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28. Mai 2021, 12:30