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USA/Vatikan: Lob für Klima-Einsatz des Papstes

Der Klimabeauftragte der US-Regierung John Kerry hat am Samstag mit Papst Franziskus gesprochen. Bei seinem Besuch im Vatikan habe Kerry den Einsatz des Papstes für den Umweltschutz gewürdigt. Im Gespräch mit Radio Vatikan ging der US-Politiker auf die Rolle der Kirche bei der Bewahrung der Schöpfung ein.

Mario Galgano – Vatikanstadt

„Der Papst ist eine der großen Stimmen der Vernunft und eine überzeugende moralische Autorität in der Frage der Klimakrise“ und seine Stimme sei heute „wichtiger denn je“ angesichts der ökologischen Notlagen, die den Planeten heimsuchen, das sagte John Kerry, Sondergesandter des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika für das Klima, in einem Interview mit Vatican News unmittelbar nach seinem Treffen mit Franziskus im Vatikan am Samstag.

Zum Nachhören - das Interview mit John Kerry

Es sei ihm wichtig gewesen, einen Besuch beim Papst in seiner Europareise einzubauen, so Kerry:

„Seine Enzyklika Laudato si' ist wirklich ein sehr, sehr kraftvolles Dokument, bedeutend und sehr überzeugend vom moralischen Standpunkt aus gesehen. Und ich denke, dass seine Stimme eine sehr wichtige Stimme sein wird, die uns bis zur Konferenz in Glasgow begleiten wird, an der er, wie ich glaube, auf seine Art teilnehmen will. Wir brauchen jede Stimme in diesem Kampf. Alle Persönlichkeiten der Welt müssen sich vereinen und jedes Land muss seinen Teil dazu beitragen. Und ich denke, der Heilige Vater spricht mit einer moralischen Autorität, die einzigartig ist.“

Interview mit John Kerry im Pressesaal von Radio Vatikan (Sala Marconi)
Interview mit John Kerry im Pressesaal von Radio Vatikan (Sala Marconi)

Papst Franziskus habe davon gesprochen, wie wichtig es sei, alle zum Dialog an einen Tisch zu bringen, um einen Konsens über konkrete Maßnahmen zu erreichen. Es stünden aber sehr unterschiedliche Interessen auf dem Spiel: Es gebe wirtschaftlich sehr mächtige Länder - wie die Vereinigten Staaten -, aber auch Entwicklungsländer, die ohnehin ein Interesse an dem Thema haben. Auf die Frage, wie er „praktisch mit dem Dialog“ umgehen wolle und ob die Vereinigten Staaten bereit seien, anderen Ländern zu helfen, aber auch selber zu verzichten, antwortete Kerry:

„Die USA müssen also ihren fairen Anteil an der Finanzierung leisten und tun, was sie können, um die Emissionen zu reduzieren.“

„Es gibt Unterschiede zwischen den Ländern, zwischen dem, was sie tun können und dem, was sie heute tun. Und diese Unterschiede sind im Pariser Abkommen im Konzept der ,gemeinsamen, aber differenzierten Verantwortung´ berücksichtigt worden. Wir alle haben eine gemeinsame Verantwortung, das ist der Schlüssel. Kein Land ist von der Notwendigkeit ausgenommen, Maßnahmen zur Bewältigung der Krise zu ergreifen. Andererseits erwarten wir nicht, dass eine sehr kleine Volkswirtschaft, ein sehr kleines Land, das nur geringe Mengen an Treibhausgasen ausstößt, dasselbe tun wird wie wir. Wir wissen, dass wir das Land mit dem zweitgrößten Treibhausgasausstoß der Welt sind. China ist der erste; nach den Vereinigten Staaten kommt Indien und dann Russland und andere Länder. Aber die Linie, der man folgen muss, ist folgende: Kein Land kann dieses Problem alleine lösen. Wir alle müssen Schritte nach vorne machen. Die USA müssen also ihren fairen Anteil an der Finanzierung leisten und tun, was sie können, um die Emissionen zu reduzieren, und das tun wir auch! Präsident Biden hat sich zum Ziel gesetzt, unsere Emissionen in den nächsten zehn Jahren um 50 bis 52 Prozent zu reduzieren. Aber wir brauchen andere große Länder, die ihren Teil dazu beitragen, indem sie ihre Emissionen reduzieren. Man kann nicht ein Kohlekraftwerk weiter betreiben. Wir alle haben die gleiche Aufgabe. Kein Land kann diese Aufgabe bewältigen. Wenn die Vereinigten Staaten morgen emissionsfrei wären, wären wir immer noch in der Krise. Wir sind nur für 11 Prozent aller weltweiten Emissionen verantwortlich. Also 89 Prozent sind aus anderen Ländern. 20 Länder sind für etwa 73, 75 Prozent der Emissionen verantwortlich. Diese 20 Länder, die zu den am weitesten entwickelten Ländern der Welt gehören, haben also eine besondere Verantwortung. Aber jeder hat eine Verantwortung, Teil der Lösung zu sein. Und ich denke, Seine Heiligkeit, Papst Franziskus, spricht mit einer einzigartigen Autorität, einer zwingenden moralischen Autorität. Hoffentlich kann er helfen, Menschen zu bewegen, um das Ziel zu erreichen.“

„Wir können es schaffen“

„Wir können es schaffen“, so Kerry. Das sei das Wichtigste. Die Menschen müssten wissen, dass die Überwindung der Klimakrise machbar sei. Man könnte dabei auch Millionen von Arbeitsplätzen schaffen und saubere Luft haben. „Wir können eine bessere Gesundheit haben. Wir können weniger Fälle von Krebs haben. Wir können weniger Probleme im Zusammenhang mit verschmutzter Luft haben, wo Menschen ersticken und Kinder im Sommer ins Krankenhaus gehen, weil sie umweltbedingtes Asthma haben. Und wir können sicherer sein, weil wir uns auf erneuerbare Energie, alternative Energie, nachhaltige Energie verlassen können. Und mit der Schaffung dieser alternativen Energien kann ein enormer Wohlstand geschaffen werden. Das müssen wir alle gemeinsam tun.“

John Kerry und Papst Franziskus am Samstag bei der Audienz im Vatikan
John Kerry und Papst Franziskus am Samstag bei der Audienz im Vatikan

Die USA als wirtschaftliche und politische Supermacht und der Heilige Stuhl als ein sehr kleiner Staat, aber mit einer moralischen und geistlichen Autorität, könnten gemeinsam im Kampf für eine positive Weltwirtschaft und im Kampf gegen den Klimawandel zusammenarbeiten, ist Kerry überzeugt:

„Der Heilige Vater ist eine der mächtigsten Stimmen auf dem Planeten, wenn nicht sogar die mächtigste. Sein Aufruf an die Menschen, vorzutreten, vernünftig zu sein und unsere Verantwortung als Menschen in der Sorge um Gottes Schöpfung zu leben, war außerordentlich beredt. Und wir alle müssen für die Bewahrung der Schöpfung verantwortlich sein: Das ist seine Botschaft. Aber weil er über der Politik und außerhalb nationaler Konflikte steht, denke ich, dass er die Menschen ein wenig aufrütteln und sie mit einem besseren Sinn für unsere gemeinsame Pflicht an den Tisch bringen kann.  Ja, der Vatikan ist eine kleine Einheit, aber seine ,Herde´ ist auf globaler Basis riesig und Papst Franziskus hat die Fähigkeit, die Länder zum Handeln zu bewegen. Er hat die Fähigkeit, die Bürger vieler Länder dazu zu bewegen, von ihren Regierungen zu verlangen, dass sie verantwortungsbewusst handeln und das tun, was notwendig ist, um den Planeten zu erhalten. Ich denke, die Welt hat einen besonderen Respekt vor Papst Franziskus, und es gibt keinen Zweifel, dass er eine bedeutende Persönlichkeit ist. Wir erwarten von ihm, dass er uns weiter zum Ziel führt. Heute ist der Tag der Abrechnung gekommen, was die Folgen unserer Entwicklung sind. Und ich denke, der Heilige Vater spricht mit besonderer Autorität zu unserem Pflichtgefühl und der Notwendigkeit, alle gemeinsam voranzuschreiten, trotz der Spaltungen in der Welt. Seine Stimme ist wichtiger denn je.“

(vatican news)

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16. Mai 2021, 10:58