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Zur Seligsprechung des Ordensgründers P. Franziskus Jordan am 15. Mai 2021 Zur Seligsprechung des Ordensgründers P. Franziskus Jordan am 15. Mai 2021 

Wortlaut: Predigt zur Seligsprechung von Ordensgründer Jordan

Lesen Sie hier im Wortlaut die Predigt von Kardinalvikar Angelo De Donatis zur Seligsprechung von Pater Franziskus Jordan in der Lateranbasilika an diesem Samstag - in einer deutschen Arbeitsübersetzung von Radio Vatikan.

Liebe Brüder und Schwestern

unsere Diözesangemeinschaft von Rom, die seit der Zeit der Apostel die Wiege so vieler Heiliger war, hat auch heute wieder Grund zum Feiern: ein neuer Stern erhellt den Himmel und reiht sich in die Schar der Seligen ein. Franziskus vom Kreuze Jordan kann mit gutem Recht als Sohn der Kirche Roms betrachtet werden: hier hat er seine Bildungsjahre verbracht; hier empfing er als Geschenk des Geistes das Gründungscharisma, das ihn dazu inspiriert hat, am 8. Dezember 1881 an der Piazza Farnese die Apostolische Lehrgesellschaft zu gründen. Hier in Rom, in der Via della Conciliazione, ruhen seine sterblichen Überreste. Und heute wird er in der Ewigen Stadt, wo alles begann, seliggesprochen – in der Stadt der Heiligen Petrus und Paulus, wo sein Werk seinen Ausgang nahm! Die Kirche erkennt an, dass er im Tod und in der Auferstehung Christi verklärt wurde und nun in ihm unter den Seligen lebt. Franziskus vom Kreuze lebt in Christus!

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Im Wortgottesdienst wurde vor unseren Augen und Herzen gleichsam ein Wandteppich gewoben, aus dem ich nun drei Fäden herausziehen möchte, die eine nähere Betrachtung verdienen und die auch das Leben des seligen Pater Franziskus Jordan beschreiben, ihn zu einer Ikone des Auferstandenen werden ließen. Auf diese Weise hilft uns das Charisma, das der Heilige Geist in ihm geweckt hat, den Reichtum des Wortes, das wir soeben vernommen haben, besser zu verstehen.

Der erste Faden ist das Meditieren der Heiligen Schrift. Der Same der apostolischen Berufung des seligen Franziskus vom Kreuze ist durch das Studium und die Meditation des Wortes aufgekeimt. Einer seiner persönlichen Vorsätze, die er in seinem geistlichen Tagebuch niedergeschrieben hat, lautet: Lies oft die Heilige Schrift! Ein Rat, den er sich selbst gegeben hat, denn für ihn war die Bibel die Quelle, aus der er den Inhalt seiner religiösen Bildung schöpfte. Er wusste, dass man nur aus dem Wort Gottes das Licht empfangen kann, das jene erleuchtet, die in der Finsternis sitzen und im Schatten des Todes (Lk 1,79). Nur wer mit der Heiligen Schrift vertraut ist, sie liest und meditiert, erwirbt sich die geistliche Weisheit, die für die Verkündigung notwendig ist. Franziskus vom Kreuze hat in seinem Herzen gefühlt, dass er berufen war, ein apostolisches Werk zu gründen, und er wusste, dass nur das Hören des Wortes Gottes das Fundament der Evangelisierung sein kann. In der Schrift offenbart uns der Geist, dass uns der Vater gerettet hat – nicht aufgrund von Werken der Gerechtigkeit, die wir vollbracht haben, sondern nach seinem Erbarmen, wie wir in der zweiten Lesung aus dem Titusbrief gehört haben.

Der zweite Faden, den wir unserer Betrachtung zugrunde legen, ist das, was meiner Meinung nach die Synthese der missionarischen Arbeit des seligen Franziskus vom Kreuze darstellt, die wir so formulieren könnten: allen verkünden, um alle zu retten.

Verkünden und retten sind zwei Verben, die in den Texten des seligen Franziskus immer wieder auftauchen. Er hat stets jene im Herzen getragen, die den Weg des Evangeliums nicht gehen konnten, weil es ihnen an religiöser Unterweisung und Bildung mangelte. Die Evangelisierung wurde immer mehr zum Zweck seines Lebens und seiner Sendung, und heute ist sie die Sendung der Salvatorianischen Familie geworden. Im Apostel Paulus hat Pater Jordan ein Vorbild apostolischen Eifers gefunden, einen Führer und Lehrer. Er hat sich von der unermüdlichen Verkündigung des Apostels so tief berühren lassen, dass er in seinem Herzen den Wunsch verspürte, alle zu retten, wie ein entzündetes Feuer, eine lodernde Fackel, die sich in brennender Liebe zu Gott verzehrt und alle entflammt. Die erste Lesung, die wir gehört haben – Kapitel 18 der Apostelgeschichte –, erzählt uns von der Erfahrung des Völkerapostels, der durch Galatien und Phrygien reist und alle im Glauben stärkt. Sie erzählt von Priscilla und Aquila, die dem Juden Apollos den Weg Gottes auslegen. Es ist die Geschichte der ersten Pulsschläge der Kirche: eine Geschichte, die sich bis in unsere Zeit fortsetzt, getragen und genährt von der tätigen Nächstenliebe so vieler – bekannter oder verborgener – Zeugen, die ihr Leben damit zubrachten, allen zu verkünden und alle zu retten, wie es Franziskus vom Kreuze getan und den Seinen anempfohlen hat. Darin liegt die Aktualität unseres Seligen. Das macht sein Beispiel so besonders!

Der dritte Faden, den ich Ihnen vorschlagen möchte, ist die apostolische Gemeinschaft, die Einheit, die wir im Leben zu bezeugen berufen sind, wie es Paulus in seinem Brief an Titus empfiehlt.

In jeder Eucharistiefeier folgt auf die Herabrufung des Geistes auf die Gaben von Brot und Wein eine zweite Bitte um das Wirken des göttlichen Pneuma, das die Kirche mit dem griechischen Wort epiklesis beschreibt und das mit „herabrufen“ übersetzt werden könnte. Die Kirche ruft, fleht, bittet und wünscht, dass ihr der Geist zur Seite steht; sie bittet den Vater um diese Gabe, die sie begleiten möge. Jesus hat verheißen: „Ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll (Joh 14,16). Die versammelte Gemeinde hat in der Tat ein präzises Ziel: Sie ruft den Geist an und bittet ihn, uns zu einem Leib zusammenzuführen, uns eins zu machen in Christus. Tatsächlich bitten wir seit Jahrhunderten jeden Tag in der Eucharistie darum, dass uns der Geist durch die Gemeinschaft mit dem Leib und Blut Christi zu einem einzigen Leib zusammenführen möge. Und in dem Evangeliumstext, den wir gerade gehört haben, versichert uns Jesus, dass uns alles, worum wir bitten, gegeben wird. Bitten wir also eindringlich um die Gabe des Geistes, um die Gabe der Weisheit des Lebens. Der Vater schenkt den Geist, der uns in Christus eins werden lässt. Diese Gemeinschaft – die die Frucht der Gegenwart des Parakleten in uns ist – wird uns geschenkt; bewahrt aber wird sie mit einem sanftmütigen Herzen und dadurch, dass wir allen Güte zeigen, wie es uns in der zweiten Lesung nahegelegt worden ist.

Der selige Franziskus vom Kreuze hatte erkannt, welch evangelisierende Kraft in einer solchen apostolischen Gemeinschaft und in der Harmonie unter den Menschen liegt, die das Evangelium verkünden. Mit der Gründung der Gesellschaft des Göttlichen Heilandes zum Zweck der Verkündigung Christi als dem Offenbarer des einen wahren Gottes, der rettet, wollte er Priester, geweihte Männer und Frauen und Laien zusammenbringen. Er wollte eine Gruppe, eine Gesellschaft von Menschen schaffen, in der alle Charismen und Ämter aufleuchten, zum Ausdruck kommen und geübt werden. Es war sein Wunsch, dass die Mitglieder der Apostolischen Gesellschaft im Teilen des einen Charismas vom Zeugnis, vom Wort und Werk der ersten Apostel inspiriert würden, von denen die erste Lesung spricht.

So hat die charismatische Intuition des seligen Franziskus seit ihrer Gründung bis heute viele Frauen und Männer verschiedener Nationen und Sprachen den Weg der Nachfolge des Evangeliums einschlagen lassen und dank der Arbeit der Salvatorianischen Familie zur Verbreitung der Heilsbotschaft in über 50 Ländern beigetragen. Die Gemeinschaft, die die verschiedenen Mitglieder der Apostolischen Gesellschaft kennzeichnet, zeigt immer mehr, dass die Evangelisierung, die im Geist der Zusammenarbeit und der Komplementarität vorangetrieben wird, das Werk des Geistes ist, der – indem er Gemeinschaft schafft –, in den Herzen den Wunsch weckt, allen die Erfahrung des Auferstandenen zu verkünden.

Liebe Schwestern und Brüder, möge die Seligsprechung des Franziskus vom Kreuze Jordan ein wahrer Moment der Freude für die Kirche sein! Möge diese Eucharistiefeier uns eins werden lassen in Christus und in uns das Bewusstsein wecken, dass das Zeugnis der Heiligkeit des seligen Jordan heute in unser aller Hände gelegt wird, ja, dass es euch, der Salvatorianischen Familie, anvertraut ist!

Allen ist also die Aufgabe anvertraut, das Feuer der Verkündigung und der Nächstenliebe am Brennen zu halten, damit es nicht unter den Scheffel gestellt wird, sondern brennt, die Finsternis erhellt und allen das Licht des auferstandenen Herrn bringe. Amen.

(vatican news - pr)

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15. Mai 2021, 12:00