Iter Europaeum: Nordosten Europas feiert Vatikan-Diplomatie
Mario Galgano – Vatikanstadt
Lange Zeit waren die Polen die größte ausländische Gemeinde in Rom. Das war unter dem Pontifikat von Johannes Paul II. Damals fiel nicht nur die Berliner Mauer und der Warschauer Pakt löste sich auf, das osteuropäische Land wurde auch Mitglied der EU und pflegte eine sehr „innige diplomatische Beziehung“ zum Heiligen Stuhl. Im Gespräch mit Radio Vatikan hebt der polnische Botschafter beim Heiligen Stuhl, Janusz Kotański, wie eng die Beziehungen zwischen den beiden Staaten heute seien und wie die EU eine wichtige Rolle hierbei einnehme:
„Das polnische Wirtschaftswachstum ist konstant eines der höchsten in der EU und die Arbeitslosenquote in Polen ist die niedrigste unter allen Mitgliedsstaaten, was zum Wohlstand der gesamten Gemeinschaft beiträgt. Aber der eigentliche Kern der polnischen Annäherung an die EU ist die Verwurzelung im europäischen Erbe, das vor allem durch die griechische Philosophie, das römische Recht und die christlichen Werte geprägt wurde. Wir sollten die Wurzeln, die unsere Identität geprägt haben, nicht vergessen. Diese Überzeugung teilen wir mit dem Heiligen Stuhl, der die Bedeutung der Religionsfreiheit in Europa und in der Welt unterstreicht. Eines der wichtigsten Prinzipien der Europäischen Union ist das Subsidiaritätsprinzip, das seine Wurzeln in der Soziallehre der katholischen Kirche hat und dessen Rolle der Heilige Stuhl und Papst Franziskus oft betonen. Wir wollen den Raum der Stabilität und des Wachstums in Europa erweitern und auch zum Frieden und zur Sicherheit in Europa und in der ganzen Welt beitragen, was aus Sicht des Heiligen Stuhls von zentraler Bedeutung ist.“
Die polnische Delegation wird dies in der polnischen Nationalkirche in Rom, Santo Stanislao dei Polacchi, am Sonntag aufzeigen. Zweite Station wird dann die Kirche „Il Gesù“, der Jesuitenkirche Roms schlechthin. Dort stellt das baltische Land Litauen seine Beziehung zum Vatikan dar, wie uns der litauische Botschafter beim Heiligen Stuhl, Petras Zapolskas, erläutert:
„Litauen hat viele Orte in Rom, die für die Menschen des Landes wichtig sind, aber gleichzeitig haben wir keine nationale litauische Kirche hier. So wurde beschlossen, die Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit zu wählen. Die Kirche trägt den Namen ,Il Gesù´ und wurde ausgewählt, weil sie viele historische und kulturelle Verbindungen zu Litauen hat. Der erste ist der Einfluss der Jesuiten selbst auf Litauen. Erstens kamen die Jesuiten zu einer Zeit nach Litauen, als sich unser Land auf dem Weg zur Reformation befand, und sie waren die wichtigsten Vertreter der Gegenreformation in Litauen. Zweitens gibt es das pädagogische Erbe der Jesuiten. Zuallererst müssen wir die Universität in Vilnius erwähnen, ebenso wie die Barockkirchen. Diese Symbole haben uns dazu bewogen, diese Kirche zu wählen.“
Am Sonntag wird in Rom auch Fronleichnam gefeiert. Ein „typisch“ katholisches Hochfest. Doch die dritte Station will die ökumenische Dimension Europas aufzeigen. Finnland hat zwar keinen residierenden Botschafter beim Heiligen Stuhl, doch wie uns Simo Örmä, Sonderassistent des nicht-residenten Botschafters, sagt, gebe es enge Verbindungen zwischen dem skandinavischen Land und dem Kleinstaat in Rom:
„Der Heilige Stuhl gehörte zu den ersten Staaten, die Finnland 1918 anerkannt haben, und im Juli 1942, während des Krieges, wurden diplomatische Beziehungen zwischen Finnland und dem Heiligen Stuhl aufgenommen. Heute hat Finnland keinen residierenden Botschafter beim Heiligen Stuhl, nimmt aber dennoch sehr aktiv an den Treffen der Botschafter der Europäischen Union und an deren Initiativen wie Iter Europaeum teil. Die Europäische Union vertritt auch sehr gut die Interessen unseres Landes gegenüber dem Heiligen Stuhl. Unsere Botschaft organisiert jedes Jahr für die finnische Gemeinde in Rom – und nicht nur für sie – eine ökumenische Feier anlässlich des Festes des Heiligen Heinrich von Uppsala, des Schutzpatrons Finnlands; ein Bischof der lutherischen Kirche und der katholische Bischof von Helsinki sind anwesend, oft auch ein Vertreter der orthodoxen Kirche. Der Heilige Vater empfängt jedes Jahr unsere ökumenische Delegation.“
Die finnische Delegation wird deshalb eine ökumenische Feier in „ihrer“ römischen Kirche durchführen und zwar ist das Santa Maria Sopra Minerva.
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.