Vatikan: Theologie der Umwelt fördern
Mario Galgano und Linda Bordoni – Vatikanstadt
Das Presseamt des Heiligen Stuhls hielt am Donnerstag eine Pressekonferenz ab, um die Konferenz „Faith and Science: Towards COP26“ vorzustellen, die am 4. Oktober stattfinden wird. Bei der Veranstaltung, die von den Botschaften Großbritanniens und Italiens beim Heiligen Stuhl organisiert wird, werden zahlreiche Glaubensführer und Wissenschaftler über das Thema Klimawandel und die Notwendigkeit einer koordinierten Anstrengung zum Schutz der Schöpfung sprechen.
Päpstliche Unterstützung
Papst Franziskus werde wahrscheinlich an der Veranstaltung am 4. Oktober teilnehmen, so Erzbischof Paul Richard Gallagher, der Verantwortliche des Vatikans für die Beziehungen zu den Staaten. Als er die Rolle des Heiligen Stuhls bei der Vorbereitung des Treffens darstellte, sagte der Erzbischof, der Papst engagiere sich sehr für das Thema Klimawandel, daher würde es ihn, Gallagher, „sehr überraschen, wenn der Heilige Vater nicht teilnehmen würde.“ Allerdings werde der Heilige Stuhl die Teilnahme von Papst Franziskus eventuell zu einem späteren Zeitpunkt formell bestätigen.
Die Rolle des Glaubens bei Klimalösungen
Erzbischof Gallagher wies auch darauf hin, dass der Klimawandel eine enorme Herausforderung darstellt und dass der Glaube eine Rolle bei der Lösung spielen muss.
„Man muss auf alle Ressourcen zurückgreifen, wenn wir uns diesen Herausforderungen stellen wollen“, sagte er. „Und das ist sicherlich der Glaube; es ist die Religion und die spirituelle Dimension der Menschheit. Wenn wir das ignorieren und denken, dass die einzige Lösung gute Politik oder gute Wissenschaft ist, dann werden wir feststellen, dass wir nicht erfolgreich sein werden.“
Der Erzbischof fügte hinzu, dass der Sinn für die Dringlichkeit, sich dem Klimawandel zu stellen, gewachsen sei. Die Pandemie habe gezeigt, wie verschiedene wirtschaftliche, soziale und Nahrungsmittelkrisen alle Menschen auf dem Planeten betreffen.
„Wie der Papst gesagt hat, ist alles miteinander verbunden, und so müssen diese Herausforderungen gemeinsam angegangen werden, was ein Aspekt ist, zu dem Menschen der Religion auf einzigartige Weise beitragen können“, sagte Erzbischof Gallagher.
Religion, so stellte er fest, „ist eine Art integrierte Vision des Lebens, der Welt und allem, was darin ist. Religion umfasst alle Themen, die unsere menschliche Existenz betreffen.“
Glaube und Wissenschaft
Sally Axworthy ist die britische Botschafterin beim Heiligen Stuhl. Sie stellte die Ziele Großbritanniens für die COP26 vor, die vom 1. bis 12. November in der schottischen Stadt Glasgow stattfinden wird, und ihre Hoffnungen für die Veranstaltung „Glaube und Wissenschaft“ im Vorfeld. Im Gespräch mit uns sagt sie:
„Die britische Regierung hofft, dass die COP26 alle Nationen zusammenbringt, um sich dem Problem des Klimawandels zu stellen und das die am wenigsten entwickelten Nationen und die indigenen Völker unverhältnismäßig stark trifft, was das Ganze zu einer moralischen Frage macht.“
Theologie der Umwelt
Botschafterin Axworthy beschrieb als übergeordnetes Ziel der Klimakonferenz, die Regierungen wieder auf den Weg zu bringen, den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.
„Das Vereinigte Königreich hat beobachtet, dass Religionsführer eine wichtige Rolle bei der Vorbereitung des Erfolgs der COP21 gespielt haben, und auf dieser Grundlage fußt das Pariser Abkommen, das später unterzeichnet wurde. Papst Franziskus hatte damals gerade seine Umweltenzyklika Laudato si' veröffentlicht. Die Religionsführer werden eine ebenso wichtige Rolle bei COP26 zu spielen haben.“
Vor diesem Hintergrund hätten die britische und die italienische Botschaft beim Heiligen Stuhl beschlossen, die Initiative „Faith and Science“ zu veranstalten, um die Kräfte der Glaubensführer zu bündeln. Im Vorfeld der Veranstaltung am 4. Oktober finden sechs virtuelle Treffen statt, bei denen verschiedene Religionsführer ihre Theologie und ihre Hoffnungen zum Thema Umwelt vorstellten und über Maßnahmen berichten, die sie bisher ergriffen haben, um zur Emissionsreduzierung beizutragen.
Botschafterin Axworthy zitierte einen Religionsführer mit den Worten, die Rolle der Religion bestehe darin, eine „aufgeklärte Leidenschaft“ zu vermitteln, wobei die Forschenden die Daten liefern und die Religionsführer die Inspiration für Klimamaßnahmen bieten. Deshalb sei es notwendig, eine „Theologie der Umwelt“ zu fördern, erläutert die Botschafterin.
Junge Menschen bereiten die Zukunft vor
Der italienische Botschafter beim Heiligen Stuhl, Pietro Sebastiani, sprach über die Bemühungen seiner Regierung, sich auf die COP26 vorzubereiten. Er erinnerte auch daran, wie der Klimawandel zur Verschärfung von Konflikten, unter anderem in der afrikanischen Sahelzone, beigetragen hat. Die italienische Regierung wird im Herbst die Pre-COP-Veranstaltung in Mailand ausrichten, um den Ministern die Möglichkeit zu geben, Themen in einem informellen Rahmen zu diskutieren, bevor die Hauptveranstaltung der COP26 in Glasgow stattfindet.
Eine weitere Initiative, die vom 28. bis 30. September in Mailand stattfindet, zielt darauf ab, etwa 400 junge Menschen aus der ganzen Welt in die Vorbereitung einer besseren Zukunft für den Planeten einzubeziehen. Schließlich sagte Botschafter Sebastiani, dass die „Faith and Science“-Veranstaltung Glaubensführern die Möglichkeit geben wird, zu zeigen, wie die Religion die Gläubigen ermutigt, ihren Teil zur Sorge für unser gemeinsames Haus beizutragen.
(vatican news)
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