Vatikan/Österreich: „Mission weitet den Blick“
126 Nationaldirektoren waren von Dienstag bis Donnerstag zu den Beratungen mit dem Kardinalpräfekten Tagle, dem Präsidenten Dal Toso und den Generalsekretären zugeschaltet, normalerweise werden die Treffen auch durch eine Begegnung mit Papst Franziskus gekrönt.
„Zunächst einmal hat etwas ganz Wesentliches gefehlt, weil diese Treffen der Vollversammlung der Päpstlichen Missionswerke immer deshalb sensationell aufbauend waren, weil man dort alle 126 Kollegen aus allen Ländern, in denen es die katholische Kirche gibt, trifft“, gesteht P. Wallner ein. „Aber das Thema war natürlich auch – und der Modus hat dem entsprochen, Corona: also die Folgen von Corona, was das für die päpstlichen Missionswerke bedeutet hat. Das war das eine große Thema, also wie haben wir Corona bewältigt, was haben wir gelernt, und das war durchaus nicht nur negativ“, betont P. Wallner.
Ein Mega-Jubiläum steht bevor
Zwar seien die Spenden insgesamt um katastrophale 30 bis 35 Prozent eingebrochen, auf der anderen Seite habe man aber schon gespürt, dass durch die ungewohnte Situation auch neue Ideen und eine neue Vergeistlichung und Konzentration auf das „Ursprungscharisma von Gebet und Spende“ stattfänden.
„Und das zweite große Thema war die Zukunft. Wir haben nächstes Jahr ein Mega-Jubiläum. Wir feiern 400 Jahre Kongregation für die Evangelisierung der Völker, wir feiern 200 Jahre Gründung des lebendigen Rosenkranzes und des Werkes der Glaubensverbreitung und wir feiern 100 Jahre Gründung der Päpstlichen Missionswerke durch Papst Pius XI.: Also ein Mega-Jubiläum und das hat schon Vorfreude ausgelöst.“
Er selbst habe die Ehre gehabt, als einer von acht Nationaldirektoren über die Projekte zu sprechen, die seine Ländervertretung derzeit besonders beschäftigten, berichtet Pater Karl Wallner weiter.
„Ich habe auf dem Youtube-Kanal Österreich eine 15-minütige Präsentation veröffentlicht, auch mit vielen Bildern, wie wir die Corona-Zeit bewältigt haben. Natürlich liegen wir in Europa, und das ist in den Ländern des Südens dann wieder sehr anders gelaufen. Aber man hat wieder gemerkt, alle Nationaldirektoren haben die Medien entdeckt.“ Ein „tolles Beispiel“ sei auch aus Kanada gekommen, wo man im französischen Teil den lebendigen Rosenkranz wieder aktiviert habe.
„Der Lockdown, das war auch so eine Phase, wo die Leute einfach für das Gebet offener waren. Das hilft uns auch, wieder ins Ursprungscharisma zu kommen“, meint Pater Wallner. „Der Papst sagt uns immer, ihr seid meine Missionswerke, ihr seid nicht irgendeine NGO, es geht nicht bloß um Entwicklungszusammenarbeit. Es geht wirklich um eine spirituelle Motivation für die Mission, die sich in Gebet und in Spenden äußert. Also, das war wirklich sehr sehr stark spürbar. Eigentlich kann man sagen, hat den päpstlichen Missionswerken diese Corona-Krise, diese weltweite Pandemie, die uns alle betroffen hat, dabei geholfen, wieder mehr in das Ursprungscharisma von 1822 zurückzukehren und hoffentlich dann auch mit dem Jubiläum 2022 neu durchzustarten.“
Zurück ins Ursprungscharisma
Einen Wermutstropfen stellten jedoch die dramatischen Spenden-Kürzungen dar, die den Bischöfen in bedürftigen Ländern mitzuteilen waren. Missio Österreich habe seine Zuwendungen an die Zentrale in Rom deshalb nochmals deutlich verstärkt, da insbesondere Priester im Süden oft kein anderes Auskommen als die Sonntagskollekten hätten – die wegen Corona aber dramatisch eingebrochen waren.
„Der Nationaldirektor aus Indien hat jetzt einen Hilferuf gestartet, weil es dort im Nordosten immer noch dramatisch ist. Man kann aber auch sagen, zumindest bei uns hier im Westen, dass die Hilfsbereitschaft eigentlich nicht zurückgegangen ist. Eine negative Situation wie Corona hat eigentlich das Beste an Nächstenliebe in Christen aktiviert oder auch in Nichtchristen, so dass viele Nationaldirektionen im Westen eigentlich nur einen geringen Rückgang an Spenden haben und deshalb jetzt umso mehr geben“.
Eine große Hoffnung der Päpstlichen Missionswerke sei es, dass der Papst die Gründerin des Werkes der Glaubensverbreitung und des lebendigen Rosenkranzes, Pauline Marie Jaricot, aus Anlass des kommenden großen Jubiläums seligsprechen werde, verrät uns P. Wallner. „Das Wunder ist bereits anerkannt, es geht eigentlich nur um die Festsetzung des Termins. Sie hat als eine Frau, eine Laiin, noch dazu eine kränkliche und keineswegs strahlende Gestalt in Lyon dieses weltweite Werk ins Leben gerufen durch ihre Frömmigkeit und ihr Engagement. Also Pauline Marie Jaricot ist Frauenpower pur. Wir brauchen solche Vorbilder. Wir werden deshalb auch – und diese Ankündigung des Präsidenten Dal Toso hat alle überrascht, die Generalversammlung vom 16. bis 23. März in Lyon abhalten. Das wäre natürlich toll, wenn dann auch der Papst käme, den wir normalerweise ja immer treffen…“
Ein Wunsch und eine Hoffung...
Ein weiteres, wenn auch unbequemes, Thema, das aufgekommen sei, stelle die vielerorts mangelnde Unterstützung durch die örtlichen Bischofskonferenzen dar, berichtet Pater Wallner. „Als Päpstliche Werke sind wir ja eigentlich dazu da, in den Diözesen den Apostelnachfolgern, den Bischöfen, zu helfen, den Blick auf die Weltmission offenzuhalten. Und in einigen Ländern fehlt uns sozusagen das Wissen der Bischöfe um den Wert der päpstlichen Missionswerke, um es nicht allzu kritisch ausdrücken, weil es halt mittlerweile so viele Werke und Hilfsorganisationen in den Diözesen gibt.“
Doch gerade durch die besondere Verbundenheit mit dem Papst seien die Missionswerke eigentlich als „Hilfsangebot“ des Papstes an die lokalen Kirchen gedacht, damit diese nicht den Blick auf die Weltmission verlieren, gibt Pater Wallner zu bedenken.
„Das ist ein ganz großes Problem, weil wir gerade im Westen hier ja mit einem Schrumpfen der Kirche zu tun haben, wir uns irgendwie krank fühlen und dann vergisst man, dass die Weltkirche ja groß ist, wachsend in den Ländern des Südens, und dass wir hier großzügig helfen können. Weil 100 Euro, die man hier in Europa gibt, sind 2000 oder 3000 Euro in Uganda wert.“
Und genau dieser Fokus liege auch Papst Franziskus sehr am Herzen, betont Pater Wallner unter anderem mit Blick auf das Missionsjahr, das Papst Franziskus im vergangenen Jahr für seine Nachwuchsdiplomaten eingerichtet hat. „Die Weltkirche ist nicht nur eine Weltkirche des Nordens, sondern auch eine des Südens. Und wer in den diplomatischen Dienst tritt, der muss einfach die Realität des Großteils der Weltkirche kennen. Wir sind eine Missionskirche geworden, eine Kirche in den armen Ländern des Südens. Das können wir statistisch genau sagen, ab 1981 beginnt diese Überproportionalität der Kirche im globalen Süden, während die Kirche im Norden sehr stark und sehr schnell schrumpft. Und wer in die päpstliche Diplomatie geht, der muss einfach diese Ränder kennen, wo die Kirche ist - und deshalb hat der Papst diese Entscheidung getroffen.“
Erfahrungen an den Peripherien der Weltkirche
In die ähnliche Richtung ziele auch ein weiterer Auftrag des Papstes, diesmal an seine Missionswerke, berichtet Pater Wallner. In Österreich habe er dementsprechend zeitnah ein Programm entwickelt, das als Angebot für Priesterseminaristen und junge Ordensleute gedacht ist: Mission auf Zeit, in Ländern wie Kenia, Papua-Neuguinea, Venezuela und anderen. „Das kann missio Österreich organisieren. Bisher haben sich die Seminare noch nicht konkret gemeldet, aber ich habe positive Rückmeldungen, dass das für Seminaristen durchaus interessant sein kann.“ Es sei offensichtlich, dass Priester, die die Weltkirche an den Rändern kennengelernt hätten, mit einem völlig anderen Blick auf die Probleme der hiesigen Ortskirche schauen könnten, betont der Nationaldirektor von missio Österreich… „Dann treten die Probleme, die wir hier oft haben und die in den Pfarreien im Vordergrund stehen, also zum Beispiel ob die Sonntagsmesse jetzt um 9 Uhr beginnt oder um 10 Uhr, sehr in den Hintergrund bei einer ganz anderen Perspektive.“
Genau diese praktischen Anregungen des Papstes gelte es, in den Ortskirchen umzusetzen. Zufrieden zeigt sich P. Wallner über die zahlreichen Priesteramtskandidaten in Österreich. Er hoffe nun, dass viele der Seminaristen und Priester diese Angebote wahrnehmen werden. „Wir hatten vor kurzem einen Priester hier, der in Pakistan war, und der ist völlig verändert zurückgekommen“, zeigt sich Wallner begeistert. „Der hatte vor seiner Priesterweihe in Pakistan eine ganz andere Perspektive auf Kirche und das ist eben sehr wichtig, das ist unsere Hauptaufgabe, sagt der Papst, animatione missionaria, also eine Animation, eine Begeisterung für die Mission zu entdecken.“
(vatican news - cs)
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