Radio Vatikan gedenkt des „Michelangelo der Musik“ mit einer CD
Mario Galgano – Vatikanstadt
Am 27. August 1521 starb in Condé-sur-l'Escaut in Nordfrankreich der flämische Komponist Josquin Desprez, der mehrere Jahre lang im Dienst der Päpste im Kollegium der Kantorenkapläne stand. Der Vatikan erinnert an den Künstler mit einem Konzert in der Sixtinischen Kapelle, das vom Dikasterium für Kommunikation, den Vatikanischen Museen und der Päpstlichen Musikkapelle veranstaltet wird.
Auf seiner langen Reise in Etappen zu den Höfen Frankreichs, Italiens und des Kirchenstaates wurde Josquin Desprez zum „Michelangelo der Musik“, so Maestro Walter Testolin, Leiter des Ensembles „De labyrinto“ und einer der größten Kenner des Werks des flämischen Komponisten, gegenüber Radio Vatikan.
„Er war der erste Musiker, der die Bedeutung des gesungenen Wortes vor alle anderen Dinge stellte. In seinem Werk gibt es eine totale Koexistenz von Wort und Musik, und das macht ihn zur treibenden Kraft der großen Revolution, die ein paar Generationen nach seinem Tod in Italien stattfinden wird und die die Geburt des Madrigals mit sich bringt. Aus dieser Musik wird die Oper geboren.“
Auch Martin Luther kannte und schätzte ihn
Auch im deutschsprachigen Raum war Desprez berühmt. Sein Zeitgenosse Martin Luther nannte ihn „Meister der Noten“, weil er die flämische Lehre des Kontrapunkts und das italienische Prinzip der totalen Harmonie zu vereinen wusste. „Die anderen Meister mussten tun, was die Noten wollten“, erklärte der deutsche Mönch, Urheber der protestantischen Reformation, „aber Josquin war der Meister der Noten, da sie tun mussten, was er wollte“, habe Luther gesagt.
Zwischen 1489 und 1495 war der um die Mitte des 15. Jahrhunderts in Flandern geborene, aber von seiner Tante und seinem Onkel in Condé-sur-L'Escaut adoptierte Musiker im päpstlichen Gesangskollegium, der heutigen Päpstlichen Musikkapelle Sixtina, zunächst bei Innozenz VIII. und dann bei Alexander VI. tätig, für die er einige seiner berühmtesten Messen komponierte.
„Josquin wurde dank seines Genies zum berühmtesten und bekanntesten Musiker des gesamten Abendlandes“, erklärt Maestro Marcos Pavan, Direktor der Päpstlichen Musikkapelle, „denn er hat den bis dahin eher intellektualistischen polyphonen Stil seiner Zeit einen großen Schritt vorangebracht. Die Stücke waren in der Tat mehr für das Auge und den Intellekt als für das Ohr komponiert. Josquin hat es verstanden, der klassischen Polyphonie eine neue Dimension des Ausdrucks von Gefühlen zu verleihen.“
Wie andere Chorsänger der Sixtinischen Kapelle wollte Josquin seinen Namen an der Wand des kleinen Chorraums in der Sixtinischen Kapelle hinterlassen - ein Graffito, das bei Restaurierungsarbeiten Ende des letzten Jahrhunderts wiederentdeckt wurde. „Wahrscheinlich ist es seine Handschrift“, sagt Monsignore Pavan, „denn für die Sänger, die auch Komponisten waren, war es sicherlich ein Privileg, in der Päpstlichen Kapelle mitwirken zu können, und so haben sie in der Sixtinischen Kapelle eine Erinnerung an sich selbst hinterlassen.“
Die Meister Pavan und Testolin werden mit den von ihnen geleiteten Chören die Protagonisten des Festkonzerts zum 500. Todestag Josquins sein, das in der Sixtinischen Kapelle aufgenommen wird. Das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen Vatican Media, Radio Vatikan und Vatican News, der Päpstlichen Musikkapelle und den Vatikanischen Museen wird im Herbst im Handel erhältlich sein.
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.