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Guido Marini an der Seite von Papst Franziskus auf der Segnungsloggia des Petersdoms Guido Marini an der Seite von Papst Franziskus auf der Segnungsloggia des Petersdoms 

Guido Marini: Zeremonienmeister zweier Päpste

Guido Marini sorgte 14 Jahre lang für den reibungslosen Ablauf jeder öffentlichen Papstmesse. Am 1. Oktober 2007 ernannte Papst Benedikt XVI. ihn zum Päpstlichen Zeremonienmeister, und Franziskus behielt ihn an selber Stelle. Nun wird der aus Genua stammende Priester Bischof von Tortona. Papst Franziskus spendet ihm an diesem Sonntag in der Petersbasilika die Bischofsweihe.

Gudrun Sailer - Vatikanstadt

Es wird ein ungewohnter Anblick werden: Guido Marini nicht an der Seite des zelebrierenden Papstes, dezent im Hintergrund, sondern als Weihekandidat, ausgestreckt auf dem Boden, um das Sakrament zu empfangen. Seit 2007 zeichnete Monsignore Marini als päpstlicher Zeremonienmeister für den Ablauf der öffentlich gefeierten Heiligen Messen zweier Päpste verantwortlich, erst im Dienst von Benedikt XVI. und danach von Franziskus.

700 Papstliturgien in 14 Jahren - für zwei Päpste

Fein und schmal, die Hände gefaltet, makelloses Rochett über dem purpurnen Talar, so kannte man Guido Marini. Die Augen hinter randlosen Brillen signalisierten abwechselnd geistliche Sammlung und Konzentration auf äußere Abläufe: Eine Papstmesse ist ein gut organisiertes Werk, und der Zeremonienmeister garantiert wie ein Gütesiegel, dass alles stimmt, nicht nur in der Petersbasilka, sondern auch auf Reisen, egal in welchem Land, in welchem Ritus und bei welchem Wetter. Insgesamt verantwortete Guido Marini in 14 Jahren ungefähr 700 Papstliturgien, unter anderem auch das eindrucksvolle eucharistische Gebet, mit dem Papst Franziskus am 27. März 2020 ein Ende der Corona-Pandemie erflehte; einzig Marini war an jenem Abend mit dem Pontifex auf dem regennassen, leeren Petersplatz.

Guido Marini (rechts) hinter Papst Benedikt XVI.
Guido Marini (rechts) hinter Papst Benedikt XVI.

Spirituell, zurückhaltend, leise

Papst Benedikt XVI. hatte den aus Genua stammenden Priester Guido Marini 2007 zu sich in den Vatikan geholt, weil er einen Zeremonienmeister wünschte, der seine liturgische Sensibilität teilte. Sein Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, ebenfalls aus Genua, empfahl Marini. Der damals 42-jährige Priester hat ein Doktorat in zivilem und Kirchenrecht und einen weiteren Abschluss in Psychologie der Kommunikation, und er war geistlicher Leiter am Priesterseminar gewesen sowie Zeremoniär in der Kathedrale von Genua. Ein zutiefst spiritueller Mensch, zurückhaltend, mit leiser Stimme. Keiner, der sich und seine Vorstellungen aufdrängt.

„im Zeichen der Kontinuität, nicht des Bruches“

Es war eine gelungene Symbiose zwischen dem bayerischen Papst und seinem norditalienischen Zeremonienmeister. Beiden war es ein Anliegen, die immerwährende Schönheit des Gottesdienstes zum Leuchten zu bringen. Nach und nach gewahrten die Gläubigen bei den Papstmessen liturgische Elemente, die sie lange nicht gesehen hatten, wie etwa altehrwürdige goldgewirkte Messgewänder und Mitren, und das Kreuz in der Mitte des Altares. Es war eine gediegene Weiterentwicklung der Papstmesse im Respekt der Tradition, „im Zeichen der Kontinuität, nicht des Bruches“, erklärte Marini in einem Interview 2008.

Zeremonienmeister Guido Marini flankiert Papst Franziskus bei einem Gottesdienst am Kathedra-Altar im Petersdom
Zeremonienmeister Guido Marini flankiert Papst Franziskus bei einem Gottesdienst am Kathedra-Altar im Petersdom

Nüchterner ist hingegen der liturgische Stil von Papst Franziskus. Bei der Heiligen Messe singt der dem Jesuitenorden angehörende Pontifex nicht, und wegen eines orthopädischen Problems verzichtet er auf die Kniebeuge bei der Wandlung. Überhaupt kehrte bei den Papstliturgien eine ästhetische Kargheit ein, die Rom in dieser Form gar nicht kannte. Viele dachten, Marinis Tage als Zeremonienmeister seien gezählt. Doch Franziskus bestätigte ihn im Amt. So findet sich das eine oder andere Element aus der liturgischen Handschrift Benedikts auch in Franziskus-Messen, etwa das Kreuz, das nach wie vor in der Mitte auf dem Altar steht. Und das Verhältnis zwischen dem Papst und seinem Zeremonienmeister war in den vergangenen achteinhalb Jahren augenscheinlich von Respekt, gar Herzlichkeit getragen.

 

Er ist etwas ergraut in diesen 14 Jahren im Amt, Monsignore Marini. Interviews gibt er nicht gerne. Wer ihn kennt, sagt über ihn, er sei geistlich derart durchformt, dass er Äußerlichkeiten keinen übergroßen Wert beimisst. Seine Vorliebe für klassische Ausdrucksformen im Gottesdienst sei offensichtlich, aber für ihn selbst am Ende zweitrangig. Mit Papst Franziskus – so wie damals auch mit Papst Benedikt - teilt der Zeremonienmeister die Auffassung, dass Liturgie ein Weg zu Gott ist. Ein Weg, der durch verschiedene Landschaften und doch zum selben Ziel führen kann.

Die Zeremonienmeister im Vatikan

Das Amt des päpstlichen Zeremonienmeisters hat eine lange Tradition im Vatikan. Vom 15. Jahrhundert an begannen Zeremonienmeister über die Feiern am päpstlichen Hofe Buch zu führen, so der aus dem Elsass stammende Johannes Burckardt (etwa 1450 bis 1506) oder der von Michelangelo im „Jüngsten Gericht“ in der Sixtinischen Kapelle verewigte Paride de Grassi. Die Mitschriften beider Prälaten wurden zu Fundgruben für Renaissance-Forscher. Und sie setzten Maßstäbe: Bis heute protokollieren die Zeremonienmeister sämtliche liturgischen Akte der Päpste. Ihre Aufzeichnungen wandern ins Archiv des Amtes, das vom vatikanischen Geheimarchiv unabhängig ist.

Eine besondere Rolle spielt der päpstliche Zeremonienmeister bei der Wahl eines neuen Papstes. Er zieht mit den Kardinälen in die Sixtinische Kapelle ein, dem Ort des Konklaves, und assistiert bei dem Eid auf Geheimhaltung, den jeder Kardinal leisten muss. Mit den Worten „extra omnes“ - „alle hinaus“ - fordert er die noch vorhandenen Nichtwähler zum Verlassen der Kapelle auf. Danach schließt der Zeremonienmeister die schweren Türflügel der Sixtina von außen, und innen beginnt die Wahl.

Guido Marini hat dieses Ritual 2013 geleitet. Sein Nachfolger im Amt ist der Kurienpriester Diego Giovanni Ravelli, der bereits seit 2006 als Zeremoniär mit Guido Marini in einem Team war; die Kontinuität in Papstliturgien ist gesichert.

(vatican news)

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16. Oktober 2021, 07:35