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Kardinal Kurt Koch Kardinal Kurt Koch 

Kardinal Koch: „Ägäis-Reise war ein großer ökumenischer Schritt“

Auch Tage nach der Reise des Papstes nach Zypern und Griechenland prägen die Begegnungen und Reden von Franziskus und der orthodoxen Gastgeber den ökumenischen Dialog, wie der Ökumene-Beauftragte des Vatikans, Kardinal Kurt Koch, im Interview mit Radio Vatikan sagt.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Die 35. Auslandsreise von Papst Franziskus sei in ökumenischer Hinsicht nicht nur erfolgreich, sondern auch bedeutend für den weiteren ökumenischen Dialog. Davon ist der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen überzeugt. Der Schweizer Kurienkardinal sagt gegenüber Radio Vatikan:

„Im Rückblick kann man sagen, dass das Fazit aus ökumenischer Sicht die Reise ganz sicher ein großer Schritt einer Vertiefung der Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und den orthodoxen Kirchen in Zypern und Griechenland war. Die Begegnungen von Papst Franziskus mit den Verantwortlichen dieser Kirchen - vor allem mit dem Erzbischof Chrysostomos in Nikosia auf Zypern und mit dem Erzbischof Hieronymos in Athen in Griechenland – waren sehr herzlich und denke auch die die Ansprachen, die gehalten worden sind von orthodoxer Seite wie vom Heiligen Vater her haben gezeigt, dass eine große Wertschätzung und gegenseitiger Respekt bestehen. Und in diesem Sinne bin ich überzeugt, dass dies gute Schritte in die Zukunft gewesen sind.“ Was Kardinal Koch besonders positiv aufgefallen sei, war insbesondere die gegenseitige Wertschätzung, die zum Ausdruck gebracht wurde:

Hier das Interview mit Kardinal Kurt Koch

„Was die orthodoxe Seite am Papst schätzt und was der Papst an den orthodoxen Kirchen schätzt, kam zum Ausdruck und daneben sind auch Probleme benannt worden. Ganz deutlich kam auf Zypern, ein geteiltes Land, die Bitte um Hilfe, damit dieses politische Problem gelöst werden kann. In der Ansprache von Erzbischof Hieronymos ging es vor allem auch um die Vergangenheit.“

Entschuldigung kam gut an

Der Papst habe sich öffentlich bei den Orthodoxen für die auf katholischer Seite begangenen Fehler entschuldigt und dies zeige, was es in der Ökumene bedarf, nämlich der Aufarbeitung der Vergangenheit und dem Bewusstsein, dass es sich schließlich um eine Kirche handele. Koch:

„Ich glaube schon, dass das ein positives Zeichen ist, wenn die Orthodoxen zur Überzeugung kommen, dass auch die Katholiken ein ehen, welche Fehlverhalten es in der Geschichte gegeben hat, die schlussendlich zu einer Entfremdung geführt haben. Man kann in der Beziehung zwischen Ost und West sowieso nicht von einer Spaltung reden. Es gibt eigentlich keine Spaltung, es gibt eine Aufkündigung der Kommunion und es scheint mir sehr wichtig zu sein, dies sichtbar zu machen, was das Ziel der ökumenischen Bewegung ist: die Wiederherstellung der Kirchengemeinschaft und die Wiederherstellung auch der Eucharistie Gemeinschaft.“

Der Papstbesuch in Nikosia auf Zypern
Der Papstbesuch in Nikosia auf Zypern

Es sei deshalb nicht richtig, wenn wir immer von den zwei Kirchen reden, fügt der Schweizer Kurienkardinal an. Und das wiederzufinden sei die Aufgabe der Gläubigen.

Bei den konkreten Kooperationsanliegen habe die Reise auch die Herausforderung mit den Flüchtlingen aufgezeigt, so Kardinal Koch. „Aus ökumenischer Sicht sind dies natürlich gemeinsame Herausforderungen und wenn der Papst nach Griechenland geht, um dort die Flüchtlinge zu besuchen, dann besucht er natürlich ein groß mehrheitlich orthodoxes Gebiet und bringt damit zum Ausdruck, dass das Engagement für die Flüchtlingskrise eine gemeinsame Herausforderung von Orthodoxen und Katholiken ist. Die orthodoxen Kirchenführer haben das auch angesprochen in ihren Reden, dass sie dieses Engagement begrüßen.“

Was wir von den Orthodoxen lernen können

Umgekehrt könnten auch die Orthodoxen der katholischen Kirche helfen. Hier sei an die große Weltsynode 2023 erinnert. Papst Franziskus hat immer wieder betont, dass die katholische Kirche viel von dem Synoden-Verständnis und Erfahrung der Orthodoxen lernen könnte. Kardinal Koch:

„Papst Franziskus hat in beiden Ansprachen bei den orthodoxen Erzbischöfen dieses Thema angesprochen. Er brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass wir von den orthodoxen Kirchen etwas lernen. Wir können in Evangelii nuntiandi – in seinem Apostolischen Schreiben – dies einsehen und da sagt er ja, dass der Kern der ökumenischen Beziehungen der Austausch der Gaben sei. Wir können voneinander viel lernen.“

Der orthodoxe Erzbischof Hieronymos und Papst Franziskus
Der orthodoxe Erzbischof Hieronymos und Papst Franziskus

Dies gelte insbesondere was die Synodalität und Kollegialität betreffe, da die orthodoxen Kirchen in dieser Hinsicht eine größere Tradition hätten als die katholische Kirche. „Synodalität ist etwas ganz anderes als etwa Parlamentarismus, wie Papst Franziskus dies immer wieder in Erinnerung ruft. Natürlich gibt es kein allgemeines Konzept von Synodalität bei den Orthodoxen. Jede orthodoxe Kirche hat ihr eigenes synodale System, aber wir können dennoch sehr viel lernen und das Zweite, was auch wichtig ist, betrifft die Synodalität, die nicht die Alternative zur Primatialität ist, sondern Synodalität und Primatialität gehören immer zusammen. Es gibt keine Synode ohne einen Primus und es gibt keinen Primus ohne eine Synode in der Orthodoxie.“

Dass es mit dem ökumenischen Dialog weiter gehe, zeige sich jetzt auch mit den Treffen und Audienzen in diesen Tagen im Vatikan. So war der Interims-Generalasekretär des Weltkirchenrates Sauca beim Papst und in wenigen Tagen wird der russische Metropolit Hilarion Franziskus besuchen. „Was sie mit dem Papst sprechen, werden wir dann sehen und können da vielleicht mehr dazu sagen“, so Kardinal Koch. Franziskus hatte bei seiner Rückkehr aus Griechenland seine Bereitschaft bekundet Moskau zu besuchen beziehungsweise auch an einem anderen Ort den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill, den er am 12. Februar 2016 erstmals auf Kuba traf.

(vatican news)

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10. Dezember 2021, 12:34