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Kardinal Pietro Parolin im Interview zur bevorstehenden Papstreise Kardinal Pietro Parolin im Interview zur bevorstehenden Papstreise 

Papstreise: „Pilger der Einheit und Geschwisterlichkeit“

Als „Pilger der Einheit und Geschwisterlichkeit“ will Franziskus ab Donnerstag zunächst Zypern und dann Griechenland besuchen: So fasst Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin das Ziel der fünftägigen Papstreise zusammen. Im geteilten Zypern werde Franziskus die Hoffnung auf einen „aufrichtigem“ Dialog der Konfliktparteien bekräftigen, so der Vatikanvertreter, überhaupt sei die Reise Gelegenheit, den Wert gemeinsamer und multilateraler Lösungen vor Augen zu führen.

Massimiliano Menichetti – Vatikanstadt

Mit seiner Reise nach Zypern und Griechenland begebe sich der Papst wie ein „Pilger“ zu den Ursprüngen der Kirche, lenkte der Kardinal im Interview mit Radio Vatikan zunächst den Blick auf die kirchengeschichtliche Dimension dieser 35. Auslandsreise des Papstes.

„Wir erinnern uns, dass diese Länder durch apostolische Routen großer Bedeutung gekennzeichnet waren, die auf die Apostel Barnabas und Paulus verweisen. Es ist eine Rückkehr zu diesen Ursprüngen, eine ,Wiederentdeckung‘ - wie der Papst sagt - ,der Freude des Evangeliums‘. Dieses Thema zieht sich durch das gesamte Pontifikat. Der Papst vertraut seine Pilgerreise wie immer dem Gebet an und bittet um das Gebet aller.“

Die zwei Logos der Papstreise
Die zwei Logos der Papstreise

Hoffnung auf eine Dialog-Lösung für Zypern

Wie alle Reisen des Papstes sei auch diese Reise vom „Geist der Begegnung“ inspiriert, erinnert Parolin. Franziskus wird auf Zypern und in Griechenland Vertreter der katholischen und orthodoxen Kirche, aus Politik und Zivilgesellschaft sowie Flüchtlinge und Migranten treffen. Den ersten Halt macht der Papst am Donnerstag auf Zypern, das seit 1974 in zwei Gemeinschaften geteilt ist, die griechisch-zyprische und die türkisch-zyprische. Was kann die Anwesenheit des Papstes angesichts dieser politischen Situation bewirken? Dazu Parolin:

„Es handelt sich um eine sehr, sehr heikle und besorgniserregende Situation... Im April dieses Jahres fanden in der Schweiz Verhandlungen mit dem Präsidenten der Republik Zypern und den Behörden des nördlichen Teils Zyperns statt – unter Schirmherrschaft der UNO und in Anwesenheit der Bürgschaftsländer Griechenland, Türkei und Großbritannien. Leider führte auch diese Verhandlungsrunde nicht zu zufriedenstellenden, konkreten Ergebnissen, sondern endete praktisch in einer Sackgasse. Ich glaube, dass der Papst die Position, die Hoffnung und die Ermahnung des Heiligen Stuhls bekräftigen wird, nämlich dass das Zypern-Problem durch einen aufrichtigen und loyalen Dialog zwischen den beteiligten Parteien gelöst werden kann, der immer das Wohl der gesamten Insel im Auge hat. Es handelt sich also um eine Bestätigung der Linie des Heiligen Stuhls, die an Ort und Stelle bekräftigt wird, in der Hoffnung, dass dies eine andere Wirkung hat als eine Verkündigung aus der Ferne.“

Zum Nachhören: Kardinal Parolin im Radio-Vatikan-Interview zur Reise von Papst Franziskus nach Zypern und Griechenland

Große Probleme brauchen vereinte Kräfte

Die Papstreise in die Mittelmeer-Länder Zypern und Griechenland biete Gelegenheit, den Wert gemeinsamer und multilateraler Lösungen vor Augen zu führen, macht Kardinal Parolin auch mit Verweis auf andere Herausforderungen deutlich, mit denen die Region zu tun hat – etwa Migration:

„Das Mittelmeer entfernt uns, das Mittelmeer bringt uns einander näher, aber die Bemühungen aller Länder und aller Völker, die um dieses Becken herum leben, müssen darin bestehen, es von einem Raum der Trennung in eine Gelegenheit der Begegnung zu verwandeln! Leider erleben wir heute das Gegenteil: so viele Spannungen auf geopolitischer Ebene, in deren Mittelpunkt das Mittelmeer steht, und dann das Phänomen der Migration. Der Papst sagt etwas sehr Schönes, das ein wenig von der Idee aufgreift, die er während der Zeit der Pandemie entwickelt hat, nämlich wenn er sagt: ,Wir sitzen in einem Boot‘... Und hier sagt er: ,Wir müssen gemeinsam segeln‘.

Meiner Meinung nach bedeutet diese Aufforderung, gemeinsam zu segeln, dass wir mit so vielen Problemen konfrontiert sind, dass wir Notfälle haben wie die Pandemie, die wir noch nicht ganz überwunden haben, wie die des Klimawandels - das haben wir in den letzten Tagen in Glasgow gehört - oder wir haben chronische Phänomene wie Krieg, Armut, Hunger... Angesichts dieser großen Phänomene, dieser großen Probleme und Schwierigkeiten müssen wir also geschlossen auftreten, wir müssen ein gemeinsames, geteiltes, multilaterales Konzept haben. Dies ist der einzige Weg, die Probleme der heutigen Welt zu lösen.“

Johannes Paul II. besuchte 2001 Athen; Benedikt XVI. war 2010 auf Zypern
Johannes Paul II. besuchte 2001 Athen; Benedikt XVI. war 2010 auf Zypern

Eine Botschaft an Europa und die ganze Welt

„Rückkehr zu den Quellen unseres wahren Menschseins“

Papst Franziskus wende sich mit dieser Botschaft zunächst an Europa, das er auffordere, „seine Wurzeln und Einheit jenseits der verschiedenen Visionen, die nebeneinander bestehen können, wiederzuentdecken“, wie Parolin formuliert. Gerade der Blick auf die Lage der Flüchtlinge enthalte aber auch eine Botschaft an die ganze Welt, betont der Kardinal:

„Gleichzeitig wendet er sich an die gesamte Menschheit, denn ich denke, dass das Phänomen der Migration unsere Menschlichkeit in Frage stellt und hervorhebt: wie wir mit dieser Realität umgehen, wie wir mit den Menschen umgehen. In den letzten Tagen hat der Papst diesen Punkt immer wieder betont, und ich glaube, er wird ihn erneut betonen, auch im Zusammenhang mit seinem Besuch auf Lesbos, wo er vor fünf Jahren war. Also eine Rückkehr zu den Quellen, eine Rückkehr zu den Quellen unseres wahren Menschseins.“

Nach seinem Wunsch für diese Reise gefragt, antwortet der Kardinalstaatssekretär:

„Mein Wunsch ist derselbe wie der des Papstes, dass es eine Reise zurück zur Quelle des Evangeliums, zurück zur Quelle der Geschwisterlichkeit wird. Ich beziehe mich vor allem auf das Treffen mit unseren orthodoxen Brüdern, sowohl mit der orthodoxen Kirche Zyperns als auch mit der Kirche Griechenlands, in der Person des Primas von Zypern und des Erzbischofs von Athen. Und dann offensichtlich an die Quelle der Geschwisterlichkeit auch mit Katholiken, sagt der Papst so deutlich. Sie sind nicht zahlreich, aber sie sind lebendig, sie sind multiethnisch zusammengesetzt, und auch darin sehen wir den Reichtum der katholischen Kirche. Dann eine Rückbesinnung auf die Quellen, wie gesagt, unserer Menschlichkeit. Ich glaube, das sind die Wünsche, die wir für diesen Besuch des Papstes in Zypern und Griechenland formulieren können.“

(vatican news – pr)

 

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01. Dezember 2021, 14:55