„Alter Ritus“: Vatikan präzisiert Anweisungen des Papstes
Mit einem Schreiben an die Bischofskonferenzen, das an diesem Samstag bekannt wurde, antwortet der Präfekt der Liturgie-Kongregation auf die häufigsten „dubia“, also Zweifel und Fragen, die aus den Ortskirchen eingegangen sind. Damit werden einige der Anweisungen von Papst Franziskus präzisiert.
Das Schreiben von Erzbischof Arthur Roche bietet „responsa“, also Antworten, die vom Papst genehmigt wurden. Es ist auf der Internetseite der Kongregation einzusehen. Roche betont, es gehe bei jeder Norm allein darum, „das Geschenk der kirchlichen Gemeinschaft zu bewahren“.
Von Benedikt zu Franziskus
Papst Benedikt XVI. hatte 2007 mit dem Apostolischen Schreiben „Summorum Pontificum“ die römische Liturgie in der Gestalt vor der Reform von 1970 rehabilitiert. Er anerkannte sie als „außerordentliche Form“ des einen römischen Ritus. Damit kam er unter anderem der Gemeinschaft der schismatisch orientierten Piusbrüder entgegen.
Franziskus anerkannte mit „Traditionis custodes“, dass es Benedikt mit seiner Entscheidung um die Einheit der Kirche gegangen sei. Allerdings werde der frühere Ritus häufig gegen die Liturgiereform des Konzils in Stellung gebracht, was der Einheit der Kirche schade. Franziskus nahm darum die Anerkennung des früheren Ritus als „außerordentliche Form“ zurück und erließ restriktive Bestimmungen für die Feier der sogenannten „Alten Messe“.
Präzisierung der Regeln
Diese Bestimmungen werden in dem jetzt bekanntgewordenen Text in einigen Punkten präziser gefasst. Da geht es etwa um die Frage, ob der vorkonziliare Ritus auch in einer Pfarrkirche gefeiert werden darf. Die Antwort: Ja – wenn es nicht möglich ist, eine andere Kirche oder Kapelle dafür zu finden.
Die Feier darf aber nicht in den Zeitplan der Pfarrmessen im „ordentlichen“ Ritus eingefügt werden. Damit sollen die Gläubigen, die im früheren Ritus zelebrieren wollen, nicht ausgegrenzt werden; vielmehr will die Regel sicherstellen, dass die Messe im früheren Ritus ein begrenztes Zugeständnis ist, kein Teil des normalen Lebens der Pfarrgemeinde.
Negativ bescheidet der Vatikan die Anfrage, ob außer der Eucharistie nicht auch andere Sakramente im früheren Ritus gefeiert werden dürfen. Stattdessen sollten die Gläubigen „zu einem vollen Verständnis des Wertes der rituellen Form“ hingeführt werden, die sich aus der Liturgiereform ergibt.
Ortsbischöfe hätten prinzipiell die Pflicht, sich für eine Rückkehr zur einheitlichen Zelebrationsform einzusetzen, so die neuen Richtlinien des Vatikan. Der geeignete Weg dafür sei ein „mitbrüderlicher Austausch“. Neben etlichen Detailaspekten gehen die „Responsa“ auch auf die Frage ein, ob die Erlaubnis zur Feier des alten Ritus zeitlich begrenzt sein kann. Das sei „nicht nur möglich, sondern empfehlenswert“. Am Ende des festgelegten Zeitraums solle der Bischof überprüfen, ob alles mit der vom Papst festgelegten Ausrichtung übereinstimme.
Konsultieren? Nein: Genehmigung einholen
Wichtig ist eine Präzisierung aus der Liturgie-Kongregation, die Neupriester betrifft, welche im früheren Ritus zelebrieren wollen. Franziskus hatte dazu angeordnet, dass der zuständige Bischof in einem solchen Fall den Vatikan „konsultieren“ solle. Jetzt wird nachgeschärft: Der Vatikan muss in solchen Fällen ausdrücklich seine Genehmigung erteilen.
Hat ein Priester werktags für die Gläubigen in einer Pfarrei im neuen Ritus zelebriert, darf er nicht erneut im älteren Ritus zelebrieren, weder mit einer Gruppe noch privat. Ausbilder in den Priesterseminaren sollen ihren Zöglingen den Wert der Liturgiefeier in dem Ritus nahebringen, der auf den Reformen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil beruht.
Mit seinen Regeln im Bereich der sogenannten „Alten Messe“ verfolgt Papst Franziskus ein Ziel, das er in „Traditionis custodes“ so formuliert hat: „in der beständigen Suche nach der kirchlichen Gemeinschaft weiter fortzuschreiten“. Das Schreiben aus der Liturgie-Kongregation zitiert diesen Halbsatz und urteilt: „Es ist traurig zu sehen, wie das tiefe Band der Einheit - die Teilhabe an dem einen gebrochenen Brot (...) - zu einem Grund für Spaltung wird".
„Liturgiereform ist unumkehrbar"
Die Liturgiereform sei „unumkehrbar", bekräftigt der Vatikan mit einem Papst-Zitat. Bischöfe und Verantwortliche in der Kirche sollten sich „nicht zu unnützen Streitereien hinreißen lassen", bei denen „das Rituelle oft für ideologische Ansichten instrumentalisiert" werde.
„Vielmehr sind wir alle aufgerufen, den Wert der Liturgiereform wiederzuentdecken, indem wir die Wahrheit und Schönheit des Ritus bewahren, die sie uns geschenkt hat. Wir sind uns bewusst, dass eine erneuerte und kontinuierliche liturgische Bildung sowohl für die Priester als auch für die Laien notwendig ist, um dies zu verwirklichen.“
(vatican news – sk)
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