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Vatikan: Studientagung will „Rätsel Caravaggio“ lösen

Das italienische Malergenie, einst ein umstrittener Rebell, übt auch 400 Jahre nach seinem Tod noch große Faszination aus. Kein Wunder also, dass die Vatikanischen Museen Caravaggio nun eine Online-Konferenz widmen wollten.

Paolo Ondarza und Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt

Um Caravaggio (1571-1610) – mit bürgerlichem Namen Michelangelo Merisi – ranken sich viele Legenden. Doch die meisten halten einer näheren Betrachtung nicht stand. Zum Beispiel die Behauptung, der italienische Barock-Maler sei ein Atheist, ja gar ein Häretiker gewesen. Eine Studientagung will nun mit diesen und ähnlichen Klischees aufräumen. „1951-2021: Das Rätsel “Caravaggio". Neue Studien im Vergleich“: so lautet der Titel der Konferenz auf der Zoom-Plattform der römischen Universität „La Sapienza“ und der „Urban Academy of the Arts“, bei der vierzig internationale Experten darüber diskutieren, wie es um Caravaggios Glauben bestellt war. 

Caravaggio, Die Bekehrung des Paulus
Caravaggio, Die Bekehrung des Paulus

Zwei wichtige Jahrestage

Anlass sind zwei bedeutende Jahrestage: der 450. Jahrestag der Geburt des italienischen Malergenies und der 70. Jahrestag der Mailänder Ausstellung, die im Frühjahr 1951 die Wende brachte und den italienischen Barock-Maler endlich als das anerkannte, was er war: einer der ganz Großen seiner Kunst.

Caravaggio, Der ungläubige Thomas
Caravaggio, Der ungläubige Thomas

Ein Gigant der Kunstgeschichte

Bis dahin hatte die Geschichtsschreibung Caravaggio nämlich nicht zu den Giganten der Kunstgeschichte gezählt. Und das sieht man – wie Barbara Jatta, die Direktorin der Vatikanischen Museen, bei der Eröffnung der Konferenz erklärte – auch an einer wichtigen Tatsache: an der auf Geheiß Pius’ XI. von Luca Beltrami entworfenen und 1932 eingeweihten Fassade der Vatikanischen Pinakothek sind die Namen der bedeutendsten Vertreter der italienischen Kunst aufgeführt, Caravaggios Name aber fehlt.

Zum Nachhören

 

„Die fünf Namen, die auf goldenem Grund in roten Lettern an der Fassade geschrieben stehen und auf die Urheber der bedeutendsten Kunstwerke in der Pinakothek verweisen, sind Raffael, Leonardo, Tizian, Melozzo, Perugino und Giotto,“ betont Jatta. „Caravaggio galt noch in den 1930er Jahren als Häretiker, als jemand, der viel zu ungeschliffen war, um das Heilige darzustellen. Doch dieses Bild konnte dank der Studien, die in den letzten 70 Jahren durchgeführt wurden, berichtigt werden. Heute weiß man, dass Caravaggio seinen Glauben sehr wohl praktiziert hat: er hat an den Liturgien seiner Zeit teilgenommen, und er hat sich auch selbst in Werken dargestellt, die religiösen Charakter hatten.“

Caravaggio, Grablegung Christi
Caravaggio, Grablegung Christi

Die Grablegung Christi: ein Kunstwerk mit einer bewegten Geschichte

Die Vatikanischen Museen beherbergen übrigens ein Gemälde, das viele als das unbestrittene Meisterwerk des langobardischen Malers ansehen: die Grablegung Christi. Als die Pinakothek in den 1930er Jahren eingerichtet wurde, erhielt es in der „Sala Barocca“ einen Ehrenplatz.

„Das Werk stammt aus der römischen Kirche Santa Maria in Vallicella. Im Zuge des napoleonischen Feldzugs wurde es nach Paris gebracht und im Louvre ausgestellt,“ weiß die Direktorin der Vatikanischen Museen zu berichten. „1815 konnte es dank Canova nach Rom, in den Vatikan, zurückgebracht werden. Es ist ein Zeugnis der großen Frömmigkeit des Künstlers und seiner Auftraggeber“.

Als der Stern Napoleons im Sommer 1815 endgültig untergegangen war, hatte Papst Pius VII. die Möglichkeit gekommen gesehen, die Kunstsammlungen des Vatikans nach Rom zurückzuholen. Und diese Aufgabe hatte er nicht einem Diplomaten anvertraut, sondern dem bedeutendsten italienischen Bildhauer seiner Zeit: Antonio Canova.

Ein Leben voller Licht und Schatten

Das bewegte Leben Caravaggios ist noch immer von Schatten umgeben. Eines der Ziele der Konferenz ist es, Licht in diese Schatten zu bringen. Zu den erörterten Themen gehören die Beziehung des Malers zu seinen Eltern; die Gründe, warum er Mailand verließ; seine Ankunft in Rom und sein stilistischer Einfluss auf die Malkunst seiner Zeit – von Spanien bis Lateinamerika.

Ein Format, das viele Menschen erreicht...

Durch das Online-Format des Symposiums können viele Menschen erreicht werden. Jeder der fünf Konferenztage (12., 19., 21., 26. und 28. Januar) besteht aus zwei Arbeitssitzungen, bei denen die Teilnehmer auch Fragen stellen können. Weitere Informationen finden Sie auf der folgenden italienischen Website.


(vaticannews – skr)
 

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13. Januar 2022, 12:45