Abu Dhabi: Der Erfolg hat viele ... Brüder
Aber das Dokument hat auch soziale, wirtschaftliche, politische Ambitionen: Darauf macht jetzt der kanadische Kardinal Michael Czerny aufmerksam. Der Jesuit leitet übergangsweise das päpstliche „Sozial-Ministerium“ – und findet sich zuständig für die in dem Dokument aufgeworfenen Themen.
„Der Name unseres Dikasteriums – für den ganzheitlichen Fortschritt des Menschen – ist ja gewissermaßen eine Übersetzung von ‚menschliche Geschwisterlichkeit‘“, so Czerny in einem Interview mit Radio Vatikan. „Das heißt, wir beschäftigen uns mit all diesen sozialen, wirtschaftlichen oder politischen Faktoren, die auch im Dokument eine Rolle spielen. Wir wollen ein würdiges Leben für jeden einzelnen und für alle, mit einem Horizont der Hoffnung, und das Dokument kann uns dafür als Handlungsanleitung dienen.“
Czerny liest das Brüderlichkeits-Dokument durch seine Brille
Darum feiert man jetzt nicht nur im päpstlichen Dialograt, sondern auch in Czernys Haus den dritten Jahrestag des Dokuments. Und weil Czerny vor allem für das Thema Migranten und Flüchtlinge zuständig ist, liest er auch den Abu-Dhabi-Text vor allem durch diese Brille.
„Die Herausforderung ist wichtig, weil Migration von Menschen seit den Anfängen ein Faktor ist. Heute bekommen wir das, auch durch die Medien, stärker mit – aber vielleicht wird uns dadurch auch bewusster, dass jeder etwas für die Aufnahme dieser Brüder und Schwestern tun kann. Es ist schade, dass dieses Phänomen der Migration so stark von Rhetorik und Ideologie vereinnahmt wird; eigentlich ist es doch eine Gelegenheit, als Person und als Volk zu wachsen.“
Interreligiöser Meilenstein - aber nicht nur
Was Kardinal Czerny da sagt, steht eigentlich nicht so ausdrücklich in dem Dokument, das da vor drei Jahren in den Emiraten von Papst Franziskus und Großscheich Ahmed al-Tayyeb unterzeichnet wurde – aber das Streben nach „Brüderlichkeit aller Menschen“ hat eben viele Facetten. Sicher ist, dass das Dokument dem katholisch-islamischen Miteinander einen wichtigen Schub gegeben hat. Ob sich daraus aber noch weitere Allianzen im Sinne Czernys ergeben, die unsere Gesellschaften auf mehr Geschwisterlichkeit hin umbauen, ist noch gar nicht so klar.
Immerhin sitzt Czerny auch in der internationalen Kommission, die einen eigenen Preis für menschliche Geschwisterlichkeit vergibt. Daraus könnte sich mit etwas Glück eine Art katholisch-islamischer Nobelpreis entwickeln.
„Wir haben neue Kandidaten für den Preis gefunden, der Ende Februar in Abu Dhabi verliehen werden soll – und ich hoffe ja, dass uns das auch die Augen öffnet für die vielen, vielen Menschen um uns herum und in anderen Teilen der Welt, die Hoffnung für die Menschheit verbreiten durch das, was sie tun! Der Mangel an Hoffnung ist vielleicht die schlimmste Folge von Corona. Vielleicht kann der Preis uns das Herz und die Augen öffnen, damit wir sehen, dass die Zukunft auch große Verheißungen für uns birgt.“
(vatican news - sk)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.