Heute vor 100 Jahren: Wahl von Pius XI.
Die Leitung des Senders wurde dem Jesuitenorden übertragen, das Hauptsendezentrum am vatikanischen Hügel eingerichtet. Am 12. Februar 1931 wurde um 16.30 Uhr mit einer von Papst Pius XI. gesprochenen Botschaft die erste Sendung ausgestrahlt.
Pius XI. war von 1922 bis 1939 Papst. Auf den Spuren Leos XIII. widmete er sich der Soziallehre und hat diesen Begriff auch nachhaltig geprägt.
Pius XI.:Jurist, Historiker, Alpinist
Achille Ratti, am 31. Mai 1857 als Sohn eines Spinnerei-Besitzers nahe Mailand geboren, galt als kompetenter Jurist und Historiker. Der italienischen Öffentlichkeit war er zudem als Alpinist bekannt. Ratti stand als junger Mann auf dem Mont Blanc, dem Matterhorn und der Dufourspitze; zudem sind einige Erstbesteigungen mit seinem Namen verbunden.
1911 holte Pius X. Ratti, damals Präfekt der Biblioteca Ambrosiana, nach Rom an die Vatikanische Bibliothek. Benedikt XV. ernannte ihn 1918 zum Nuntius in Warschau, wo Ratti auch zum Erzbischof geweiht wurde. 1920 war er päpstlicher Kommissar in Oberschlesien, Ost- und Westpreußen, wo laut Versailler Vertrag die Bevölkerung abstimmen sollte, ob sie zum Deutschen Reich oder Polen gehören wollte.
Kritiker des Nationalismus
In seinen ersten Schriften stellte sich Pius in die Nachfolge des Friedenspapstes Benedikt XV. (1914-1922). Er kritisierte den Nationalismus ebenso wie die harten Bedingungen der Siegermächte im Versailler Vertrag. Dieser Friede sei „nicht in die Herzen geprägt“. Ende 1925 setzte er das Christkönigsfest ein, um alle Herrschenden daran zu erinnern, wer der wahre Herrscher sei.
Unterzeichnung der Lateranverträge
Am 11. Februar 1929 wurden die Lateranverträge unterzeichnet: die Gründung des Staates der Vatikanstadt, ein Konkordat sowie ein Finanzabkommen zur Entschädigung für den 1870 untergegangenen Kirchenstaat, durch das die Vatikanstadt Unabhängigkeit erlangt hat.
Der auf Effizienz bedachte Jurist schloss Abkommen des Heiligen Stuhls mit Lettland (1922) und Bayern (1924), 1925 und 1927 folgten Polen und Litauen, dann Rumänien. 1929 schloss Preußen, 1932 Baden ein Konkordat mit dem Heiligen Stuhl. Anhand dieser Abkommen sind die Rechte der entsprechenden deutschen Domkapitel bei einer Bischofswahl geregelt. Österreich und das Deutsche Reich folgten 1933. Zwar hatten die Verhandlungen schon vor Hitlers Machtübernahme begonnen, doch verschaffte es dem NS-Regime internationales Prestige.
Enzyklika „Mit brennender Sorge“
Keine vier Jahre später, im März 1937, protestierte Pius XI. in seiner Enzyklika „Mit brennender Sorge“ gegen die vielfachen Konkordatsverletzungen. Zugleich brandmarkte er die NS-Weltanschauung als Neuheidentum: „Wer die Rasse, oder das Volk, oder den Staat, oder die Staatsform... zur höchsten Norm aller, auch der religiösen Werte macht und sie mit Götzenkult vergöttert, der verkehrt und fälscht die gottgeschaffene und gottbefohlene Ordnung der Dinge.“
Kritik am Antisemismus der Nazis kam darin nur verklausuliert vor. Im Juni 1938 äußerte sich der Papst vor belgischen Katholiken deutlicher: Moderner Antisemitismus sei mit der biblischen Tradition unvereinbar. Ein noch schärferer Text gegen Nationalismus, Faschismus und Antisemitismus soll am 10. Februar 1939, dem Todestag Pius' XI., auf seinem Schreibtisch gelegen haben. Sein Nachfolger, Pius XII. ließ ihn unveröffentlicht.
Weiteres Schaffen
Papst Pius XI. nahm auch viele Heilisprechungen vor, darunter die von Albertus Magnus, Thomas More, Peter Canisius, Konrad von Parzham und Don Bosco. Die hl. Theresia vom Kinde Jesus hat er besonders verehrt. Kein Wunder also, dass er auch den Bau der Basilika in Lisieux unterstützt hat. 1925 fand unter Pius XI. außerdem das erste Heilige Jahr des 20. Jahrhunderts statt.
Pius XI. hat insgesamt 30 Enzykliken verfasst, darunter auch die Erziehungsenzyklika Divini illius magistri (1929), in der katholischen Religionsunterricht und katholische Schulen forderte. Er verurteilte den „sozialen Modernismus“ und entwickelte positive Leitlinien für eine friedfertige Gesellschaftsordnung auf dem Fundament der katholischen Religion.
Als er im Sterben lag, verfügte er, dass eine Flasche seines besten Weines „für meinen Nachfolger im Jahr 2000“ aufgehoben werden sollte. Ob Johannes Paul II. diese Flasche jemals erhalten hat, ist nicht bekannt.
(vaticannews/domradio/divers – skr)
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