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Erzbischof Visvaldas Kulbokas ist Nuntius in der Ukraine Erzbischof Visvaldas Kulbokas ist Nuntius in der Ukraine 

Ukraine: Nuntius harrt in Kiew aus

Erzbischof Visvaldas Kulbokas teilt das Schicksal zahlreicher Ukrainer: In der Nuntiatur in der ukrainischen Hauptstadt muss auch er bei Bombenalarm gemeinsam mit seinen Mitarbeitern im Keller Schutz suchen. Doch er denkt nicht an Abreise – und trägt die Menschen im Gebet.

Aus Kiew und der gesamten Ukraine mehren sich die Nachrichten von Kampfhandlungen, Fotos von zerstörten Gebäuden tauchen ebenso auf wie Videos von Panzern. Besonders gespenstisch ist die Situation in der sonst so lebhaften Hauptstadt, wo Leere auf den Straßen herrscht und die Menschen sich beeilen, so schnell wie möglich wieder nach Hause zurückzukehren, sofern sie kurz hinausmüssen. Aus Kiew fahren dicht gefüllte Evakuierungszüge in den Westen ab.

Ein direkter Zeuge der Geschehnisse in der Hauptstadt ist der apostolische Nuntius, Erzbischof Visvaldas Kulbokas, der mit seinen Mitarbeitenden das Schicksal der Menschen im Land teilt. In Kiew leben drei Millionen Menschen. Doch die Stadt sei in diesen Tagen nach Kriegsausbruch gelähmt, berichtet er uns. „Abgesehen von den Raketen, die vorbeifliegen, und den Menschen, die sich dann so gut es geht in Kellern und U-Bahnhöfen verstecken, stellt sich mir die Frage: Was machen die Kranken? Kranke, die an welcher Art von Krankheit auch immer leiden? Denn es ist schwierig, sich zu bewegen, sich fortzubewegen, Pflege zu finden... Wie machen sie das?“

„Was machen die Kranken?“

Doch nicht nur die medizinische Versorgung sei schwierig, sondern auch, in den bedrängten Gebieten an Lebensmittel und Wasser zu kommen, berichtet der Nuntius.

„In dem Wissen, dass schwierige Tage bevorstehen, hat jeder versucht, einen Vorrat an Lebensmitteln anzulegen, aber der reicht nur für ein paar Tage, so dass sich die Frage stellt: Was passiert, wenn diese Situation mehrere Tage andauert? Was bleibt dann noch zu essen übrig? Es ist riskant, sich in den Wohnungen und Zimmern aufzuhalten, und es ist schwierig, sich in den Gemeinschaftsräumen aufzuhalten... Sogar wir in der Nuntiatur versuchen, in den unteren Stockwerken zu bleiben, wo das Risiko, getroffen zu werden, geringer ist.“

Hier zum Hören:

„Ich habe heute Morgen an die Kinder von Kiew gedacht“

Die wenigen offenen Geschäfte kommen wegen der abgeschnittenen Verbindungen kaum an Ware. Insbesondere die Entwicklungen in den kommenden Tagen bereiteten ihm große Sorgen, so der Vatikandiplomat. Die Kinder litten besonders unter dieser Situation: „Wie können wir, die Erwachsenen, die Kinder vorbereiten? Ich habe in Italien und anderen europäischen Ländern bereits Menschen getroffen, die während des Zweiten Weltkriegs aufgewachsen sind: Wie viel Leid sie auch heute noch ertragen müssen... Ich habe heute Morgen an die Kinder von Kiew gedacht: Wenn sie erwachsen sind, welche Einstellung werden sie gegenüber anderen haben, nachdem sie die ersten Tage, die ersten Monate, die ersten Jahre ihres Lebens unter dem Beschuss, unter den Raketen erlebt haben? Dies ist eine weitere sehr wichtige Frage...“

„Wir beten für uns selbst, für andere, für den Frieden, für die Bekehrung aller...“

In der Nuntiatur sei die Situation insofern relativ ruhig, als sie sich in einem Wohngebiet befinde und somit nicht unmittelbar an den Hauptverkehrsadern der Stadt liege. „Aber man hört die vorbeiziehenden Raketen, man hört die Explosionen - auch in der letzten Nacht - die Kämpfe in der Umgebung... Auch wir, die Mitarbeiter der Nuntiatur, befinden uns in den unteren Stockwerken und sind bereit, in den Keller zu flüchten, wenn es uns nötig scheint. Aber wir beten. Wir beten für uns selbst, für andere, für den Frieden, für die Bekehrung aller.“

In dieser Situation stelle er sich vor allem die Frage, was Gott ihm sagen wolle, was er selbst mit sich anfangen solle, bekennt der Vatikan-Diplomat. „Und als Christ weiß ich, dass nichts geschieht, was dem Herrn Jesus verborgen bleibt, und dass es selbst in einer solch schweren Situation meine Berufung ist, mich um meine eigene Umkehr zu bemühen, aber auch zu versuchen, anderen zu helfen. ,Die anderen‘ bedeutet ,alle‘: sich bekehren und dafür sorgen, dass nicht nur Frieden, sondern auch Brüderlichkeit und gegenseitige Achtung herrschen.“

2. März noch in weiter Ferne für die Menschen in der Ukraine

Der Papst habe zwar für den 2. März - Aschermittwoch - zu einem Friedensgebet aufgerufen, aber dieser Tag liege für die Menschen hier „noch in weiter Ferne“ und müsse erst noch erreicht werden, gibt der Nuntius zu bedenken. Hier bete man zu jeder Zeit und intensiv – und lege viel Vertrauen in die Fürsprache der Gottesmutter. „Als Christen wissen wir, dass die Muslime großen Respekt vor der Jungfrau Maria haben, also lasst uns unser Gebet mit dem ihren verbinden, damit die Jungfrau Maria für uns alle eintritt.“

(vatican news - cs)

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26. Februar 2022, 14:47
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