Vatikan zum Weltwassertag: Wir zerstören unsere Lebensgrundlage
Francesca Merlo, Benedict Mayaki SJ und Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
Kardinal Czerny ist Übergangsleiter des Dikasteriums für ganzheitliche Entwicklung der Menschen, also sozusagen des vatikanischen Entwicklungsministeriums. In dieser Funktion nimmt er auch am 9. Weltwasserforum teil, das vom 21. bis zum 26. März in Senegal stattfindet. Im Gespräch mit Radio Vatikan betont Kardinal Czerny, der als Flüchtlingsbeauftragter des Papstes erst kürzlich die Ukraine besuchte, auch die Bedeutung der Wasserversorgung für weltweiten Frieden.
Kriege um Wasser
„Es gibt wohl keinen besseren Zeitpunkt, um die Verbindung zwischen Wasser und Frieden zu verdeutlichen. Jeder ist aktuell sehr betroffen über die Lage in der Ukraine, und es gibt dort bereits Leute, die aufgrund von Wassermangel leiden oder vielleicht sogar sterben, aufgrund der dortigen Zerstörung. Mittel- und langfristig geht es aber nicht nur um Solidarität mit den Menschen in der Ukraine und dem dortigen Krieg - denn es ist Fakt, dass den Kriegen der Zukunft durch Missbrauch und schlechten Umgang mit Wasserressourcen der Boden bereitet wird", so Kardinal Czerny.
Aktuell haben weltweit übrigens mehr als zwei Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Und das hat schon jetzt auch negative Auswirkungen auf die Entwicklung:
„Entwicklung, die ein Ziel all unser menschlichen Anstrengungen sein sollte, kann es ohne zuverlässigen und sicheren Wasserzugang nicht geben. Leider sind wir in unserer Kurzsichtigkeit dabei, die Wasserressourcen zu zerstören, die wir brauchen, um zu leben und uns weiterzuentwickeln."
Regierungen und alle Menschen in der Pflicht
Kardinal Czerny erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass das vatikanische Entwicklungsministerium erst 2020 mit seinem Dokument „Aqua fons vitae" (Lebensquelle Wasser) auf die Bedeutung dieser Ressource und den Zusammenhang von Wasserverfügbarkeit und Armut hingewiesen hatte. In dem Schreiben erinnert der Vatikan auch daran, dass Zugang zu sauberem Wasser ein Menschenrecht ist. Das hatten die Vereinten Nationen am 28. Juli 2020 in einer - jedoch nicht bindenden- Erklärung festgehalten.
„Solche Erklärungen sind sozusagen die Karte auf dem Tisch der Verantwortung der Regierungen. Das ist ihre Verantwortung. Und wenn sie dem nicht nachkommen, müssen wir sie zur Verantwortung ziehen. Ich hoffe daher sehr, dass die Regierungen jetzt aufhören, die Zeit aller mit weiteren Erklärungen zu verschwenden und stattdessen Maßnahmen ergreifen, um wirklich zuzusichern, dass alle Zugang haben zu den Ressourcen, die zum Leben, für die Entwicklung und auch für Frieden nötig sind."
Aus Sicht von Kardinal Czerny können Regierungen diese Probleme nicht alleine lösen - aber es ist ihre Pflicht, sich darum zu kümmern, dass Lösungen gefunden werden. So wie es Aufgabe aller sei, die Regierungen an diese wichtigen Themen zu erinnern. Auch die katholische Kirche ist hier aktiv, berichtet der vatikanische Entwicklungsbeauftragte: Die Kirche setze sich weltweit, auch in Zusammenarbeit mit anderen Religionen und weniger gläubigen Menschen, dafür ein, dass das Grundrecht auf sauberes Wasser und Zugang zu sanitären Einrichtungen allen Menschen weltweit gewährt wird.
Papst über Wasser
Papst Franziskus hat in seiner Sozialenzyklika Laudato si auf die Endlichkeit der natürlichen Ressourcen wie des Wassers hingewiesen und vor einer Aufrechterhaltung des bisherigen Konsumverhaltens vor allem in den Industriestaaten gewarnt. Auch benannte er den Zugang zu sicherem Trinkwasser als Menschenrecht.
(vatican news-sst/pr)
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