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Kolosseum in Rom Kolosseum in Rom 

Vatikan: Russische und ukrainische Familien als Kreuz-Träger beim Kolosseum

Unter den Texten der Meditationen, die von den Familien für den Karfreitagsritus vorbereitet wurden, stechen die Zeugnisse einer Krankenschwester und einer Studentin hervor: sie stammen aus Russland und der Ukraine. Sie werden auch das Kreuz bei der Feier tragen.

Mario Galgano und Amedeo Lomonaco - Vatikanstadt

Inmitten der unverwechselbaren Linien und Bögen des Kolosseums, an einem Ort, an dem in der Vergangenheit Tausende von Menschen den Märtyrertod erlitten haben, weil sie Christus treu geblieben sind, umarmt das Kreuz die Sorgen der Welt, die von Pandemien und Konflikten erschüttert wird. Der Krieg in der Ukraine ist heute ein „schmerzhafter Weg“, bei dem die schmerzerfüllte Stimme der Opfer und Flüchtlinge, darunter auch Frauen und Kinder, das Herz eines jeden Menschen herausfordert, insbesondere derjenigen, die den Frieden fördern können und müssen.

Zum Nachhören - was eine Russin und eine Ukrainerin über den Kreuzweg am Kolosseum sagen

Der Kreuzweg kehrt ins Kolosseum zurück

Dieses Jahr kehrt der Kreuzweg ins Kolosseum zurück. Wegen des Coronavirus-Pandemie fand sie zwei Jahre lang auf dem Petersplatz statt. Die Meditationen für den Kreuzweg 2020 wurden von der Gemeinde des Gefängnisses „Due Palazzi“ in Padua vorbereitet. Im Jahr 2021 wurden die Texte der 14 Stationen von den Katechismus-Schülern der römischen Gemeinde Santi Martiri d'Uganda und den Pfadfindern von „Foligno I“ vorbereitet. Für diesen Kreuzweg im Jahr 2022, am Freitag, den 15. April, werden die Meditationen Familien anvertraut, die mit katholischen Gemeinschaften und Vereinigungen für freiwillige Arbeit und Hilfe verbunden sind.

Gemeinsam für den Frieden

In der gegenwärtigen Zeit ist der Kreuzweg Jesu mit den schmerzhaften Wegen in der Ukraine verwoben, wo die erschütternden Bilder von leblosen Körpern und das Drama der Menschen auf der Flucht von den Schrecken des Krieges zeugen. An der dreizehnten Station werden eine russische und eine ukrainische Familie anwesend sein. Die einer ukrainischen Krankenschwester, Irina, im Palliativzentrum „Together in Care“ der Stiftung „Fondazione Policlinico Universitario Campus Bio-Medico“ in Rom. Und von einer russischen Studentin, Albina, aus dem Studiengang Krankenpflege am Universitätscampus Bio-Medico. Ihre Stimmen, die täglich aus der Nähe der Leidenden kommen, drücken dieselbe Hoffnung auf Frieden aus. Die Welt braucht Frieden und Liebe.

Die Russin Albina sagt uns:

„Sie können sich gar nicht vorstellen, wie viele familiäre Bindungen es zwischen den Ukrainern und Russen gibt: Viele Russen leben in der Ukraine und viele Ukrainer in Russland. Es ist eine Tragödie, die beide Völker betrifft. Ich bin sicher, dass weder das russische noch das ukrainische Volk diesen Krieg wollen. Jeder Mensch möchte ein normales Leben führen.“

Albina ist 1998 nach Italien gekommen und studiert heute im dritten Jahr des Studiengangs Krankenpflege an der Universität Campus Bio-Medico in Rom. Ihre Freundschaft mit Irina, einer ukrainischen Krankenschwester, sei stärker als jede trennende Logik, die der Krieg gerne aufzwingen würde.

„Im Moment helfen viele Krankenschwestern aus der Palliativabteilung und Kollegen aus dem Kurs, die Sammlung von Schulsachen und Grundbedürfnissen zu fördern.“

„Wir haben uns letztes Jahr während unseres Praktikums im Palliativzentrum 'Together in Care' der Fondazione Policlinico Universitario Campus Bio-Medico in Rom kennen gelernt. Ich habe mich von ihr sehr unterstützt gefühlt. In diesem Moment braucht Irinas Volk diese Unterstützung. Mit einem meiner Freunde, der ebenfalls Ukrainer ist, haben wir schon vor dem Krieg Hilfsgüter an bedürftige Familien geschickt. Jetzt organisieren wir einen Kindergarten, um Flüchtlingsfamilien in der Ukraine zu helfen. Im Moment helfen viele Krankenschwestern aus der Palliativabteilung und Kollegen aus dem Kurs, die Sammlung von Schulsachen und Grundbedürfnissen zu fördern. Auch dies unterstreicht, wie wertvoll das Leben eines jeden Menschen für unser Gesundheitspersonal ist. Die Menschlichkeit dieser Abteilung kennt keine Grenzen. Und die Manifestationen der Menschlichkeit sind viel stärker als jeder Krieg.“

Zu Albinas Stimme gesellt sich die Stimme von Irina, einer ukrainischen Krankenschwester. Dieser Krieg, sagt sie, „zerstört das, was unser Volk mit so vielen Opfern aufgebaut hat“. Sie erinnert sich an die Freundschaft mit ihrer russischen Kollegin und fügt hinzu: „Sie fühlte sich schuldig und entschuldigte sich bei mir. Ich versicherte ihr, dass sie nichts damit zu tun hatte.“ Irina wörtlich:

„Wir hoffen, dass der Frieden zurückkehrt und vor allem der Frieden zwischen unseren Völkern. Dieser Konflikt wurde von den Menschen nicht gewollt. Wir sind alle Geschwister. Wir sind zwei benachbarte Völker mit vielen Gemeinsamkeiten. Was wir sehen, ist immense Gewalt. Wir haben viele Gemeinsamkeiten: Familien, Freundschaften. So viele Beziehungen, die unsere Völker vereinen. Dieser Krieg zerstört das, was unsere Völker mit so vielen Opfern aufgebaut haben. Ich glaube nicht, dass dieser Krieg alle Beziehungen zerstören kann. Es gibt zu starke Bindungen zwischen uns.“

„Unsere Augen füllten sich mit Tränen. Ich bin immer gerührt, wenn ich mich daran erinnere, dass Albina anfing, sich bei mir zu entschuldigen.“

Ihre Freundschaft entstand auf der Palliativstation „Together in Care“. Sie hätten sich an diesem sehr sensiblen Ort getroffen. Vom ersten Moment an sei ihre Verbindung sehr natürlich gewesen.

„Diese Freundschaft ist spontan entstanden. Und so war jedes Mal, wenn wir uns trafen, ein Gefühl dabei. Als wir uns kurz nach Kriegsbeginn kennenlernten, kam Albina auf die Station. Ich war im Dienst. Unser Anblick reichte aus: Unsere Augen füllten sich mit Tränen. Ich bin immer gerührt, wenn ich mich daran erinnere, dass Albina anfing, sich bei mir zu entschuldigen. In diesem Moment war sie wirklich untröstlich. Ich konnte sie nicht trösten. Sie fühlte sich schuldig und entschuldigte sich bei mir. Ich versicherte ihr, dass sie nichts damit zu tun hatte.“

Irina ist 2004 in Italien angekommen. Bei ihrer Arbeit war und ist sie weiterhin mit dem Covid-Notstand konfrontiert.

„Dieser Moment des Krieges vergrößert dieses Leiden noch. Die Nähe zu Menschen, die sich aufgrund einer fortgeschrittenen Krankheit in einer fragilen Lebensphase befinden, ist eine sehr heikle Hilfe. Die Person, die sich in dieser Phase befindet, wird in allen Belangen unterstützt. Wir versuchen, Leiden zu lindern, Schmerzen zu behandeln und den Menschen und ihren Familien Lebensqualität zu geben.“

Sie werde auf jeden Fall beim Kreuzweg am Kolosseum „von ganzem Herzen“ für den Frieden beten, „für alle Menschen, für alle, die leiden, und für die Menschen, die ihr Leben verloren haben, ohne ihre Angehörigen bei sich haben zu können“, sagt Irina abschließend.

(vatican news)

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12. April 2022, 13:15