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Sorge wegen des Krieges: Damals wie heute Sorge wegen des Krieges: Damals wie heute 

Dmitrij Šostakovič: Sechste Symphonie als Statement gegen den Krieg

Künstler spüren gewisse Dinge früher als andere. Musiker wiederum haben den Vorteil, dass sie dies ausdrücken können, ohne ihr Leben zu riskieren. Fast immer...

So hatte der russische Komponist Dmitrij Šostakovič angesichts des Überfalls der Nazis auf Polen im Jahr 1939 das Bedürfnis, eine Symphonie zu schreiben, die als die „Sechste“ bekannt wurde. Am Samstag, den 7. Mai, strahlen wir sie zwischen 21 und 22 Uhr im Rahmen des von Marcello Filotei kuratierten Programms „Per Orchestra“ in unserem Webradio aus. Es ist ein Werk, das in diesen Kriegszeiten immer noch aktuell ist. Und es ist bezeichnend, dass es von einem Russen verfasst wurde.

Es handelt sich um eine besondere Symphonie, die mit einem sehr langen Largo beginnt, das wie ein Gebet konzipiert ist, gefolgt von zwei kurzen Momenten des vermeintlichen Glücks - nämlich des Glücks derer, die weiterleben, als ob nichts geschehen wäre. Es ist eine Gelegenheit, über die ukrainische Bevölkerung, die unter dem Bombenhagel lebt, nachzudenken und die Verbundenheit mit ihr auszudrücken.

Sorge und exzessive Freude

Beim ersten Hören mag diese „Sechste“ fast unverständlich erscheinen, gerade weil das übliche anfängliche Allegro einem nachdenklichen Moment weichen musste. Schließlich gab es wenig Grund zum Jubeln. Es war notwendig, mit einem tiefen Bekenntnis zu beginnen, einer öffentlichen Darlegung von Sorge, Unbehagen und Angst. Dann kommt der Moment des Allegros: zwei, kurz, heuchlerisch, fast zirkusartig, sicherlich exzessiv. Vielleicht hat sich Dmitrij umgeschaut, aber vielleicht hat er auch in sich hineingehorcht. Er hilft uns jedenfalls heute dabei.

Diese Symphonie ist eine öffentliche Anprangerung aller Kriege durch einen Künstler, der nicht schweigen will, während andere unter den Bomben leiden. Er geht selbst Risiken ein, lässt sich von denen kritisieren, die ohne eine anfängliche Fröhlichkeit nicht auskommen. Er denkt nach, betet und prangert die Heucheleien seiner Zeit an. Wer weiß, ob ein Komponist in diesen Stunden dasselbe tut, wenn er an die Tragödie in der Ukraine denkt?

Hören Sie die Sechste Symphonie von Dmitrij Šostakovič unter der Leitung von Bernard Haitink am Dirigierpult des Concertgebouw-Orchesters, am Samstag zwischen 21 und 22 Uhr in unserem Webradio.

(vatican news)

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06. Mai 2022, 16:22