Vatikan will zwischen Kiew und Moskau vermitteln
Mario Galgano – Vatikanstadt
Der Heilige Stuhl, so Erzbischof Gallagher wörtlich, „bekräftigt, wie er es immer getan hat, seine Bereitschaft, einen echten Verhandlungsprozess zu unterstützen, da er ihn für den richtigen Weg zu einer gerechten und dauerhaften Lösung hält“. Aber um zu vermitteln, müsse der Vatikan von beiden Seiten eingeladen werden, fügte der vatikanische Außenbeauftragte an. Die Kirche versuche, „auf die geistigen und materiellen Bedürfnisse der Bevölkerung zu reagieren, sowohl unmittelbar als auch langfristig“, sagte er weiter. Abschließend wiederholte Erzbischof Gallagher seinen Dank an die ukrainischen Behörden und dankte ebenso herzlich der katholischen Kirche und anderen Kirchen und religiösen Organisationen „für ihr Engagement für Frieden und Solidarität, in der Hoffnung, dass sie die Unterstützung finden, die sie so dringend brauchen, und dass die gemeinsamen Anstrengungen der ganzen Welt der Zerstörung und dem Tod bald ein Ende setzen werden“.
Vor den Journalisten in Kiew erzählte Gallagher auch, wie er den Besuch im Kiewer Vorort Butscha erlebt habe. Er zeigte sich entsetzt: „Es wird lange dauern, diese Wunden zu heilen.“
Die Gräueltaten von Butscha
Gallagher hatte am Freitag den Kiewer Vorort besucht. Dort waren Anfang April nach dem Abzug der russischen Truppen mehrere hundert Leichen gefunden worden, mutmaßlich Opfer von Massakern. Gallagher betete am Ort eines ehemaligen Massengrabs und besuchte eine orthodoxe Kirche.
„Der heutige Besuch in Butscha war eine wirklich schreckliche Erfahrung, denn man sieht nicht nur Dinge, sondern man stellt sich auch Dinge vor“, sagte der Erzbischof gegenüber Radio Vatikan. Man erfahre dort von Gräueltaten. Er habe sich bereits in Burundi furchtbare Massaker schildern lassen. Das könne man nicht vergessen. Es werde lange dauern, Vergebung zu finden und an einem Versöhnungsprozess zu arbeiten.
Möglichkeiten zur Wiederherstellung des Friedens
Mit Kuleba habe er über die Lage in der Ukraine und über Möglichkeiten zur Wiederherstellung des Friedens gesprochen, so der Vatikandiplomat. Gallagher besucht die Ukraine seit Mittwoch. Offizieller Anlass seiner Reise ist der 30. Jahrestag der diplomatischen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Ukraine. Gallagher hatte den Besuch bereits für Anfang Mai geplant, musste ihn aber wegen einer Corona-Infektion verschieben.
Unterstützung und Solidarität
Der Erzbischof drückte seine Bewunderung dafür aus, wie das ukrainische Volk trotz allen Leids und aller Rückschläge durch den Krieg versuche, seine Städte und Dörfer wiederaufzubauen. „Sie können die Entschlossenheit der Menschen sehen, ihr Land wiederaufzubauen und zu einem Erfolg zu machen wie zuvor und noch besser als vor Beginn dieses tragischen Krieges“, so der 68-Jährige Vatikandiplomat. Sein Besuch solle „die Nähe des Heiligen Stuhls und von Papst Franziskus zum ukrainischen Volk demonstrieren, insbesondere angesichts der Aggression Russlands gegen die Ukraine“, sagte er. Und es sei eine Fortsetzung „der besonderen Aufmerksamkeit des Heiligen Vaters für die Ukraine, die durch die Entsendung von Kardinal Konrad Krajewski, seinem Almosenmeister, und Kardinal Michael Czerny, dem Präfekten des Dikasteriums für den Dienst der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen, bezeugt“.
Ein Krankenwagen aus dem Vatikan
Gallagher ist nach dem Kurienkardinal Konrad Krajewski der zweite ranghohe Vatikanvertreter, der seit dem russischen Angriff Ende Februar nach Kiew reist. Krajewski, der das vatikanische Almosenamt leitet, brachte Mitte April einen vom Papst gespendeten Krankenwagen in die ukrainische Hauptstadt. Czerny hatte die Westukraine besucht.
(vatican news/kna)
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