Vatikan: Abschied von Kardinal Angelo Sodano
Franziskus nahm im Rollstuhl an der Messe teil, die vom Dekan des Kardinalskollegiums, Giovanni Battista Re, gefeiert wurde. In dieser Funktion ist der 88-Jährige seit Januar 2020 Sodanos Nachfolger. Am Ende der Messe nahm Franziskus persönlich die Riten der „Ultima Commendatio“ (Aussegnung) und „Valedictio“ (Verabschiedung) vor.
In einem Beileidstelegramm an die Schwester des Verstorbenen, Maria Sodano, hatte der Papst Sodano als großzügigen Priester, sorgfältigen Mitarbeiter sowie „kirchlich disziplinierten Mann“ gewürdigt. Er selbst habe von dessen „Geistes- und Herzensgaben profitieren“ können, vor allem als Sodano noch Dekan des Kardinalskollegiums war.
Unter den Trauergästen waren auch zahlreiche Botschafter wie etwa Berlins Vertreter am Heiligen Stuhl, Bernhard Kotsch. Der ukrainische Botschafter Andrij Yurasch schrieb auf Twitter: Papst und Kirche „nehmen Abschied von einem der angesehensten katholischen Hierarchen des letzten halben Jahrhunderts“. Sodano war fast 16 Jahre lang Kardinalstaatssekretär unter Johannes Paul II. (1978-2005) und hatte unter anderem 2001 dessen Ukraine-Reise mit vorbereitet.
Rund 50 Jahre lang war der aus Asti im Piemont stammende Angelo Sodano im diplomatischen Dienst des Vatikan tätig, unter anderem in Ecuador, Uruguay und Chile. Johannes Paul II. ernannte ihn 1989 zum vatikanischen Außenminister und 1991 zum Kardinalstaatssekretär. In der Funktion blieb er noch unter Benedikt XVI. bis 2006. Zu seinem 92. Geburtstag Ende 2019 entband ihn das Kardinalskollegium von seiner Aufgabe als Dekan.
International bekannt wurde Sodano 1978/79. Als damaliger Nuntius in Chile half er, den Grenzstreit des Landes mit Argentinien beizulegen. Die Militärjunta in Buenos Aires stand damals kurz vor einer Kriegserklärung. Sodano sprach zudem recht gut Deutsch und war mit den Verhältnissen in Mitteleuropa gut vertraut.
So soll er in der Auseinandersetzung um die Schwangerenkonfliktberatung der katholischen Kirche in Deutschland für eine moderatere Linie des Vatikan plädiert haben, indem er sich im Frühjahr 1998 - anders als Kardinal Joseph Ratzinger - für eine gemäßigtere Fassung des Papstbriefes an die deutschen Bischöfe eingesetzt habe. Johannes Paul II. hatte die deutschen Bischöfe letztlich aufgefordert, aus dem staatlichen System der Konfliktberatung für Schwangere auszusteigen.
(kna - cs)
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