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P. Eberhard von Gemmingen SJ im Studio von Radio Vatikan P. Eberhard von Gemmingen SJ im Studio von Radio Vatikan 

Radio-Akademie (1): Sagen Sie mal, P. Gemmingen…

Der deutsche Jesuitenpater Eberhard v. Gemmingen setzt sich für eine „ganz, ganz neue, andere Sprache“ in der Verkündigung des Glaubens ein. Das sagte er in der neuen Radio-Akademie von Radio Vatikan, deren erster Teil an diesem Sonntagabend ausgestrahlt wird.

Stefan v. Kempis – Vatikanstadt

Pater v. Gemmingen war jahrzehntelang Leiter der deutschsprachigen Abteilung von Radio Vatikan. Der 86-Jährige aus Schwaben ist bekannt für seine unkonventionelle Art; er stellt profunde Fragen gerne auf zeitgemäße, etwas freche Weise.

Was müsste nun eine neue Sprache in der Verkündigung seiner Meinung nach auszeichnen? „Das Wort Erlösung der Welt ist schon einmal ein Wort, das aus einer anderen Welt kommt“, meint Gemmingen. „Wenn ich über Erlösung spräche, dann würde ich sagen: Schaut mal, wir wollen eigentlich alle liebevolle, altruistische Menschen sein und stellen dann leider an uns immer wieder fest, dass es uns nicht gelingt. Dass wir nicht altruistisch sind, sondern an uns selber denken. Im Zweifelsfall denke ich nur an mich – das heißt, ich brauche Erlösung. Das muss man erklären…“

„Jesus hat gerungen mit der Versuchung, abzuhauen“

Ein anderes Beispiel, das ihn sehr bewege, sei der im Gebet mit seinem Vater ringende Jesus in seiner Todesangst am Ölberg. „Um das zu verstehen, sage ich: Jesus hat gerungen mit der Versuchung, abzuhauen! Ins Dunkel der Nacht hinein abzuhauen! Wahrscheinlich hat er dann auch gedacht: Ich versuche es noch einmal, in Galiläa zu verkündigen; vielleicht werde ich dann mehr Erfolg haben. Vielleicht hab‘ ich was falsch gemacht? – Er war ja ein Mensch – Mensch und Gott…“ Das Leben Jesu müsse – ganz wie das Leben der Kirche – „als ein Drama hingestellt werden“.

von Gemmingen (ganz links) mit der deutschsprachigen Redaktion: Aufnahme von 1989
von Gemmingen (ganz links) mit der deutschsprachigen Redaktion: Aufnahme von 1989

„Der normale Pfarrer ist maßlos überfordert“

Nach Pater v. Gemmingens Dafürhalten müssten Pfarrer in Deutschland von Büro- und Verwaltungsarbeit entlastet werden, um mehr Zeit für Gespräche mit Menschen zu haben – und dafür, eine gute Predigt vorzubereiten. „Der normale Pfarrer, auch wenn er gut und fleißig ist, ist maßlos überfordert!“

Er selbst investiere viel Zeit und Nachdenken in die Predigt, die er sonntags bei seiner regelmäßigen Messe in der Münchner Ludwigskirche halte. Die Resonanz gebe ihm Hoffnung. „Die Leute, die da kommen – das sind erstaunlich viele Junge… Also, es gibt einen Kreis von Menschen, die vielleicht leiden unter den Sünden der Pfarrer und Bischöfe, aber denen es um das Verstehen des Evangeliums geht. Das macht mir Mut!“

Sagen Sie mal, Pater Gemmingen - eine Radio-Akademie von Radio Vatikan. Auszug aus Teil 1

„Zu hohe Erwartungen an Synodalen Weg“

Was den Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland betrifft, fürchtet v. Gemmingen, dass am Ende eine „relativ große Enttäuschung“ bei vielen Menschen stehen wird.

„Manche Leute, die hoch engagiert und auch hochgebildet eingestiegen sind, haben sich Hoffnungen gemacht, dass tiefgreifende Änderungen passieren – also Abschaffung der Pflichtzölibat, dass Bischöfe nach drei oder fünf Jahren auf ihre Effektivität geprüft und dann eventuell zurückgezogen werden, oder dass qualifizierte Laien mitentscheiden, wer Bischof wird. Da glaube ich: Es wird wahnsinnig viele Enttäuschungen geben, denn das sind typisch mitteleuropäische Fragen und Wünsche, die in anderen Ländern gar nicht verstanden werden.“

Der Jesuit „wundert und freut sich auch“, dass beim Synodalen Weg noch fast alle Bischöfe mitziehen. „Denn ich hätte mir vor einem Jahr vorstellen können, dass einige sagen: Das ist Zeitverlust, da steige ich aus. Ich will auch nicht den Eindruck vermitteln, dass ich da bei allem mitmache…“

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(vatican news – sk)
 

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02. Juni 2022, 16:25