Weltfamilientreffen: „Ganze Familie zur Verkündigung berufen"
Debora Donnini und Anne Preckel – Vatikanstadt
„Nach einem ganzen Jahr, das wir der Familienpastoral gewidmet haben, mit all der großartigen Arbeit, die geleistet wurde, glaube ich, dass es wirklich an der Zeit ist, gemeinsam mit Familien, Seelsorgern und Familien ,Kirche zu machen‘“, sagt die Vatikanbeauftragte für Familien im Interview mit Radio Vatikan. Das Weltfamilientreffen bildet den Abschluss eines „Amoris laetitia-Familienjahres“, das Familie würdigen und für ihre Schönheit werben sollte.
Dass Familien heute nicht allein Zielgruppe, sondern immer stärker auch selbst Protagonisten der Pastoral sind, hält Gambino für „sehr wichtig“. „Denn die Familienpastoral ist eigentlich die Pastoral der Familien“, betont sie. Dazu gehörten im Übrigen auch die Kinder: „Die ganze Familie ist zur christlichen Verkündigung berufen, und ich glaube, dass eine der größten Herausforderungen für uns Eltern heute gerade darin besteht, unseren Kindern das Bewusstsein und auch den Mut zu vermitteln, Christus in unseren Familien zu verkünden. Und auch den Kindern beizubringen, dies zu tun, auch wenn wir in einem manchmal komplexen Kontext leben, in dem wir uns nicht wohl fühlen.“
Von der Lebenswirklichkeit ausgehen
In der Familienpastoral brauche es die Verbindung von Kinderpastoral, Jugendpastoral und Ehepastoral, was Gambino als „transversalen pastoralen Ansatz“ bezeichnet. So könne man durchgängig, von der Kindheit bis zum Erwachsenenalter, die Frage stellen, welche Berufung jeder einzelne Gläubige hat. Auch ließe sich auf diese Weise schon gegenüber Kindern die Schönheit der Ehe und Familie vermitteln, so die vatikanische Familienbeauftragte. Vom Dialog des Papstes mit Familien erhofft sich Gambino „Worte der Ermutigung“ für ein gemeinsames Vorangehen und für „Prozesse der Erneuerung in der Familienpastoral“.
Genau dafür hat Franziskus jüngst geworben: Bei der Vorstellung neuer Vatikanleitlinien zur Ehe- und Familienpastoral betonte der Papst, die Vorschläge seien „keine Zauberformel“, sondern eher als „Kleid“ für Paare und Eheleute gedacht, das passen muss. Auch für Gambino ist die konkrete Lebenswirklichkeit von Familien wesentlich. Das stehe auch beim Weltfamilientreffen im Vordergrund, bei dem es keine akademischen Vorträge und Indoktrinierung geben soll, sondern Begegnung und Zuhören. Gambino:
„Das grundlegende Thema ist die Verkündigung der Berufung jeder Familie, jeder Person in der Familie. Die Familie ist ein Weg zur Heiligkeit und Heiligung, der jedem von uns zur Verfügung steht. Die Familie ist ein Geschenk, das der Herr uns macht. Das Schlüsselwort ist meines Erachtens ,Realität‘, das heißt, wir müssen von der Realität ausgehen, denn jeder von uns muss seine Berufung in der täglichen Realität leben, in die er eingebettet ist. Es ist wichtig, dass wir Ausbilder ausbilden, die wissen, wie sie der Realität der heutigen Familien begegnen können. Es ist wichtig, dass wir Familien und vor allem junge Verlobte und Eheleute in ihrer Lebenswirklichkeit begleiten, damit sie von dort aus ihre Berufung entdecken und Christus begegnen können.“
Mut auch für Neuland-Themen
Und es sei wichtig, ausgehend von der Realität junger Menschen den Glauben an diese Generation weiterzugeben, ergänzt sie. Dabei brauche es den Mut, „Themen anzusprechen, die für uns heute sehr schwierig sind und auf die wir manchmal schlecht vorbereitet sind. Ich denke zum Beispiel an das digitale Umfeld der Jugendlichen, das Umfeld der sozialen Netzwerke, der Smartphones, das uns besondere Beziehungsfähigkeiten abverlangt, denn von dort aus müssen wir wissen, wie wir mit den Jugendlichen in den Dialog treten und sie dazu bringen können, den Glauben zu entdecken, auch in diesen Kontexten.“
Mit seinem Einsatz für Ehe und Familie gehe es Papst Franziskus vor allem darum „heute die Schönheit von Ehe und Familie zu verkünden“, macht Gambino grundsätzlich deutlich. In schwierigen gesellschaftlichen Umständen bräuchten junge Leute „das Zeugnis glaubwürdiger Familien, um ihnen zu sagen, dass das Familienleben dem Bedürfnis des Menschen nach Fülle entspricht und dass ein Familienleben, das auf der christlichen Ehe beruht - also eine stabile, solide Familie, die auf dem Glauben an den Herrn aufbaut, der in unseren Häusern und in unserem Leben wohnt - schön und möglich ist und nicht etwas Unerreichbares darstellt.“
Live-Übertragungen zum Weltfamilientreffen
Zum 10. Weltfamilientreffen sind rund 2.000 Delegierte aus 120 Ländern eingeladen. Die bis kommenden Sonntag dauernden zentralen Veranstaltungen im Vatikan und in Rom stehen unter dem Leitwort „Die Liebe in der Familie: Berufung und Weg zur Heiligkeit“. Neben dem Familienfestival und einem pastoralen Kongress gibt es auch eine Abschlussmesse mit Papst Franziskus.
Radio Vatikan überträgt Programmpunkte des Weltfamilientreffens live und in verschiedenen Sprachen, darunter Deutsch. Hier alle Infos.
(vatican news – pr)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.