Vatikan vereinheitlicht Finanzinvestitionen
Die neue Investitionspolitik tritt am 1. September 2022 in Kraft und wird „ad experimentum“, also versuchsweise, für fünf Jahre genehmigt. Das Wirtschaftssekretariat veröffentlichte die neuen Richtlinien im Wortlaut an diesem Dienstag auf Italienisch und Englisch, ebenso das Statut zum jüngst eingerichteten Investitionsausschuss, der die Umsetzung der Maßgaben überwachen soll. Der Präfekt des Wirtschaftssekretariats, Pater Juan Antonio Guerrero Alves, habe die Weisung an alle Dikasterienspitzen und Leiter der mit dem Heiligen Stuhl verbundenen Institutionen und Einrichtungen gerichtet, teilte das Wirtschaftssekretariat weiter mit.
Nachhaltigkeit und Gemeinwohl, keine Spekulation
„Die neue Investitionspolitik soll sicherstellen, dass die Investitionen einen Beitrag zu einer gerechteren und nachhaltigeren Welt leisten, den realen Wert des Vermögens des Heiligen Stuhls schützen und eine ausreichende Rendite erwirtschaften, um nachhaltig zur Finanzierung seiner Aktivitäten beizutragen“, heißt es in der erläuternden Erklärung des Wirtschaftsrates.
Dabei sollten alle Finanzaktivitäten „mit den Lehren der katholischen Kirche in Einklang stehen“, wird weiter betont. „Ausdrücklich ausgeschlossen“ werden sollen Investitionen, die christlichen Grundprinzipien wie der „Heiligkeit des Lebens“, „der Würde des Menschen“ oder „dem Gemeinwohl“ widersprechen. Ebenso gelte es, spekulative Aktivitäten zu unterbinden und vielmehr „Finanztätigkeiten mit produktivem Charakter“ anzustreben, heißt es in der Vatikanerklärung, die an die „moralische und kulturelle“ Dimension jeder Geldanlage oder Anschaffung erinnert.
Zentrale Rolle der APSA
Wie aus der Erklärung weiter hervorgeht, soll bei der Umsetzung der neuen Maßgaben die Vermögensverwaltung des Heiligen Stuhles APSA eine zentrale Rolle spielen. So sollen dorthin alle zu investierenden Gelder und Finanzanlagen übertragen werden, auch Wertpapiere, die bislang bei ausländischen Banken oder der Vatikanbank hinterlegt waren. So werde bei der APSA „ein einziger Fond für den Heiligen Stuhl“ eingerichtet, „in den die Investitionen für die verschiedenen Finanzinstrumente fließen“. Dabei werde jeder Institution ein Konto zugeordnet.
Neuer Investitionsausschuss als Wächter
Wächter über die neue Investitionsstrategie sei der Investitionsausschuss, den der Papst mit der neuen Kurienverfassung „Praedicate Evangelium“ jüngst einrichten ließ. Das Gremium soll dabei besonders darauf achten, dass die getätigten Investitionen mit den Grundsätzen der Soziallehre der Kirche übereinstimmen. Zudem soll es Rendite- und Risikoparameter an die neue Investitionspolitik anpassen. Der Investitionsausschuss unterliegt der Kontrolle des Wirtschaftsrates, der jährlich einen Bericht erhält.
Die neue Investitionspolitik hängt mit den Reformen zusammen, die Papst Franziskus in der neuen Grundordnung der Kurie „Praedicate Evangelium“ festschrieben ließ. Sie kann zugleich als Reaktion auf Finanzskandale im Vatikan gewertet werden, die in den vergangenen Jahren ans Licht kamen.
(vatican news – pr)
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