Hier stehe ich, ich kann nicht anders: Ein Vikar im Vatikan (3)
Kennen Sie sich mit Heiligen aus? Ich nicht. Vielleicht liegt es daran, dass ich evangelischer Christ bin. Immer wieder bin ich überrascht, welche Reliquien es hier in Rom gibt. Von einer Entdeckung möchte ich berichten.
In Rom gibt es so zahlreich Heilige wie Kirchen. Für mich als evangelischer Vikar stößt die Verehrung von Reliquien immer wieder auf Neugier, Überraschung, aber auch Skepsis und Fragen. 14 der 12 Apostel sind laut einem etwas spöttischen Zitat Luthers in Rom begraben. So findet man in etlichen Kirchen Teile der Apostel, sowie Gegenstände, die während ihres Lebens von Bedeutung waren.
In einer Kirche, die morgens auf meinen Weg liegt, gibt es eine Vielzahl von Reliquien. Gerne besuche ich solche Kirchen. Sie sind bei der aktuellen Hitze oft sehr kühl, es ist, außer im Petersdom, still und man kann dem turbulenten Treiben des römischen Alltags entfliehen. Dort kann ich zur Ruhe kommen, beten oder einfach kurz innehalten. In der von mir erwähnten Kirche, San Giovanni Battista di Fiorentini, gibt es eine für mich etwas merkwürdig anmutende Reliquie. Die Kirche, die vielleicht manche als Grabstätte des barocken Architekten Borromini kennen, birgt den Fuß einer Begleiterin Jesu, den Fuß der Maria Magdalena. Sie wird als Begleiterin Jesu von manchen auch als Apostelin bezeichnet. Hat hier zumindest ihr Fuß eine letzte Ruhestätte gefunden? Eine Verehrungsstätte für Maria Magdalena, unweit vom Grab des Petrus auf der anderen Seite des Flusses Tiber? Der weibliche Gegenpol, wenn man so will?
Für mich stellt sich bei allen gemeinsamen Grundlagen die Frage, brauche ich solche Reliquien und wie gehe ich damit um? Wie geht es Ihnen, würden Sie am Fuß der Maria Magdalena beten?
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