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Bei den Beratungen in der neuen Synodenhalle Bei den Beratungen in der neuen Synodenhalle 

Laien leiten Dikasterien: Kardinäle berieten über „Wie und wo"

Dass Laien und damit auch Frauen künftig an der Spitze von Kurienbehörden stehen können, wie es das neue Grundgesetz der Kurie „Praedicate Evangelium“ ermöglicht, war am Montag ein wichtiges Thema bei der Kardinalsversammlung im Vatikan.

Anne Preckel und Salvatore Cernuzio – Vatikanstadt

So wurden am ersten Beratungstag in Sprachgruppen Ideen, Vorschläge und Fragen zur Rolle der Laien an der Spitze der Dikasterien vorgelegt. Danach tauschten sich alle Kardinäle zum Thema in einer Plenarsitzung aus, die Beobachter als „ruhige Konfrontation“ beschrieben. Weitere Studien zur Umsetzung der Neuerung seien gewünscht worden.

In Punkt 10 der seit Pfingsten geltenden Kurienverfassung „Praedicate Evangelium“ heißt es: „Jeder Christ ist kraft der empfangenen Taufe ein missionarischer Jünger, in dem Maß, in dem er der Liebe Gottes in Jesus Christus begegnet ist. Es ist unmöglich, dies bei der Erneuerung der Kurie nicht zu berücksichtigen, deren Reform daher die Einbeziehung von Männern und Frauen im Laienstand auch in leitende und verantwortliche Funktionen vorsehen muss“ (siehe Abschnitt 10, „Jeder Christ ist ein missionarischer Jünger“). Papst Franziskus hat damit bestimmt, dass Präfekten nicht mehr zwangsläufig Bischöfe sein müssen. Auch Männer ohne Priesterweihe und Frauen kommen fortan für höchste Regierungsaufgaben beim Heiligen Stuhl in Frage.

Hier zum Nachhören

Die Neuerung in der Grundordnung der Kurie bringt gleichwohl weiteren Klärungsbedarf mit sich. So kamen bereits bei Vorstellung der neuen Verfassung im März Fragen auf. Der neu ernannte Kardinal Gianfranco Ghirlanda merkte an, dass ein Einsatz von Laien aufgrund ihres Erfahrungsschatzes an der Spitze bestimmter Dikasterium Sinn mache, etwa im Dikasterium für Laien, die Familie und das Leben. Gleichzeitig gab der Kirchenrechtler zu bedenken, dass die Funktion eines Priesters oder Bischofs durch die neue Verfassung nicht hinfällig werde: „Die Verfassung hebt den Kodex des kanonischen Rechts nicht auf, der festlegt, dass in Angelegenheiten, die Kleriker betreffen, Kleriker urteilen... Die Kirche hat weiterhin eine Hierarchie“.

Eine offene Tür...

Auch im Kontext der aktuellen Beratungen ist die Frage der Laien in vatikanischen Spitzenfunktionen für die Kardinäle Neuland. Kardinal Paolo Lojudice bezeichnete das Thema als eher „weniger klar und offensichtlich“ und lobte den Austausch dazu im Rahmen der Kleingruppen. „Wenn man in kleinen Gruppen arbeitet, ist es einfacher, sich gegenseitig zu konfrontieren und zu diskutieren“, so Lojudice, eine „Vernetzung neuer Elemente und Ideen“ sei möglich. „Dies ist eine offene Tür, von der wir hoffen, dass sie auf die beste Weise durchschritten werden kann“, resümierte der Italiener.

Laut Aussage mehrerer Kardinäle hatten die Beratungen, die am Dienstagnachmittag mit einer Messe enden, insgesamt einen sachlichen und konstruktiven Charakter und fanden in brüderlicher Atmosphäre statt. Der Austausch in zunächst kleinen Gruppen und dann im Plenum wurde als hilfreich erachtet. Einige Kirchenmänner berichteten von viel Zustimmung für die von Papst Franziskus in Kraft gesetzte Reform. Vereinzelt habe es Kritik gegeben, die Gegner der Reform seien aber nur eine „sehr kleine Minderheit“, urteilte der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper, den die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) befragte.

Papst Franziskus hört zu

Papst Franziskus, der die Arbeiten eröffnete, habe überwiegend zugehört, berichtete Kardinal Jean-Claude Hollerich. Für Franziskus sei es wichtig, zu erleben, wie die von ihm angestoßene Reform von den Kardinälen diskutiert und rezipiert werde, so der Luxemburger Erzbischof. Er bestätigte, dass es Klärungsbedarf bei der Frage gibt, welche Behörden im Vatikan künftig auch von Laien geleitet werden könnten und welche weiterhin Bischöfen unterstehen sollten. Der brasilianische Kardinal Leonardo Ulrich Steiner ergänzte, es gehe um mehr als nur um die Reform der Verwaltungsstrukturen. Auch die Frage der Finanzen und die theologischen Grundlagen seien angesprochen worden.

Für Dienstagvormittag und -nachmittag stand für die rund 200 im neuen Synodensaal versammelten Kardinäle, Patriarchen und Dikasterienleiter eine weitere Diskussionsrunde über die Kurienreform auf dem Programm. Den Abschluss des Treffens bildet eine Messe im Petersdom ab 17.30 Uhr mit Papst Franziskus.

(vatican news - pr)

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30. August 2022, 13:10