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Kardinal Kurt Koch Kardinal Kurt Koch 

Kardinal Koch vor dem ÖRK-Treffen: „Krieg ist falscher Weg“

Ende August trifft sich der weltweite Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) in Karlsruhe zur 11. Vollversammlung. Kurienkardinal Kurt Koch wird die vatikanische Delegation anführen. Im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) spricht über seine Erwartungen, den orthodoxen Dialog im Schatten des Ukrainekriegs und ein mögliches Treffen zwischen Papst Franziskus und Moskaus Patriarchen Kyrill I.

Er hoffe, dass das Thema der Vollversammlung des Weltkirchenrates „Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt“ zeigen könne, „was diese Liebe in unserer Welt und auch unter uns Christen bewegen kann“. Auch hoffe er, dass das in verschiedenen Aspekten deutlich werde, sagt der Schweizer Kurienkardinal.

„Im Nahen Osten muss eine Zwei-Staaten-Lösung angestrebt werden.“

Ein wichtiger Aspekt werde sicherlich die geplante gemeinsame Stellungnahme zum Nahostkonflikt sein. Gerade mit Blick auf die aktuelle Situation könnte es am Ende zu einer Erklärung kommen. Dazu Kardinal Koch:

„Ich hoffe, dass es eine sinnvolle Perspektive geben wird. Auch hier ist wieder das Motto, dass die Liebe Christi versöhnt, eine wichtige Botschaft. Der Heilige Stuhl hat ja immer wieder betont, dass eine Zwei-Staaten-Lösung angestrebt werden muss. An ihr vorbei kann es kaum Frieden und Versöhnung geben. Ich hoffe, dass das wieder in Erinnerung gerufen wird und Wege aufgezeigt werden können, wie dieser schwere Konflikt gelöst werden kann. Beide, Israel und Palästina, haben das Recht zu existieren.“

Franziskus mit dem Interims-Generalsekretär des ÖRK, Ioan Sauca
Franziskus mit dem Interims-Generalsekretär des ÖRK, Ioan Sauca

„Deutschland hat mit seiner Geschichte eine besondere Verantwortung.“

Es sei dies eine ganz besondere Herausforderung, weil die Vollversammlung in Deutschland stattfinde, und die Bundesrepublik habe mit ihrer Geschichte, „der gewollten Auslöschung des Judentums“, in diesem Sinne eine besondere Verantwortung.

Ein weiterer Aspekt könnte der Ukrainekrieg sein. Es sollen Delegierte sowohl aus Russland als auch aus der Ukraine kommen. Der vatikanische Ökumene-Beauftragte erinnert daran, dass es im Vorfeld des Weltkirchenratstreffens die Diskussion gab, ob die Delegation des russisch-orthodoxen Patriarchats ausgeladen werden soll. „Aber der Weltkirchenrat hat entschieden, dass das keine Lösung ist. Die Dialoge, Gespräche und Beziehungen müssen aufrechterhalten werden, sonst kann man gar nichts erreichen“, so Koch.

„Ich hoffe, dass es zu weiterführenden Gesprächen über den Krieg kommt.“

Er denke schon, dass dieses Thema präsent sein werde, und hoffe, dass es zu weiterführenden Gesprächen über diese schreckliche Wirklichkeit des Krieges in der Ukraine komme.

„Kyrill hat große Spannungen innerhalb der Orthodoxie ausgelöst.“

Es gab zur ÖRK-Vollversammlung auch eine orthodoxe Vorversammlung auf Zypern. Einer der Mitarbeiter Kardinal Kochs hat daran teilgenommen. Koch: „Pater Destivelle hat im Ganzen eine positive Erfahrung machen können. Es war möglich, offen miteinander zu reden, obwohl es natürlich eine sehr schwierige Situation gewesen ist. Die Position des russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill hat auch große Spannungen innerhalb der Orthodoxie ausgelöst. Die Orthodoxen versuchen, ihre verschiedenen Positionen klarzumachen, aber trotzdem miteinander im Gespräch zu bleiben.“

Ob es bei dem im September geplanten interreligiösen Kongress in Kasachstan ein Treffen von Papst Franziskus mit dem russischen Patriarchen Kyrill I. geben wird, wisse er nicht. Eine große Herausforderung werde sein – „das ist die andere Seite, die man respektieren muss“ –, dass es in der Ukraine als sehr schwierig empfunden werden würde, „wenn der Papst zunächst den russisch-orthodoxen Patriarchen trifft, bevor er die Ukraine besucht hat“, erläutert Koch. Er denke aber, das Treffen wäre dann sinnvoll, wenn es zu einer gemeinsamen klaren Stellungnahme kommen könnte, dass dieser „sinnlose und grausame Krieg“ endlich beendet werden müsse.

„Wir haben momentan keinen theologischen Dialog mit Moskau.“

Auf die Fragen, wie es überhaupt weiter gehe mit dem Dialog mit der russisch-orthodoxen Kirche, und ob Kyrill noch Gesprächspartner sein könne, antwortet Kurienkardinal Koch:

„Die orthodoxen Kirchen haben entschieden, dass der theologische Dialog zwischen ihnen und der katholischen Kirche nur multilateral, nicht bilateral geführt wird. An diesem internationalen Dialog nimmt das russisch-orthodoxe Patriarchat nicht mehr teil, seit der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. die Autokephalie, die kirchenrechtliche Unabhängigkeit der orthodoxen Kirche in der Ukraine, erklärt hat. Das betrifft auch unsere Kommission. Deswegen haben wir momentan keinen theologischen Dialog mit Moskau.“

„Die Beziehung zur russisch-orthodoxen Kirche ist durch die Position von Patriarch Kyrill getrübt.“

Über den theologischen Dialog hinaus gebe es eine bilaterale Beziehung, wie sie die katholische Kirche auch mit anderen orthodoxen Kirchen habe, führt Koch weiter aus. Diese sei jetzt durch die Position von Patriarch Kyrill zum Krieg in der Ukraine getrübt, fügt er an. „Die Positionen sind sehr verschieden, weil für unsere katholische Kirche völlig klar ist, dass ein Krieg niemals eine Lösung ist“, so der Schweizer Kurienkardinal.

„Krieg schafft nur noch größere Probleme, gerade mit dieser hohen Zahl an Opfern, den vielen Flüchtlingen, den Konsequenzen für die weitere Verschmutzung der Schöpfung und den Hunger in der Welt. Da ist die Position des Heiligen Stuhls klar: Krieg ist ein falscher Weg.“

„Wir müssen im Dialog bleiben.“

Patriarch Kyrill sei der Überzeugung, dass dieser Weg beschritten werden müsse, und da seien die Differenzen „einfach sehr groß“. „Aber wenn wir Wege zur weiteren Verständigung suchen wollen, dann müssen wir im Dialog bleiben“, sagt Koch.

Im ÖKK sind vor allem evangelische, anglikanische und orthodoxe Kirchen vertreten. Die katholische Kirche ist nicht Mitglied, hat aber Gaststatus und sieht sich als enger Partner.

(kna – mg)

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11. August 2022, 12:19