Vatikan zu digitaler Kommunikation: Hypervernetzt und einsam
Amedeo Lomonaco und Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
„Die einzige Möglichkeit, auf die Herausforderung der Technologie zu reagieren, besteht darin, sie nicht als Idol zu betrachten", erklärte der Kommunikationschef des Vatikan vor rund 300 Kongressteilnehmern aus 31 Ländern in der südkoreanischen Hauptstadt. Zugleich gelte es, technische Neuerungen auch nicht zu verteufeln. Technik sei weder dazu da, „ die Menschheit zu erlösen", noch hänge der Untergang der Menschen von ihr ab, so Ruffini. Es gebe Dinge, die die Technik nicht ersetzen könne, führte der Italiener weiter aus - etwa Freiheit oder „das Wunder der Begegnung zwischen Menschen, die Überraschung des Unerwarteten, Umkehr, der Funke des Einfallsreichtums sowie das Geschenk der Liebe".
Hypervernetzt - und einsam
Der Präfekt des Dikasteriums für Kommunikation erinnerte daran, dass die Technologie, die Frucht des menschlichen Erfindungsreichtums, heute Dinge ermöglicht - wie Telekonferenzen, Telemedizin, elektronischer Handel - die noch vor wenigen Jahrzehnten undenkbar waren. Das Paradoxe unserer Zeit sei jedoch, dass wir „hypervernetzt und gleichzeitig einsam" seien, betonte er.
„Das Problem liegt genau hier. Wenn es keine Kommunikation mehr gibt, sondern nur noch Verbindung". Dann gelte es, sich selbst in Frage zu stellen und eine „persönliche und kollektive Gewissensprüfung" vorzunehmen, so Ruffini. Er lud alle ein, sich zu fragen: „Was fehlt in unserer Verbindung, um diese Einsamkeit zu füllen?"
Konsum macht nicht glücklich
Ganz im Sinne von Papst Franziskus erinnerte der Vatikan-Medienverantwortliche auch daran, dass „Glück nicht käuflich ist", was auch das katholische Kirchenoberhaupt 2014 in der Republik Korea bei einem Treffen mit Jugendlichen betont hatte.
„Wir wissen sehr gut, dass nur eine Beziehung, eine Verbindung, die auf Liebe beruht, uns weniger einsam machen kann, dass sie andauern kann, dass sie uns glücklich machen kann", betonte der Präfekt des vatikanischen Dikasteriums für Kommunikation in seiner Rede beim Signis-Weltkongress. Ruffini ging auch kurz auf Kommunikation in Sozialen Netzwerken ein. Diese sei ein weiteres Beispiel dafür, dass „Netzwerke nicht automatisch gleichbedeutend mit Gemeinschaft" seien. Dies hatte Papst Franziskus in seiner Botschaft zum 56. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel ähnlich beschrieben. In Sozialen Netzwerken gebe es „viel Raum für Misstrauen und das Ausleben von Vorurteilen aller Art", erinnerte der Vatikan-Kommunikationschef an negative Seiten digitaler Kommunikation.
Die Herausforderung des guten Journalismus, die auch die Herausforderung von Signis ist, bestehe darin, „neue Wege für eine neue Kommunikation zu finden". Es gelte, „auf Dialog statt auf die Vermarktung von Ideen" zu setzen und auf „Intelligenz als moralische Kategorie statt auf fanatischen Moralismus der Masse", so Paolo Ruffini am Montag in seiner Rede zum Auftakt des Signis-Weltkongresses in Seoul, der diesen Donnerstag endet.
Papst Franziskus hatte schon Mitte Juli ein Grußwort zum Signis-Weltkongress veröffentlicht: Angesichts von Hassreden und Fake News seien Journalisten gefordert, „die Wahrheit von der Lüge, das Gute vom Bösen zu unterscheiden und zu erkennen“, gab das Kirchenoberhaupt den internationalen katholischen Medienmachern zu ihrem Treffen in Seoul mit.
(vatican news-sst)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.