Radio Vatikan feiert: Deutsches Programm wird 85
RV: Wir sprachen mit Stefan von Kempis, der das heutige deutsche Programm koordiniert, über das Jubiläum. Stefan, was weiß man über die Anfänge vor 85 Jahren?
Stefan von Kempis: Also, eine aufgezeichnete Sendung von damals haben wir nicht mehr – leider. Wir wissen auch, dass Radio Vatikan schon kurz nach seiner Gründung 1931 mehrmals unregelmäßig Sendungen auf Deutsch ausgestrahlt hat, ‚ad experimentum‘, wie das damals hieß. Aber ein regelmäßiges deutsches Programm kam erst auf Drängen und Bitten der deutschen Bischöfe zustande; die Kirche stand in Nazi-Deutschland unter wachsendem Druck, sie wünschte sich Schützenhilfe aus dem Vatikan. Einige Monate nach der Enzyklika ‚Mit brennender Sorge‘, die Pius XI. im März 1937 in deutscher Sprache veröffentlichte, startete also Radio Vatikan deutsch.
Einer der wichtigsten Mitarbeiter: Jesuitenpater Friedrich Muckermann, ein entschiedener Gegner Hitlers, der den Nationalsozialismus als „Häresie des 20. Jahrhunderts“ einstufte. Radio Vatikan galt während des Zweiten Weltkriegs als Feindsender; wir wissen von einem jungen Mann, den die Nazis in ein Arbeitslager steckten, weil er heimlich das deutsche Programm aus dem Vatikan gehört hatte…
RV: Und wie wurde das jetzt gefeiert?
Von Kempis: Wir haben an diesem Montag zunächst eine heilige Messe in der Kapelle von Radio Vatikan gefeiert; zelebriert wurde sie von Pater Federico Lombardi, dem früheren Generaldirektor von Radio Vatikan, der danach Sprecher von Papst Benedikt XVI. war und heute die Joseph-Ratzinger-Stiftung leitet. Lombardi, der unser Programm seit langem kennt, sprach in seiner Predigt davon, dass wir eine wichtige Brückenfunktion zwischen der Kirche in den deutschsprachigen Ländern und dem Vatikan hätten – und dass das ein Dialog sei, keine Einbahnstraße.
Danach haben wir dann in der guten Stube unseres Radio-Vatikan-Sitzes Palazzo Pio, also in der Sala Marconi, ein bisschen mit den Kolleginnen und Kollegen von anderen Sprachprogrammen gefeiert, bei Prosecco und Häppchen. Dazu kam auch der „Medienminister“ des Papstes, Paolo Ruffini; der Sizilianer leitet das Vatikan-Dikasterium für Kommunikation und ist der einzige Laie an der Spitze eines großen päpstlichen „Ministeriums“. Ruffini fand einige lobende Worte für die deutsche Abteilung; übrigens war die ganze ‚Chefetage‘ vertreten. Mit Alessandro Gisotti war, neben Lombardi, auch ein weiterer früherer Papst-Sprecher bei unserem kleinen Empfang dabei.
Eine schöne Überraschung war, dass auch zwei Vertreter des Vereins der Freunde von Radio Vatikan zu der Feier in Rom angereist waren. Hans-Werner Lichter und Marco Chwalek erfuhren viel Dankbarkeit und Anerkennung für die Arbeit, die sie leisten; das deutsche Programm ist das einzige, das – übrigens schon seit über dreißig Jahren – über einen solchen Freundeskreis verfügt… und wird dafür von anderen Sprachprogramm durchaus beneidet.“
RV: Noch eine Frage: Warum wurde eigentlich am 3. Oktober gefeiert, wenn das eigentliche Jubiläum schon im September war?
Von Kempis: Also, der Vatikan ist ja gerne mal ein bisschen später dran als andere… Aber Spaß beiseite: Das liegt daran, dass wir im September unmittelbar nach den Ferien die Reise von Papst Franziskus nach Kasachstan ‚stemmen‘ mussten, da konnten wir nicht gleichzeitig unser Jubiläum feiern. Hinzu kommt, dass der Geburtstag unseres früheren Redaktionsleiters, Pater Bernd Hagenkord, auf den 4. Oktober fällt – darum haben wir schon letztes Jahr am 4. Oktober eine Messe für ihn gefeiert (er ist ja leider im Sommer letzten Jahres mit erst 52 Jahren verstorben), und dieser 4. Oktober ist jetzt so etwas wie unser heimlicher Feier- und Gedenktag. Außerdem: 3. Oktober, Tag der deutschen Einheit… das passt ja auch irgendwie in diesen Reigen, oder?“
(vatican news)
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