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Das Sant'Egidio Friedenstreffen 2022 steht unter dem Motto  Schrei nach Frieden Das Sant'Egidio Friedenstreffen 2022 steht unter dem Motto Schrei nach Frieden  

Kardinal Koch zu Friedenstreffen: Gebet ist für Frieden zentral

Diesen Dienstag endet das Sant'Egidio Friedenstreffen in Rom mit einem Gebet am Kolosseum, an dem auch Papst Franziskus teilnimmt. Das Gebet sei eine grundlegende Voraussetzung für Frieden, erklärt im Interview mit Radio Vatikan Kardinal Kurt Koch.

Michele Raviart und Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

„Das Gebet um Frieden zeigt, dass Friede immer ein Geschenk Gottes ist und wir die Werkzeuge für diesen Frieden sind. Die erste Form des Friedens ist der Friede zwischen Mensch und Gott und alle anderen Formen sind Konsequenzen daraus. Daher ist das Gebet für Frieden elementar. Die Tatsache, dass im Ukraine-Krieg auch Christen andere Christen töten, ist furchtbar. Christen töten Christen und wohl auch orthodoxe Christen andere orthodoxe Christen. Das ist ein schreckliches Zeichen, auch für die Christen auf der ganzen Welt", sagte der Schweizer Kurienkardinal Radio Vatikan am Rand des Friedenstreffens. Auch Frère Alois, Prior der ökumenischen Bruderschaft von Taizé, ist in Rom beim Friedenstreffen dabei. Wie Kardinal Koch sieht er das interreligiöse, gemeinsame Gebet um Frieden am Kolosseum als grundlegend:

Radio Vatikan Podcast: Kardinal Koch, Frère Alois und Pierbattista Pizzaballa zum interreligiösen Friedensgebet mit Papst Franziskus am Kolosseum
Frère Alois Löser, Leiter der ökumenischen Taizé-Gemeinschaft, hier bei einem Besuch bei Radio Vatikan
Frère Alois Löser, Leiter der ökumenischen Taizé-Gemeinschaft, hier bei einem Besuch bei Radio Vatikan

„Es ist so wichtig gemeinsam mit Papst Franziskus zu beten, weil er ein Diener des Friedens ist - nicht nur für die Katholiken, sondern für die ganze Menschheit“

„Es ist so wichtig gemeinsam mit Papst Franziskus zu beten, weil er ein Diener des Friedens ist - nicht nur für die Katholiken, sondern für die ganze Menschheit. Das Gebet ist die Wurzel des Friedens. Es ist beeindruckend, dass alle Religionen darauf immer wieder beharren. Es gibt viele Unterschiede unter uns, aber das Gebet ist für alle das Wichtigste, das bewegt mich immer wieder sehr. Und im Gebet sind wir vereint und das lässt uns den Frieden der Welt kosten, auf den wir noch warten."

Zu dem internationalen und interreligiösen Friedenstreffen in Rom sind Vertreter aus Politik und Religion aus mehr als 50 Ländern gekommen. Neben Frère Alois ist etwa auch der Generalsekretär der Islamischen Weltliga, Scheich Muhammad bin Abdul Karim Issa, und Frankreichs Oberrabbiner Haim Korsia dabei. Auch der Außenamtschef der russisch-orthodoxen Kirche, Metropolit Antonij, wurde erwartet. Dass alle Teilnehmer am Nachmittag mit Papst Franziskus gemeinsam für Frieden beten, kann laut Frère Alois aus Taizé den Weg für konkrete Veränderungen ebnen:

„Wir müssen diese Erfahrung der Einheit machen, die nicht nur eine Theorie bleiben darf“

„Wir müssen diese Erfahrung der Einheit machen, die nicht nur eine Theorie bleiben darf. Wir müssen uns dafür einsetzen, dass viele Menschen diese Einheitserfahrung spüren können, jenseits der Unterschiede zwischen den einzelnen Religionen. Wir haben nicht den gleichen Glauben, aber Gott ist bei allen präsent", erklärte der Prior der ökumenischen Bruderschaft von Taizé.

Politik und Religion nicht vermischen

Beim interreligiösen Friedenstreffen in Rom traf Radio Vatikan auch den Lateinischen Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa. Er beklagte, dass Religion oft fälschlicherweise als Ursache von Konflikten angesehen werde - sowohl in der Ukraine als auch im Nahen Osten:

„Leider ist es heute verbreitetes Gedankengut, dass Religionen Auslöser für Konflikte seien. Das sehen wir in der Ukraine, das ist aber auch unser tägliches Brot im Nahen Osten, wo ich herkomme. Es ist da aber nur dann etwas dran, wenn Religion und Politik vermischt werden, das ergibt dann ein wunderbares Manipulationsmittel. Treffen wie das aktuelle erinnern uns daran, besonders beim Treffen verschiedener Gläubiger, dass wir immer den wahren Sinn des religiösen Glaubens bewahren müssen: nämlich die Begegnung mit Gott. Dann erkennen wir uns auch alle als Geschwister."

„Das Friedensgebet am Kolosseum ist ein Moment, um an all die vielen Konflikte auf der Welt zu denken.“

Pizzaballa betonte, dass es beim Friedensgebet mit Papst Franziskus am Kolosseum diesen Dienstagnachmittag nicht allein um Frieden für die Ukraine gehe:

„Die Medien sind sehr auf die Ukraine und den Westen konzentriert, der Nahe Osten ist quasi verschwunden, sage ich als jemand, der von dort kommt. Das hinterlässt viele Menschen auf der Welt perplex. Das Friedensgebet am Kolosseum ist ein Moment, um an all die vielen Konflikte auf der Welt zu denken. Papst Franziskus hat oft vom Dritten Weltkrieg in Stücken gesprochen. Wenn wir all diese Stücke zusammenfügen, dann sehen wir, welch schreckliches Bild von der Welt sich ergibt. Wir wollen dafür beten, dass dieses Bild positiver wird und es bessere und friedliche Zukunftsperspektiven gibt, vor allem auch für die jüngeren Generationen."

(vatican news - sst) 

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25. Oktober 2022, 12:00