IOC-Präsident Bach: Regeln des Sports akzeptieren
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
Unter dem Motto „Sport für alle - verbindend, zugänglich und maßgeschneidert" hatten von Donnerstag bis Freitag gut 250 Fachleute und Athletinnen und Athleten auf Einladung des Vatikan aus aller Welt über Sport als Mittel zur gesellschaftlichen Inklusion beraten. Am Freitag unterzeichneten sie eine Erklärung, die dazu verpflichtet Sport zur Förderung von Entwicklung, Frieden, Toleranz, Inklusion und Respekt zu nutzen. Papst Franziskus hielt eine Abschlussansprache und rief dazu auf, Barrieren abzubauen und anstelle des Profits die Menschen ins Zentrum zu stellen. „Wenn die Welt des Sports Einheit und Zusammenhalt vermittelt, kann sie zu einem hervorragenden Verbündeten beim Aufbau des Friedens werden", sagte das Kirchenoberhaupt am Freitagnachmittag im Vatikan.
Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, Thomas Bach, sieht sich hier ganz auf einer Linie mit Papst Franziskus:
„Das ist tatsächlich unsere Mission, mit den Olympischen Spielen ein Symbol für ein friedliches Miteinander zu setzen, weil sich nur bei den Olympischen Spielen die gesamte Welt in einem friedvollen Wettstreit versammelt. Auf der einen Seite sind die Athleten harte Wettbewerber, auf der anderen Seite leben sie friedvoll im olympischen Dorf zusammen. Und dieses Symbol geht an Millionen von Menschen, an Milliarden von Menschen, über die ganze Welt und kann somit ein machtvolles Symbol und Beispiel für ein friedvolles Miteinander sein. "
Radio Vatikan: Es gibt allerdings auch immer wieder Kritik an Austragungsorten sportlicher Großereignisse, ob zum Beispiel Peking, China oder Katar geeignet sind...
In China Friedensmission betont
IOC-Präsident Thomas Bach: „Nun, gerade in China habe ich bei den Olympischen Winterspielen bei der Eröffnungsfeier vor Hunderten von Millionen von Menschen an die Führer der Welt appelliert: Give Peace a Chance und diese Friedensmission dort ganz besonders betont."
Radio Vatikan: In seiner Ansprache hat Papst Franziskus auch ein bisschen Kritik geäußert: Er hat gesagt, dass Sport doch auch oft manipulativ ist und dass es einfach auch eine große Profitgier gibt. Was sagen Sie dazu?
IOC-Präsident Thomas Bach: „Nun, es ist kein Geheimnis. Es gibt viele Sportarten, die rein kommerziell organisiert sind. Das sind nicht unbedingt die olympischen Sportarten und Disziplinen, aber das ist die Realität dieser Welt. Aber auch in diesen Sportarten oder den meisten dieser hoch kommerzialisierten Sportarten gelten die Regeln des Sports und werden weltweit akzeptiert. Und auch das ist eine Botschaft, weil sie heißt: Jeder, der diese Regeln akzeptiert, wird ohne Diskriminierung im Sport akzeptiert und dadurch werden alle bei der Ausübung dieses Sports gleich."
Radio Vatikan: Es wurde ja auch eine Erklärung unterzeichnet. Es ist ja oft so: E s gibt viele Absichtserklärungen und am Ende ist die Frage: Was kommt dabei rum? Was wird sich jetzt konkret ändern?
„Nun, das IOC hat schon gehandelt um die Olympischen Spiele inklusiver zu machen. Wir haben im IOC bereits 2016 beispielsweise das Refugee Olympic Team gegründet, hatten dies in Tokio auch wieder, werden es in zwei Jahren auch in Paris wieder haben. Wir haben für Geschlechtergerechtigkeit gesorgt: Es gibt nun die gleiche Anzahl von Teilnehmern, Männer und Frauen. Der Sport ist offen für alle ohne Diskriminierung. Und Paris 2024 wird dafür ein weiteres Beispiel setzen.
Missbrauch, Doping - was tut das IOC?
Noch ein weiteres wichtiges Thema ist ja auch die körperliche Unversehrtheit. Ich denke hier auch an das Thema Missbrauch physisch, psychisch, Drogen - wie will das Olympische Komitee dagegen vorgehen?
IOC-Präsident Thomas Bach: „Nun, hier sind wir im Sport den Herausforderungen der Gesamtgesellschaft ausgesetzt. Wir haben uns diesem Thema schon vor einigen Jahren zugewandt. Es gibt Tool-Kits, die weitergegeben werden können an die Nationalen Olympischen Komitees, an die Verbände, an die Klubs, um hier vorzubeugen gegen jede Art von Missbrauch. Wir haben Kurse eingerichtet, wo wir dann besondere Experten ausbilden und zertifizieren, die dann in den jeweiligen Sportorganisationen hier präventiv und gegebenenfalls auch auf der Sanktionsebene tätig werden können."
(vatican news-sst)
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