Welttag der Armen: Gesundheitzentrum auf dem Petersplatz wieder aktiv
2018 auf Veranlassung von Papst Franziskus eröffnet, musste das Zentrum im Jahr 2020 wegen der Corona-Restriktionen aussetzen – doch bereits im vergangenen Jahr war es wieder aktiv. Allerdings sei es noch nicht zur selben Größe wie vor der Pandemie zurückgekehrt, „denn die Ärzte haben uns mit Blick auf Corona gebeten, allzu große Menschenansammlungen zu vermeiden“, berichtet Erzbischof Fisichella, der von Anfang an für die praktische Umsetzung des Gesundheitszentrums auf dem Petersplatz verantwortlich war.
Zunächst oblag diese seinem Rat für Neuevangelisierung, der mit der Kurienreform nun im Dikasterium für Evangelisierung aufgegangen ist. Doch für diese besondere soziale Initiative des Papstes ist er nach wie vor zuständig, und an diesem Donnerstag fand er sich beim Zentrum ein, um dieses einzuweihen. Die bedürftigen Menschen, die oftmals auch nachts um den Petersplatz herum campieren, können dort gesundheitliche Probleme anonym mit einem Arzt besprechen – oder dank einer Blutanalyse oder eines EKG überhaupt einen Überblick über ihren aktuellen Gesundheitszustand erhalten: „Das sind die Vergessenen, die Unsichtbaren“, so Erzbischof Rino Fisichella an diesem Donnerstag vor den Mikrofonen von Radio Vatikan:
„Wir fangen jetzt also wieder damit an und wir nehmen auch wieder die Initiative des Mittagessens für 1300 Arme am Sonntag nach der Messe auf“, kündigt der Erzbischof an. Nach der Messe zum Welttag der Armen lud Franziskus auch in den vergangenen Jahren - mit einer Coronapause - über 1000 Bedürftige zum Mittagessen in die Audienzhalle ein, wo ihnen von Freiwilligen das Essen serviert wurde. Um an der Messe in diesem Jahr teilzunehmen, die vor allem Bedürftigen gewidmet ist, kann man sich auf der Webseite des Dikasteriums für die Evangelisierung anmelden.
Über die diözesane Caritas seien auch bereits 5000 Pakete mit Grundnahrungsmitteln wie Reis, Öl, Nudeln, Kaffee oder Zwieback an ausgewählte bedürftige Familien unterwegs, berichtet Fisichella. „Also, ein kleines Zeichen, aber sicherlich ein Zeichen der Nähe, so wie die Übernahme der Stromrechnung von vielen Familien die, wie so viele Italiener, diesen Moment der Schwäche erleben.“
Das Gesundheitszentrum sei vor allem für die vielen Menschen gedacht, die rund um den Petersplatz mehr schlecht als recht ihr Lager aufschlagen, keine Bleibe haben, oder generell in finanziellen Schwierigkeiten sind und sich einen Arztbesuch nicht leisten können, berichtet Fisichella. Zahlreiche wohltätige Vereinigungen hätten sich der Initiative angeschlossen, darunter die Caritas, St. Egidio und dieses Jahr auch „Ärzte für Afrika CUAMM“, eine Vereinigung, mit der freiwillige Ärzte normalerweise kostenlose Gesundheitsversorgung in Afrika anbieten.
Dringende Untersuchungen werden ermöglicht
„Es gibt viele Arme, die hier rund herum leben, mitten im Zentrum der Christenheit. Ihr seht sie jeden Tag im Säulengang, aber sie sind für viele leider unsichtbar. Das, was wir also anbieten, sind die dringendsten Analysen, Blutentnahme, um die wir ausdrücklich gebeten wurden, denn andernfalls sind die Wartezeiten enorm, dann gibt es auch noch die EKGs, denn das Herz ist ein schwacher Punkt dieser Menschen. In den vergangenen Jahren haben wir immer einige akute Herzinfarkte entdeckt. Und eine ebenfalls sehr wichtige Abteilung ist die für Infektionskrankheiten, die für Tuberkulose relevant ist, HIV, Covid, Hepatitis, also alle Krankheiten, für die die Schwächsten auch besonders anfällig sind.“
Die Tatsache, dass der Papst den Platz vor dem Vatikan ausgewählt habe, um dort die Armen zu versorgen, sei auch als Zeichen zu werten, betont Fisichella: „Vergessen wir das nicht, er stellt ihn zu Verfügung um bei dem Verständnis dafür zu helfen, dass die Armen nicht unsichtbar sind. Es gibt sie, sie sind zahlreich, und viel mehr, als wir denken. Und deshalb muss ich auch einen besonderen Dank für die vielen Freiwilligen aussprechen, die hier sind, vom Roten Kreuz und den anderen Organisationen, aber auch den Medizinstudenten, die gemeinsam mit ihren Professoren hier sind und ihre Hilfe anbieten.“
Einer dieser Studenten ist Giovanni Mantuso. Er war an diesem Donnerstag mit vielen seiner Kollegen auf dem Petersplatz und hilft bei der Behandlung der Bedürftigen. Auch für ihn ist es ein wichtiges Ziel, das Bewusstsein für die Armut zu schärfen, die uns umgibt – aber auch, für die Notwendigkeit, sich regelmäßiger medizinischer Kontrollen zu unterziehen. „Es ist wichtig, alle in diese Initiative einzubeziehen, vor allem die Bedürftigsten, die sich hier auf dem Petersplatz, im Zentrum der Christenheit, aufhalten, aber auch all jene, die hier vorbeikommen, wie zum Beispiel Touristen, um sie durch die verschiedenen Kontrollen an die Vorsorgeuntersuchungen und Präventionskampagnen heranzuführen. Mit anderen Worten, das Bewusstsein der Öffentlichkeit für die Gesundheit und die häufig übersehenen Kontrollen zu schärfen.“
Der Gesundheitsposten auf dem Petersplatz stelle eine große Hilfe für all diejenigen dar, die in Armut und Leid leben, und trage in gewisser Weise dazu bei, dass sie sich weniger allein und unsichtbar fühlen, zeigt sich Giovanni überzeugt: „Für mich bedeutet diese Initiative, Menschen eine Chance zu geben, die oft Hindernisse beim Zugang zu Check-ups und medizinischen Untersuchungen haben, aber es ist auch ein Weg, allen Männern und Frauen zu helfen, die sich scheuen, sich untersuchen zu lassen. In der Regel handelt es sich dabei um Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber auch um Menschen mit Magen-Darm-Problemen oder Allergien und vieles mehr. Heute hier zu sein, bedeutet für mich, all den Menschen, die es brauchen, eine zusätzliche Chance zu geben, damit sie sich willkommen und unterstützt fühlen. Es ist wichtig, präsent zu sein, präsenter zu sein.“
Der Gesundheitsposten auf dem Petersplatz wird in diesem Jahr auch durch Ärzte mit Afrika CUAMM begleitet. Diese Organisation setzt sich für die Förderung und den Schutz der Gesundheit der afrikanischen Bevölkerung ein. Ärzte, Spezialisten und Mitarbeiter der Organisation, die aus verschiedenen Teilen Italiens kommen, werden bis zum 13. November abwechselnd die Bedürftigsten untersuchen und ihnen helfen. „Auch wir sind Teil dieses Teams. In Notsituationen sind wir zur Stelle“, sagt Jane Tedesco von Ärzte in Afrika. Sie ist auf Geburten spezialisiert und erklärt, dass sie bei ihrer Arbeit nicht nur gebe, sondern vor allem empfange. „Meine Arbeit ist das, wofür ich mich in meinem Leben entschieden habe, und es ist ein außergewöhnlicher Beruf, denn ich begleite nicht nur die Frau und das Paar bei der Begrüßung eines neuen Lebens, sondern ich sehe das Leben bei seiner Geburt“.
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