Vatikan: Langjähriger Rektor Fischer vom Campo Santo verabschiedet
Zwei Amtszeiten lang hat er die Verantwortung für den Campo Santo und das Päpstliche Priesterkolleg getragen. Prälat Fischer wird aber weiterhin in Rom tätig sein und seiner Aufgabe als Richter am Päpstlichen Ehegerichtshof, der Sacra Romana Rota, nachgehen. Eine baldige Nachfolge im Rektorenamt ist vorgesehen.
Das Bild der schmerzhaften Muttergottes mit dem Leichnam Jesu auf dem Schoß, so wie es in der Bruderschaftskirche am Campo Santo gezeigt werde, sei ein Zeichen für die Fragen der Gegenwart: „Was bieten wir als Kirche den Menschen an? Was setzen wir ihnen vor? Können sie wirklich davon leben, hilft es ihnen zu überleben in dieser delikaten Zeit? Christus liegt im Schoß der Kirche, doch der Glaube fällt vielen heute nicht mehr in den Schoß“, betonte Bischof Meier. Er fügte hinzu: „Was steht auf unserer kirchlichen Speisekarte: Ist es Kost aus Konserven der Vergangenheit, womöglich mit abgelaufener Haltbarkeitsfrist? Oder bieten wir Fastfood an, das kurzfristig zwar den Magen stopft, letztlich aber den Hunger der Seele nicht zu stillen vermag? Das Grundnahrungsmittel der Kirche muss Jesus Christus sein.“ Bischof Meier forderte dazu auf, hinzuschauen, was die Kirche heute alles anbiete und was sie neu ins Sortiment aufnehme: „Prüfen wir kritisch, was da alles im Regal steht oder ins Schaufenster der Medien gestellt wird, um anzukommen! Lassen wir uns nicht abspeisen mit Angeboten, die den Ohren schmeicheln, mit denen wir uns vielleicht beliebt machen, die uns aber verhungern lassen, wenn es um Tieferes geht, wenn die Substanz auf dem Spiel steht.“
Würdigung
Bischof Meier würdigte Prälat Fischer als geistlichen Menschen mit vielfältigen Fähigkeiten. „Der Rektor dieses Hauses braucht Kraft zum Ausgleich und zur Vermittlung. Diese Aufgabe ist anspruchsvoll. Wer vermittelt, setzt sich nicht nur zwischen Stühle, er kann auch zwischen Fronten geraten.“ Rektor Fischer sei es gelungen, vieles unter einen Hut zu bringen: „… das Rektorat, die Tätigkeit als Rota-Auditor, zeitweise auch die Pilgerseelsorge und den Lehrauftrag an der Gregoriana. Du musstest jonglieren, manövrieren und immer wieder integrieren.“ Prälat Fischer habe sich mit vielen darum gekümmert, „für den Glauben der Kirche Brücken zu schlagen in verschiedene Bereiche: Erzbruderschaft, Kollegsgemeinschaft, Görres-Gesellschaft, Wallfahrer aus der Heimat und für Deutsch-Römer, die hier eine geistliche Tankstelle suchen“.
Bischof Bätzing bedankt sich
In einem Brief dankte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, Prälat Fischer für dessen „Verantwortung für das Kolleg, die Erzbruderschaft und die Seelsorge an diesem wichtigen Ort deutscher Geschichte in Rom“. Er habe die Aufgabe ausgefüllt, neu geformt und für eine gedeihliche Zukunft des Campo Santo ausgerichtet. Ausdrücklich würdigte Bischof Bätzing die pastorale Arbeit des Rektors, „die stete Feier der Heiligen Messe an bedeutendem Ort, die Pflege des Totengedenkens und die fürsorgliche, oft caritative Arbeit, mit der Sie die Kontakte unter den Mitgliedern der Erzbruderschaft, aber auch weit darüber hinaus gepflegt und gefördert haben“. Er fügte hinzu, dass Rektor Fischer in seiner Amtszeit Kontakte zu allen Ebenen gepflegt habe, die den Campo Santo betreffen: „Das gemeinsame Bemühen für eine zukunftsfähige bauliche Gestaltung des Campo Santo in dem von unserer Seite vor gut einem Jahr bei Ihrer Generalversammlung unterstrichenen Interaktions- und Kooperationsdreieck ‚Campo Santo Teutonico – Deutsche Bischofskonferenz – Bundesregierung‘ ist dafür sicherlich das beste Zeichen.“
Prälat Fischer selbst schaute dankbar auf die Jahre seiner Tätigkeit zurück: „Mir war es ein Anliegen, den Campo Santo zu öffnen. Dazu zählt neben der Gastfreundschaft auch unser Kolleg, in dem Priester und Laien als Gemeinschaft wohnen. Der Campo Santo ist ein bedeutender Ort deutschsprachiger Geschichte und Kirchengeschichte. Deshalb bin ich dankbar, dass er auch ein Ort des wissenschaftlichen Austauschs war.“ Rektor Fischer fügte hinzu: „Öffnung bedeutet für mich immer vom Altar aus zu denken, der das Herzstück unseres Hauses und des Friedhofs ist. Von ihm geht alles aus und strahlt aus. So wird der Campo Santo zu einem Stück sichtbarem Brückenbau unserer Kirche in die Welt hinein und ein Brückenbau zwischen der Kirche in Deutschland und dem Vatikan.“
Hintergrund
Das Collegio Teutonico liegt auf dem Territorium der frühmittelalterlichen Schola Francorum im heutigen Vatikanstaat. Bereits seit dem späten 8. Jahrhundert wird dort ein Friedhof bezeugt, auf dem vor allem Pilger deutscher Sprache bestattet wurden. Papst Leo III. schenkte das Gelände 800 n. Chr. Karl dem Großen anlässlich seiner Kaiserkrönung in Rom. Heute gehört das Gelände der 1454 gegründeten Erzbruderschaft zur Schmerzhaften Muttergottes, deren Camerlengo seit dem 13. November 2021 Franco Reale ist. Im 19. Jahrhundert wurde um den Friedhof ein Kollegsgebäude errichtet. Dessen Gründungsrektor wurde 1876 Prälat Anton de Waal, der das Kolleg zu einem Zentrum der kirchengeschichtlichen Forschung und der frühchristlichen Archäologie machte. Heute beherbergt das Kolleg eine umfassende Bibliothek, die zu den bedeutendsten Forschungseinrichtungen in Rom gehört, sowie das Römische Institut der Görres-Gesellschaft. Im Collegio Teutonico wohnen Priester und einige Laien, die sich in Rom auf ihre Promotion vorbereiten oder an der vatikanischen Kurie tätig sind.
Zur Person
Prälat Hans-Peter Fischer wurde 1961 in Freiburg geboren und 1989 zum Priester geweiht. Es folgten verschiedene Einsätze in der Seelsorge und Promotionen in der Theologie und im Kanonischen Recht. 2002 wurde Fischer Pfarrer in Donaueschingen, zwei Jahre später übernahm er die Leitung der Seelsorgeeinheit der Stadt. Parallel war er von 2001 bis 2010 Diözesanrichter in München und Freising sowie von 2004 bis 2010 Diözesanrichter am Erzbischöflichen Offizialat Freiburg. Die Leitung des Campo Santo übernahm er am 8. Dezember 2010.
(dbk/vatican news – mg)
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