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Vatikan und Weltkirche: Das war 2022

Was hat das Jahr 2022 für den Papst und für die Weltkirche gebracht? Schlaglichter aus unseren Meldungen der vergangenen zwölf Monate bietet der folgende Jahresrückblick.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Das Jahr begann prophetisch: Papst Franziskus rief am 1. Januar zum Weltfriedenstag eindringlich zu mehr Friedensbemühungen weltweit auf. Aktuelle TV-Bilder veranlassten ihn zum Appell: „Wir wollen Frieden!“

In den ersten Wochen des neuen Jahres prägte aber noch die Corona-Pandemie den Alltag – nicht nur in der Kirche. So dankte der Papst am 4. Januar in seiner Botschaft zum Welttag der Kranken dem Gesundheitspersonal und kritisierte die ungleiche Verteilung von Corona-Impfstoffen weltweit. Einen Tag später gab es dann eine Premiere bei einer Papst-Generalaudienz: Nicht Priester, sondern Laien und Ordensfrauen trugen Texte vor; der Papst plädierte in seiner Ansprache für vereinfachte Adoptionsregeln und beklagte die geringe Geburtenrate in Italien. In der Videobotschaft mit dem Gebetsanliegen im Januar betonte er, dass die religiöse Verfolgung und Diskriminierung „unmenschlich und ein Wahnsinn“ seien.

Der Papst und der libanesische Präsident Michel Aoun bei einer Audienz am 31. Januar 2022
Der Papst und der libanesische Präsident Michel Aoun bei einer Audienz am 31. Januar 2022

Am 6. Januar veröffentlichte der Vatikan die Botschaft von Franziskus zum Weltmissionssonntag am 23. Oktober 2022: Jeder getaufte Christ soll so leben, dass er mit Worten und Taten seinen Glauben bezeugt. Kurz darauf kritisierten der Deutsche-Bischofskonferenz-Vorsitzende Bätzing und Caritas-Präsidentin Welskop-Deffaa die Pläne der neuen Berliner Ampel-Regierung für Lockerung der Abtreibungsregeln.

Zum Nachhören - wie war 2022?

Kritik an „Cancel Culture“

Am 10. Januar wandte sich Franziskus beim traditionellen Diplomatenempfang gegen zunehmende Einschränkung der freien Meinungsäußerung durch die sogenannte „Cancel Culture“ (Kultur des Ausgrenzens). Die Irische Priestervereinigung vermeldete „schockierende“ Zahlen: In nur drei Jahren starben rund 20 Prozent der Priester; der Erzbischof von Dublin sagte dazu, dass die Kirche in Irland vor einem „radikalem Wandel“ stehe.

Noch im Januar verschärfte der Vatikan angesichts der Omikron-Variante die Anti-Corona-Schutzmaßnahmen. Es galten: FFP2-Maskenpflicht in allen Gebäuden, Angestellte brauchten eine Booster-Impfung und es galt die 2G-Regel in den Vatikanischen Museen.

Akolythen in Kap Verden
Akolythen in Kap Verden

Es war Ende Januar, als der Papst der Glaubenskongregation sagte, dass bei Missbrauch das Kirchenrecht mit „Strenge“ angewandt werden müsse. In jenen Tagen ernannte er Irenäus von Lyon (um 135 bis etwa 200) zum Kirchenlehrer und beauftragte bei der Messe am „Bibelsonntag“ im Petersdom erstmals Laienkatholikinnen und -katholiken offiziell mit den Diensten von Lektoren und Akolythen.

Zur selben Zeit erschütterte ein Missbrauchsgutachten die katholische Kirche Deutschlands; der emeritierte Papst Benedikt XVI. korrigierte nach Kritik - auch von Bischöfen – seine Aussage zum Gutachten, wonach er an einer Sitzung mit fragwürdiger Personalentscheidung nicht teilgenommen habe; eine ausführliche Stellungnahme folgte dann später.

Der Papst in der TV-Talkshow auf RAI3
Der Papst in der TV-Talkshow auf RAI3

Im Februar kritisierte Franziskus in einem knapp einstündigen Interview für eine RAI-3-Talkshow die „kriminelle“ Asylpolitik, Waffenhandel und Umweltzerstörung und gab zu, er habe wenige, aber echte Freunde. Ebenfalls im Februar sagte der Papst zur Suizidbeihilfe: der Mensch habe ein Recht auf Leben, nicht auf den Tod. Franziskus wiederholte abermals: der Tod muss angenommen statt verabreicht werden - Palliativmedizin dürfe nicht mit Suizidbeihilfe verwechselt werden.

Kurz vor der russischen Invasion

Einen Tag vor der russischen Invasion in die Ukraine warnte Franziskus in der Generalaudienz vor dem „Wahnsinn des Krieges“, der Aschermittwoch sollte Fasttag für Frieden in der Ukraine sein. Das Oberhaupt der griechisch-katholischen Kirche, Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, rief zur Verteidigung der Ukraine auf: „Wir sind ein Volk, das den Frieden liebt und gerade deshalb bereit sind, für ihn zu kämpfen“; der Moskauer Patriarch Kyrill gratulierte hingegen dem russischen Präsidenten Putin zum „Tag des Vaterlandsverteidigers“. Der Papst twitterte kurz darauf auch auf Russisch gegen den Krieg.

Am 19. März veröffentlichte der Vatikan die Apostolische Konstitution „Praedicate evangelium“, mit der der Papst die interne Organisation der Römischen Kurie ab Pfingsten neu regelt; Spitzenfunktionen in Vatikanbehörden stehen nun auch für Laien, Frauen wie Männer, offen; es gibt ein neues „Dikasterium für Evangelisierung“, das Franziskus selbst leitet.

Der Papst in Kanada
Der Papst in Kanada

Im April bat der Papst Kanadas Indigene um Vergebung und kündigte einen Besuch an; „Empörung und Scham“ angesichts der Berichte über Missbrauch und Misshandlungen an früheren Residential Schools drückte der Papst aus. Franziskus nutzte dann eine Malta-Reise für klare Signale in Richtung Russland: es sei eine „infantile und zerstörerische Aggression“, und es gehe um „neue Imperialismen“; beim Besuch in der Paulusgrotte bat er um Aufnahmebereitschaft für schiffbrüchige Flüchtlinge. Die Katholiken auf der Mittelmeerinsel warnte er vor wachsender religiöser Gleichgültigkeit; auf dem Rückflug sprach er über einen möglichen Besuch in Moskau und in Kyiv: „Ich stehe zur Verfügung.“ Doch Ende April sagte Franziskus in einem Interview, dass vorerst keine zweite Begegnung mit Patriarch Kyrill möglich sei: es könnte unter derzeitigen Gegebenheiten zu „zu viel Verwirrung führen“; zunächst sei auch kein Ukraine-Besuch möglich.

Franziskus im Rollstuhl

Am 5. Mai trat Franziskus erstmals öffentlich im Rollstuhl auf; seit Monaten leidet er unter starken Knieschmerzen. Im Mai gab es auch einen Papst-Erlass: Ordensgemeinschaften, die bisher nur von Klerikern geleitet werden, können in Ausnahmefällen künftig auch Laien als Obere einer Einrichtung ernennen. Am 29. Mai ernannte er dann 21 neue Kardinäle aus aller Welt, von San Diego bis Ost-Timor (aber nicht Turin, Mailand oder Venedig), und setzte damit „kirchenpolitische“ Signale. Das Konsistorium mit den geplanten Erhebungen fand dann Ende August statt. Aktuell sind 132 Kardinäle zur Papstwahl berechtigt.

Franziskus im Rollstuhl
Franziskus im Rollstuhl

Am 14. Juni äußerte Papst Franziskus seine Sorge über den Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland: „Wir brauchen nicht zwei evangelische Kirchen in Deutschland“, sagte er. Am 29. Juni forderte Papst Franziskus in neuem Apostolischen Schreiben „Desiderio desideravi - Über die liturgische Bildung des Volkes Gottes“ die Einheit in der Liturgie; und er bekräftigte die Liturgiereform des Konzils.

Im Juli wies Franziskus gegenüber Reuters die immer wieder aufflammenden Gerüchte um seinen Rücktritt zurück, er schloss einen solchen für sich aber auch nicht grundsätzlich aus. Der Papst bekannte die Widerstände bei der Aufarbeitung von Missbrauch in der Kirche, „aber mit jedem neuen Schritt wächst das Bewusstsein, dass dies der richtige Weg ist“.

Reaktionen zum Synodalen Weg

Am 23. Juli gab es erneut eine Vatikan-Erklärung zum deutschen Synodalen Weg. Darin wurde zur Einheit gemahnt; ein Reformprozess sei „nicht befugt, Bischöfe und Gläubige zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten“; Bischof Bätzing und ZdK-Präsidentin Stetter-Karp bekräftigten, dass die deutsche Kirche keinen „Sonderweg“ gehen werde.

Vom 24. bis 30. Juli war der Papst auf „Bußwallfahrt“ in Kanada; es gab eine Vergebungsbitte an Überlebende früherer „Residential Schools“; es folgte das Eingeständnis des Beitrags der Kirche zum „Völkermord“ und „erzwungener Assimilierung“ durch Gleichgültigkeit. Franziskus wiederholte, die Kirche dürfe nie mehr mit Zwang missionieren. In seiner Rede in Quebec sagte er: die Säkularisierung an sich sei keine negative Entwicklung, Gott wolle entscheidungsfähige Menschen, nicht „Sklaven“, aber es brauche eine klare Absage an den Säkularismus, der Gott zum „Störfaktor“ erklärt. Bei der fliegenden Pressekonferenz auf dem Rückweg nach Rom sagte er dann, ein Rücktritt sei nicht ausgeschlossen, aber es gebe keine konkreten Pläne dazu.

Im August ermutigte der Papst LGBTQ-Katholiken in einem Brief, weiter an der Kultur der Begegnung zu arbeiten. Wenige Tage darauf traf Franziskus bei einer Generalaudienz einige Transsexuelle.

Die schriftliche Antwort von Papst Franziskus auf drei Fragen von Jesuitenpater James Martin zu LGBT+ Katholiken, was er zu jemandem sagen würde, "der von der Kirche abgelehnt wurde".
Die schriftliche Antwort von Papst Franziskus auf drei Fragen von Jesuitenpater James Martin zu LGBT+ Katholiken, was er zu jemandem sagen würde, "der von der Kirche abgelehnt wurde".

Radikalkur für Malteser-Orden

Am 5. August legte der Vatikan seinen Finanzbericht für 2021 vor: das Gesamtdefizit von 3,3 statt der erwarteten 33,4 Millionen Euro seien Ergebnisse, die „besser als erwartet“ seien.

Im September unterzog Franziskus den Souveränen Malteser-Ritterorden einer Radikalkur: Statt der bisherigen Leitung wurde ein neues provisorisches Führungsgremium ernannt, ein Termin für ein Generalkapitel zum Zweck der Neuwahl wurde ebenfalls festgelegt, die Verfassung von 1961 wurde durch eine neue ersetzt.

Am 8. September starb Queen Elizabeth II.; Religionsvertreter aus aller Welt bekundeten Anteilnahme; Franziskus würdigte ihren „unerschütterlichen Glauben“.

In Kasachstan als Pilger des Friedens

Vom 13. bis 15. September besuchte der Papst Kasachstan als „Pilger des Friedens“; er äußerte dort eine Mahnung als Hauptredner beim Weltkongress der Religionen: Staatsführer sollen sich für Frieden statt für Rüstung einsetzen; „Gott führt niemals zum Krieg“, so der Papst; er feierte dort auch einen Gottesdienst mit der katholischen Minderheit und sprach von einer „synodalen Kirche“. Staatspräsident Tokajew dankte für die Visite in einer globalen „kritischen Phase“. Der Papst sagte bei der „fliegenden Pressekonferenz“ zur Ukraine: „Verteidigung ist ein Akt der Liebe für das Vaterland.“

Ende September unterzeichnete der Papst bei einem Treffen mit Teilnehmern der Initiative „Economy of Francesco“ in Assisi einen Nachhaltigkeits-Pakt mit jungen Ökonomen. In jenen Tagen bestätigte der Vatikan nach schweren Missbrauchsanschuldigungen die Disziplinarauflagen gegen den früheren Bischof von Osttimor und Nobelpreisträger Belo. Bei der Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe in Fulda sagte der Vorsitzende Georg Bätzing, eine große Mehrheit wolle Reformen, man dürfe sich „nicht durch die aufhalten lassen, die einfach alles blockieren“. Dissens der Bischöfe gab es über die Sexualmoral; Nuntius Eterovic äußerte erneut Bedenken zum deutschen „Synodalen Weg“.

Ukrainische Kinder bei der Generalaudienz mit Papst Franziskus
Ukrainische Kinder bei der Generalaudienz mit Papst Franziskus

Am 2. Oktober wandte sich Franziskus in einer Sonntagsansprache direkt an Putin mit Aufforderung, die „Spirale von Gewalt und Tod“ zu stoppen; auch der ukrainische Präsident Selenskyj solle bitte „für ernsthafte Friedensvorschläge offen sein“.

Weltsynode geht in die Verlängerung

Im Oktober ging der Ratzinger-Preis 2022 an den französischen Jesuiten Michel Fedou und den US-amerikanischen Rechtswissenschaftler Joseph Halevi Horowitz Weile. Dann kündigte der Papst bei einem Angelus-Gebet überraschend an, dass die nächste Weltbischofssynode um ein Jahr verlängert wird. Am 22. Oktober verlängerte der Vatikan das umstrittene China-Abkommen, das die Ernennung von Bischöfen regelt.

Im November vertiefte Franziskus in Bahrain den Dialog mit dem Islam; es gab Treffen mit Vertretern des Königshauses, des Islams und der Christen mit Appellen gegen die Todesstrafe, zur Frauen-Gleichberechtigung und für „echte Religionsfreiheit“; außerdem fand ein großer Gottesdienst mit 30.000 Katholiken aller arabischen Länder statt.

Am 18. November waren die deutschen Bischöfe auf ihrem Ad-limina-Besuch in Rom; bei Gesprächen mit führenden Vatikanvertretern lehnten sie einen Stopp der deutschen Reformdebatte ab; es kamen Differenzen über Bewertung und Fortgang des „Synodalen Wegs“ zum Vorschein. Der DBK-Vorsitzender Bätzing sagte, Frauenweihe sei für den Vatikan eine „rote Linie“.

Deutsche Bischöfe im Vatikan
Deutsche Bischöfe im Vatikan

Am 25. November veröffentlichte der Vatikan einen emotionalen Papstbrief an die ukrainische Bevölkerung. Franziskus beklagte den „absurden Wahnsinn des Krieges“ und äußerte „unermesslichen Schmerz“. Später bekräftigte er in dem US-Jesuitenmagazin das Nein zur Frauenweihe: „Wir amputieren das Wesen der Kirche, wenn wir nur auf die Weiheämter schauen“; Rassismus sei eine „unerträgliche Sünde gegen Gott“, so Franziskus außerdem. Am 28. November veröffentlichte der Vatikan die scharfe Kritik der Kurienpräfekten Ladaria und Ouellet am deutschen Synodalen Weg; es gab Kritik in ihren Reden vor dem deutschem Episkopat an Themen wie Frauenfrage, Sexuallehre und dem Umgang mit dem Konzil.

Im Dezember bat Papst Franziskus Staatschefs um Weihnachtsgnade für Gefangene, und zum Weltfriedenstag am 1. Januar schrieb er in seiner Botschaft: Solidarität sei die wichtigste Lektion aus der Corona-Krise, Krieg sei eine Niederlage für ganze Menschheit.

(kap/vaticannews)

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29. Dezember 2022, 09:16