Schweizergarde trauert um Benedikt XVI.
Mario Galgano - Vatikanstadt
Christian Kühne ist seit 17 Jahren bei der Schweizer Garde, aktuell im Rang eines Hauptmanns und kümmert sich um den Bereich „Personelles, Kommunikation und Marketing“. Die Schweizergarde habe Papst Benedikt als amtierenden Papst und dann als emeritierten Papst persönlich erlebt, an seiner Seite begleitet und auch beschützt, was die Hauptaufgabe der Schweizergarde ist. „Also zuerst mal kann ich sagen, dass Joseph Ratzinger ja kein unbeschriebenes Blatt für die Schweizergarde ist“, so Kühne gegenüber Radio Vatikan. Vor seiner Wahl zum Papst habe er bereits schon mehr als zwei Jahrzehnte an der Kurie im Vatikan gearbeitet. „Und viele von uns kannten ihn schon als Kardinal sehr gut“, fügt Kühne an.
Und auch die gemeinsame Sprache, ein Großteil der Gardisten spricht Deutsch, war ein Vorteil. „Er sprach aber auch sehr gut Französisch und Italienisch, also konnte er durchaus mit unseren Leuten sehr gut in Kontakt treten“, erläutert Kühne. Auch die Schweiz-Kenntnisse waren berühmt im Vatikan: „Also, wenn er uns fragte, von wo man komme, da hat er selber einen persönlichen Bezug zu dem entsprechenden Kanton oder zur großen Stadt erzählen können.“
Benedikt XVI. war Papst als die Schweizergarde im Jahr 2006 ihr 500-jähriges Bestehen feierte. Und zu diesem Anlass zelebrierte er ein Pontifikalamt im Petersdom. „Der 6. Mai 2006 war für mich persönlich ein sehr spezieller Anlass, da es auch meine Vereidigung war“, erzählt Kühne. „Darum habe ich auch zu diesem Anlass einen ganz speziellen Bezug.“
Auch als Benedikt auf sein Amt verzichtete und nach Castel Gandolfo übersiedelte, war es für die Schweizergarde eine Besonderheit. „Das war auch für uns eine Überraschung“, gibt Kühne zu.
Präzisierung: Nach Amtsverzicht nicht mehr für den Bewachungsdienst zuständig
Er wolle aber noch präzisieren, dass die Schweizergarde mit dem Rücktritt vom Amt am 28. Februar 2013 um 20 Uhr in Castel Gandolfo nicht mehr für die Sicherheit des emeritierten Papstes verantwortlich war. „Also Sicherheitsaufgaben haben wie für ihn nicht mehr wahrgenommen“, so Kühne. „Wir haben uns aber noch in den letzten Jahren, als er als emeritierter Papst im Kloster lebte, um seine Gäste gekümmert, das heiß, wir haben sie an den Eingängen zum Vatikan abgeholt und zum Kloster gefahren“, sagt Kühne. Das sei ein Nebenauftrag, den die Schweizergarde ausführte.
Er gibt aber zu: „Wir haben ihn aber doch einige Male getroffen und einzelne Gardemitglieder, insbesondere unsere Banda -also unser Musikspiel – hat um seinen Geburtstag am 16. April jeweils ein Geburtstagsstück gespielt.“ Auch am Nikolaus-Tag ging der sogenannte Samichlaus (ein als Bischof Nikolaus verkleideter Gardist) noch im Dezember 2022 zu Besuch zu Benedikt XVI. „Dann gab es auch im privaten Rahmen Besuche von Gardisten, die das Korps verlassen haben und noch unter Papst Benedikt gedient hatten“, verrät Kühne.
Die Schweizergarde habe auch eine besondere Ehre dem Verstorbenen erwiesen: jeweils zwei Gardisten standen der Totenwache im Petersdom vor. Diese Entscheidung traf nicht die Garde, sondern die entsprechenden vatikanischen vorgesetzten Stellen, die entschieden haben, auch für den emeritierten Papst eine Totenwache zu stellen. Im Gegensatz zum Tod von Johannes Paul II., der als regierender Papst verstarb, wurden zwei anstatt vier Wachen gestellt. Die entsprechenden Gardisten trugen die berühmte Gala-Uniform mit schwarzem Helm und standen im 24 Stunden-Dienst seit dem 1. Januar bis Donnerstag, als der Sarg auf den Petersplatz getragen wurde.
Benedikt XVI. habe sein Pontifikat mit der Bedeutung der Barmherzigkeit angefangen. Er habe betont, er sei „ein einfacher Arbeiter im Weinberg des Herrn“ und „diese Bescheidenheit und Einfachheit“ habe Kühne persönlich immer wieder gespürt und tief bewegt. Neben den Verteidigungsfeierlichkeiten und dem Rücktritt, also dem Beginn und Ende des Pontifikats, sei für ihn eine der letzten Audienzen, die Benedikt XVI. als amtierender Papst noch offiziell abhielt in der Audienzhalle in Erinnerung geblieben: „Er hatte da schon seinen Rücktritt bekannt gegeben. Er kommt rein, sitzt an den Tisch und sagt, er hätte keine Rede vorbereitet. Er spreche jetzt einfach so ein bisschen über das Zweite Vatikanische Konzil. Und dann sprach er fast 40 Minuten, eine Ansprache von A bis Z mit einem klaren, roten Faden. Und ich spürte für mich so Gänsehautgefühl.“
(vatican news)
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