Vatikan: Weltsynode sollte nicht instrumentalisiert werden
Mario Galgano – Vatikanstadt
Der Brief, der an diesem Montag veröffentlicht wurde, richtet sich an die Teilnehmenden der kontinentalen Synoden-Treffen. Man solle bei den kommenden Beratungen nicht „eine Tagesordnung aufzwingen, mit der Absicht, die Diskussion zu lenken und deren Ergebnisse zu beeinflussen“, heißt es darin.
Unterzeichner des Briefes sind der Leiter des Synodensekretariats, Kardinal Mario Grech, und der Hauptberichterstatter der Synode, Kardinal Jean-Claude Hollerich. So vielfältig die Erwartungen an die Synode seien, sei es „nicht die Aufgabe der Vollversammlung, alle Themen zu behandeln, über die in der Kirche debattiert wird“.
Keine Synodalität ohne bischöfliche Kollegialität
Es gebe keine Ausübung der kirchlichen Synodalität ohne Ausübung der bischöflichen Kollegialität, erinnert der Brief der Kardinäle Grech und Hollerich zur Rolle der Bischöfe im Synodenprozess. Sie werfen „einigen“ vor, sich anzumaßen, „bereits zu wissen, was die Schlussfolgerungen der Synodenversammlung sein werden“, heißt es in dem Text. Andere möchten der Synode eine Tagesordnung aufzwingen, um die Diskussion zu lenken und ihre Ergebnisse zu beeinflussen.
Das Thema, das der Papst der 16. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode zugewiesen habe, sei jedoch klar. Es gehe darum, für eine synodale Kirche einzustehen mit den drei Stichwörtern „Gemeinschaft, Teilhabe, Mission“. Dies sei also das eine Thema, das in jeder Phase des Prozesses erforscht werden solle, so die Brief-Unterzeichner. Die Erwartungen an die Synode 2021-2024 seien vielfältig, aber es sei nicht die Aufgabe der Vollversammlung, sich mit allen Fragen zu befassen, die in der Kirche diskutiert würden, stellen sie klar.
Warnung vor Instrumentalisierung
In Kürze beraten Delegierte auf kontinentaler Ebene über die bisherigen Ergebnisse der Synode. Für Europa findet das Treffen Mitte Februar in Prag statt. Für diese bevorstehende Phase erinnern die Synoden-Vertreter die Bischöfe an deren „gleichzeitige und untrennbare Verantwortung sowohl für die ihnen anvertraute Ortskirche wie auch für die Gesamtkirche“. In dem synodalen Arbeitsprozess sei es wichtig, einen „gemeinsamen Kurs“ zu finden, „der von den Beiträgen aller ausgeht“. Es könnten nicht insgeheim andere Themen eingeführt werden, „wobei die Versammlung instrumentalisiert und die Konsultation des Volkes Gottes missachtet wird“.
Nicht heimlich andere Themen einführen
Gerade wegen der Verbindung zwischen den verschiedenen Phasen könnten nicht „heimlich andere Themen“ eingeführt werden, die die Versammlung instrumentalisieren und die Konsultation des Volkes Gottes missachten würden. Unter Bezugnahme auf das Arbeitsdokument für die kontinentale Etappe weisen die Kardinäle darauf hin, dass die darin vorgeschlagenen Themen „nicht die Tagesordnung der nächsten Versammlung der Bischofssynode darstellen, sondern getreu das wiedergeben, was aus den von den Synoden und Räten der Kirchen sui iuris und den Bischofskonferenzen übermittelten Synthesen hervorgeht und einen Blick auf das Gesicht einer Kirche erlaubt, die lernt, auf den Geist zu hören, indem sie aufeinander hört“. Es werde die Aufgabe der Kontinentalen Versammlungen sein, auf der Grundlage der Resonanz, die die Lektüre der vorbereiteten Texte in jeder Teilkirche hervorgerufen haben wird, die Prioritäten, wiederkehrenden Themen und Aufrufe zum Handeln zu identifizieren, die mit den anderen Ortskirchen auf der ganzen Welt geteilt und während der Ersten Tagung der Synodenversammlung im Oktober 2023 diskutiert werden können, heißt es in dem Brief.
Weltweite Umfrage als Basis
Vor der kontinentalen Phase hatte das Synodensekretariat eine Umfrage unter Katholiken weltweit initiiert. Die von den nationalen Bischofskonferenzen zusammengefassten Ergebnisse flossen ein in das Arbeitspapier mit dem Titel „Mach den Raum deines Zeltes weit“. Auf dessen Grundlage finden die kommenden Beratungen statt. Die Themen dieses Dokuments erlaubten „einen Blick auf das Bild einer Kirche, die lernt, den Heiligen Geist anzuhören, indem sie einander zuhören“, so die beiden Kardinäle.
Synodalität als Form der Kirche verstehen
In der ersten Phase habe jeder seinen Teil geleistet und die Rolle und den Beitrag der anderen respektiert, heißt es weiter. Nun sei es wichtig, „diesen Weg voranzugehen und die Synodalität nicht nur als Methode zu verstehen, sondern sie als Form der Kirche und als Stil zur Erfüllung des gemeinsamen Auftrags der Evangelisierung zu übernehmen“. Statt sich mit konkreten, oft spaltenden Fragen zu befassen, solle die Stimme der Ortskirchen und der nationalen Bischofskonferenzen „wieder und mit noch größerer Kraft erklingen“.
„Kirche, was sagst du über dich selbst?“
Andererseits, so Grech und Hollerich, fragen sie sich, wie „wir aktuelle, oft spaltende Themen angehen“ könnten, „ohne zuvor die große Frage beantwortet zu haben, die die Kirche seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil beschäftigt“. Es geht um die Frage: „Kirche, was sagst du über dich selbst?“ Schon in der ersten Phase des synodalen Prozesses hätte man sehen können, wie jeder seine Rolle gespielt habe, indem sie oder er die Rolle und den Beitrag der anderen respektiert habe, anerkennen die Kardinäle. Es gehe darum, auf diesem Weg weiterzugehen, die Synodalität „nicht als bloße Methode zu missverstehen“, sondern sie als „Form der Kirche und als Stil zur Erfüllung der gemeinsamen Mission der Evangelisierung“ zu übernehmen. Der Dienst der Priester und Bischöfe werde damit noch entscheidender für den Weg des heiligen Volkes Gottes sein.
Dafür rufen Grech und Hollerich die Bischöfe auf, sich um Einheit innerhalb der Kirche zu bemühen: „Was gibt es Besseres als 'gemeinsam zu gehen', in der Gewissheit, dass 'der Weg der Synodalität jener Weg ist, den Gott von der Kirche des dritten Jahrtausends erwartet'?“, zitierten sie abschließend aus einer Ansprache von Papst Franziskus an die Bischofssynode.
(vatican news/kna – mg)
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