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Kardinal Kasper: „Kirche nicht neu erfinden“

Der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper sieht die katholische Kirche in einem „epochalen Umbruch“.

„Da kann man nicht einfach so weitermachen wie bisher, das ist unstrittig“, sagte der frühere Ökumene-Verantwortliche des Vatikan in einem Interview von diesem Donnerstag. Die Ursache für die Krise der Kirche gehe „viel weiter und tiefer“ als der aktuelle Missbrauchsskandal. Sie betreffe „die gesamte westliche Welt“.

Zum Reformprojekt „Synodaler Weg“ der katholischen Kirche in Deutschland sagte Kasper, er nehme es den Synodalen ab, dass sie keine Kirchenspaltung wollten. „Man kann aber auch in ein Schisma hineinstolpern“, warnte der Kardinal.

„Man kann auch in ein Schisma hineinstolpern“

Er rief die deutschen Bischöfe auf, Anfragen aus anderen Bischofskonferenzen an den deutschen Weg ernst zu nehmen. Er halte es für „völlig ausgeschlossen“, dass man sich mit Beschlüssen zur Frauenpriesterweihe oder mit der „Idee einer demokratischen Mitbestimmung in der Leitung der Kirche“ auf Ebene der Weltkirche werde durchsetzen können. „Die Kirche ist nun mal keine Demokratie!“, so der Kardinal. Man könne die Kirche „nicht neu erfinden“.

„Papst steht von zwei Seiten unter Druck“

Zum Wirken von Papst Franziskus, der vor zehn Jahren am 13. März gewählt wurde, sagte Kasper: „Ich stehe zu Papst Franziskus. Das heißt nicht, dass ich jedes Wort oder jede Maßnahme von ihm richtig finde. Aber wenn ein Papst gewählt ist, gilt das Prinzip der Loyalität.“ Der Papst aus Argentinien stehe von zwei Seiten unter Druck, sowohl von Konservativen, „die seine Art von Anfang an abgelehnt haben“ als auch von jenen, die wie etwa in Deutschland auf Reformen drängen.

„Vielen Anliegen des deutschen Synodalen Wegs kann Franziskus sicherlich zustimmen“

In einem am Mittwoch auf „Zeit online“ veröffentlichten Interview sagte Kasper: „Der Papst will keine grundsätzliche Reform der Kirche, sondern Reformen in der Kirche. Vielen Anliegen des deutschen Synodalen Wegs kann er sicherlich zustimmen. Bei anderen hat er den Eindruck, dass sie die Einheit des Glaubens in der Weltkirche massiv gefährden würden. Solche ‚falschen Reformen‘ will und muss er bremsen. Er trägt die Verantwortung für die Einheit der Kirche.“

Der ehemalige Präsident der Kurienbehörde zur Förderung der Einheit der Christen, frühere Stuttgarter Bischof und herausragende Theologe Kasper wird am Sonntag 90 Jahre alt.

(kna – sk)
 

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02. März 2023, 10:04