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Die Päpste und ihre Marine Die Päpste und ihre Marine 

Die Päpste und ihre Schiffe: eine lange Geschichte mit Zukunft

Der Vatikanstaat hat das Anrecht auf eine eigene Flotte. Die Zahl der Schiffe des Papstes liegt heute bei Null, aber das war nicht immer so und muss auch nicht so bleiben. Der Vatikanjournalist Ulrich Nersinger hat ein Buch über die päpstliche Marine vorgelegt. Wir sprachen mit ihm.

Nersinger: Die Geschichte der päpstlichen Marine geht eigentlich bis ins 9. Jahrhundert zurück. Damals mussten die Päpste ihr neues Hoheitsgebiet, das sich entwickelt hatte, verteidigen: gegen Korsaren, gegen Piraten, gegen die Sarazenen vor allen Dingen. Sie waren daher gezwungen, eine eigene kleine Flotte aufzustellen. Im Übrigen mit einem Papst, der sogar selber diese Flotte befehligt hat - Papst Johannes VIII. Und dann hat sich diese Geschichte durchgezogen, also bis in die Neuzeit.

Welche Grundeigenschaft hatte diese päpstliche Marine?

Nersinger: Die Flotte der Päpste war eine Flotte der Defensive. Also man hat also nie Angriffskriege geführt oder Angriffsschlachten gemacht, sondern man hat immer reagiert auf Angriffe von Piraten, von Korsaren, von Sarazenen, dann später des Osmanischen Reiches. Das gipfelte dann auch in der berühmten Schlacht von Lepanto, in der ja dann die Hohe Pforte auf dem auf dem Seegebiet zurückgedrängt wurde.

… also der Sultan in Konstantinopel, 1571 war das. Bei dieser Seeschlacht von Lepanto haben die christlichen Großmächte, an der Spitze die alte Seemacht Spanien, den ersten Sieg gegen das Osmanische Reich erzielt. Die päpstliche Flotte war aber auch in ganz anderen Missionen im Einsatz. Zum Beispiel?

Nersinger: Wir haben zum Beispiel im 19. Jahrhundert eine Expedition dreier päpstlicher Schiffe nach Ägypten, um dort Marmor abzuholen, Marmorblöcke für den Wiederaufbau der abgebrannten Kirche Sankt Paul vor den Mauern.

Hier zum Hören:

Und nach der Gründung des Vatikanstaates 1929?

Nersinger: Nach der Gründung des Vatikanstaates ergeben sich ganz neue Perspektiven. In den 40er Jahren tritt Marschall Pétain an den Heiligen Stuhl heran während des Zweiten Weltkrieges und bat darum, ob man nicht eine Hilfsflotte schicken könnte unter vatikanischer Flagge, die Lebensmittel bringen könnte in dieser bedrängten Zeit. Das war eigentlich möglich, da der Vatikan mit der Gründung des Vatikanstaates ja das Recht auf eine eigene Flotte hatte, aber natürlich keine hatte. Es scheiterte an technischen Gründen. Der Vatikan hätte der sogenannten Konferenz von Barcelona beitreten müssen, die bestimmte Bedingungen für das Führen einer ausländischen Flagge an Schiffen bedingte.

In den vergangenen Jahren kam die Idee auf, der Heilige Stuhl könnte in der Seenotrettung auf dem Mittelmeer helfen. Realistisch?

Nersinger: Da müssen wir wieder kurz zurückblicken auf die 40er Jahre. Damals war es nicht möglich. Dann hat aber 1951 Papst Pius XII. eine Kommission eingesetzt und man hat ein Gesetz verfasst über die Meeresschifffahrt unter vatikanische Flagge - ein sehr, sehr interessantes Dokument, das ich für mein Buch erstmals ins Deutsche übersetzt habe. Dieses Dokument zeigt die Möglichkeiten auf, unter denen man auch heute noch unter der vatikanischen Flagge fahren könnte. Und das wäre natürlich eine interessante Alternative, auch in der Seenotrettung. Da könnte man sich durchaus überlegen, ob das für die Zukunft nicht doch eine Möglichkeit wäre, Menschen auf dem Mittelmeer in einer Flüchtlingssituation eine Hilfestellung zu geben.

Dabei müsste man internationales Seerecht in den Blick nehmen – und auch ganz praktische Dinge, unter anderem die Frage: wohin mit den Geflüchteten, die man rettet?

Nersinger: Ja, es müsste so viel beachtet werden. Man kann ja nicht einfach sagen jetzt nehmen wir ein Schiff, setzen es unter päpstliche Flagge und retten. Man sich zusammensetzen, die Möglichkeiten, die man hat, ausloten und dann vielleicht auch in Zukunft umsetzen.

Sie sagten es ja: Die päpstliche Flotte ist keine Kriegsflotte, sondern eine Friedensflotte. Seenotrettung wäre eine würdige Fortführung dieser Tradition?

Nersinger: Im Grunde wäre die Geschichte, die mit dem neunten Jahrhundert beginnt, eine natürliche Fortsetzung; da würden auch für die Zukunft solche Projekte durchaus auf der gleichen Linie liegen.

Ulrich Nersinger: Unter der Flagge des Papstes. Eine kleine Geschichte der Päpstlichen Marine. Verlag Petra Kehl, ca. 20 Euro.

(vatican news – gs)

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27. März 2023, 12:41