Vatikan-Astronom: „Wir suchen keine phantastische Begegnung mit Gott“
Mario Galgano und Tiziana Campisi – Vatikanstadt
Die Nachricht wurde am Montag in einer Pressemitteilung der Vatikanischen Sternwarte bekannt gegeben. Die Entscheidung, diese „kleinen Planeten“ zu benennen, die nach Männern und Wissenschaftlern benannt sind, die ihr Leben der Welt der Sterne gewidmet haben, fiel am 7. Februar. Dies wurde von einer Kommission von Gelehrten der Internationalen Astronomischen Union festgelegt.
Die neuen Himmelskörper haben folgende Abkürzungen: „562971 Johannhagen“ – zu Ehren von Pater Johann Hagen (1847-1930) von der Gesellschaft Jesu und Direktor der Vatikanischen Sternwarte von 1906 bis 1930; „551878 Stoeger“ – zu Ehren des Jesuiten Bill Stoeger (1943-2014), Kosmologe der Vatikanischen Sternwarte; „565184 Janusz“ — zu Ehren des polnischen Jesuiten Robert Janusz (geb. 1964), derzeit Mitarbeiter der Sternwarte. Zu diesen drei Jesuiten kommt auch Papst Gregor XIII. hinzu, geboren als Ugo Boncompagni (1502-1585), mit der Asteroiden-Bezeichnung „560974“. Er ist jener Papst, der die Kalenderreform leitete und der Tradition der päpstlichen Astronomen Platz machte. Fast alle päpstlichen Astronomen waren Jesuiten. Auch der heutige Chef-Astronom Guy Consolmagno gehört dazu. Im Gespräch mit Radio Vatikan erläutert er:
„Uns geht es nicht darum, eine phantastische Begegnung mit Gott zu suchen, sondern wir gehen Tag für Tag auf die Schönheit des Schöpfers ein und so entdecken wir Tag für Tag viele kleine neue Dinge, die meist mehrere Kilometer im All entsprechen. Auf diese Weise lernen wir neue Seiten des Universums.“
Lange Tradition
Eine Wahl der internationalen Wissenschaftsgemeinschaft, Mitgliedern der Gesellschaft Jesu Himmelskörper zu widmen, habe eine lange Tradition: Man denke nur an den Astronomen des Römischen Kollegiums und Zeitgenossen des Heiligen Robert Bellarmin, den deutschen Mathematiker Christopher Clavius(1538-1612) oder den Italiener Giovanni Battista Riccioli (1598-1671), der das noch heute verwendete Mondnomenklatursystem entwickelte. Zu den mehr als dreißig Asteroiden, die heute den Namen von Jesuiten tragen, gehören auch der derzeitige Direktor der Vatikanischen Sternwarte, der US-Amerikaner Guy Consolmagno sowie Pater George Coyne (1933-2020), der fast 30 Jahre lang Astronom von Johannes Paul II. und einer der Inspiratoren der berühmten offiziellen Rehabilitierung des Heiligen Stuhls gegen Galileo Galilei (Jahr 1992) war. Astronom Consolmagno erläutert:
„Wir haben zwölf Wissenschaftler hier bei der Sternwarte. Jeder hat seine eigene Arbeit, es gibt keine einzelne Studie, sondern unsere Aufgabe besteht darin, die Kosmologie, die Weltraumtheorie zu erforschen. Wenn ein neuer Kleinplanet entdeckt wird, erhält er eine vorläufige Bezeichnung, basierend auf dem Datum der Entdeckung. Wenn die Umlaufbahn des Objekts so bestimmt ist, dass seine Position in ferner Zukunft zuverlässig vorhergesagt werden kann – also normalerweise nachdem es viermal oder öfter beobachtet wurde, als es sich der Erde nähert - dann wird ihm eine endgültige Nummer zugewiesen, die nacheinander vom ´Center for Minor´ ausgegeben wird.“
Übrigens: Namen von Personen oder Ereignissen, die hauptsächlich aus politischen oder militärischen Gründen bekannt sind, dürfen jedoch erst 100 Jahre nach dem Tod der Person oder dem Datum des Ereignisses verwendet werden. In diesem Fall ist es für den Papstnamen kein Problem, da Greogor XIII. schon seit etwa 450 Jahren verstorben ist.
(vatican news)
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