Cantalamessa: Laien stärker in die Evangelisierungsmission einbeziehen
Über weite Strecken sinnierte der Kapuziner, den Franziskus Ende 2020 in den Kardinalsstand erhoben hat, über den Brief des heiligen Apostels Paulus an die Römer. Dabei hob er den Aufruf des Apostels zu einer persönlichen Beziehung mit Christus hervor – und sprach darüber, was dies für die Rolle der Laien in der Evangelisierungsmission der Kirche bedeutet.
Einführend zitierte der päpstliche Hausprediger den Passus, in dem Paulus das Verhalten der Ungläubigen als „unentschuldbar“ an den Pranger stellt: „Denn obwohl sie Gott erkannt haben, haben sie ihn nicht als Gott geehrt und ihm nicht gedankt, sondern verfielen in ihren Gedanken der Nichtigkeit und ihr unverständiges Herz wurde verfinstert.“
Dabei identifiziere der Apostel die schlimmste Sünde darin, dass sie Gott zwar erkannt hätten, ihn aber nicht als Gott geehrt und ihm gedankt hätten, sondern vielmehr so täten, „als ob er nicht existierte“. Eine Sünde, die schließlich dazu führe, dass Gott sie ihrem unreinen Verhalten, das schließlich in ihrem eigenen Verderben münden sollte, anheimgebe.
So tun, als ob es Gott nicht gäbe
Diese Worte des Paulus seien auch für unsere heutige Zeit relevant, zeigten sie doch nicht nur die Diagnose zahlreicher Probleme auf, sondern vor allem die von ihm vorgeschlagene Lösung: Indem er die „Erlösung durch Jesus Christus“ betone, lade Paulus uns nicht zu einer moralischen Erneuerung oder zur Rückkehr zum mosaischen Gesetz ein, wie es die alttestamentlichen Propheten forderten, sondern zu einer persönlichen Beziehung zu Jesus: „In unsere heutige Sprache übersetzt heißt dies, dass die Evangelisierung nicht mit der Moral beginnt, sondern mit dem Kerygma“, so der päpstliche Hausprediger mit Blick auf die Paulusworte. Nun sei „alles verändert”, fuhr Cantalamessa fort, „durch die Erlösung in Christus Jesus“ (Röm 3, 24): „Der wahre Artikel, mit dem die Kirche steht oder fällt (der berühmte Articulum stantis et cadentis Ecclesiae) ist keine Doktrin, sondern eine Person.“
Nicht Moral, sondern Kerygma
Doch sei diese Aufforderung zur „persönlichen“ Beziehung mit Jesus manchmal ein Konzept, das die Katholiken nur widerwillig annähmen, weil viele es vorzögen, von einer „lehrmäßigen“, „sakramentalen“ oder „kirchlichen“ Beziehung zu Christus zu sprechen. In den vergangenen fünf Jahrhunderten, so die Feststellung des Geistlichen, hätten die katholische Spiritualität und Seelsorge jede Rede von einer persönlichen Beziehung zum Göttlichen „mit Misstrauen“ betrachtet, stets auf der Hut vor einer allzu individualistischen Auslegung des Glaubens.
Dieser Ansatz sei jedoch völlig fehlgeleitet, betonte Kardinal Cantalamessa. Denn da der Glaube heute nicht mehr selbstverständlich sei oder auf natürliche Weise in der Familie weitergegeben werde, müsse er in erster Linie als persönliche Beziehung verstanden werden. „Den Erfolg einer Mission kann man nicht an der Anzahl der gehörten Beichten oder der ausgeteilten Kommunion messen, sondern daran, wie viele Menschen sich von ,Christen dem Namen nach‘ zu wirklichen Christen entwickelt haben, also zu überzeugten Christen, die in der Gemeinschaft aktiv sind.“
Die Laien als Evangelisierer
Im letzten Abschnitt seiner Predigt wandte sich Cantalamessa der Frage zu, wie man diesen „Funken für die Person Jesu“ in den Herzen der anderen entfachen könne: „In den meisten Fällen, die ich in meinem Leben erlebt habe, wurde eine lebensverändernde Entdeckung Christi durch die Begegnung mit jemandem ausgelöst, der diese Gnade bereits erfahren hatte - durch die Teilnahme an einem Treffen, durch das Hören eines Zeugnisses“.
Dies zeige, dass Laien bei der Evangelisierung eine besonders wichtige Rolle spielten, da sie „mehr in das Gefüge des Lebens eingebettet sind, in dem diese Umstände normalerweise auftreten“. „Auch aufgrund der geringen Anzahl gelingt es uns vom Klerus leichter, Hirten zu sein als Seelenfischer: einfacher, diejenigen mit dem Wort und den Sakramenten zu laben, die in die Kirche kommen, als auf hohe See zu fahren und die Entfernten zu fischen.“ Die Laien könnten die Geistlichen bei der „Aufgabe als Fischer vertreten“, so der abschließende Appell des Hauspredigers: „Viele von ihnen haben entdeckt, was es bedeutet, einen lebendigen Jesus kennenzulernen, und sind begierig, ihre Entdeckung mit anderen zu teilen.“
(vatican news - cs)
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