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Die Kardinäle Hollerich und Grech stellten sich den Fragen der Journalisten Die Kardinäle Hollerich und Grech stellten sich den Fragen der Journalisten 

Synode zur Synodalität: Erstmals Frauenquote im Vatikan

Papst Franziskus hat bei der im Oktober anberaumten Synode zur Synodalität die Rolle von Frauen und Laien deutlich aufgewertet. Nicht nur Ordensmänner, sondern auch Schwestern werden mit Stimmrecht vertreten sein, neben weiteren 70 Mitgliedern mit Stimmrecht, die keine Bischöfe sind. 50 Prozent dieser aus den Ortskirchen vorgeschlagenen Kandidaten sollten Frauen sein. Diese und weitere Neuigkeiten für die Synode im Oktober wurden an diesem Mittwoch im Vatikan vorgestellt.

Christine Seuss - Vatikanstadt

Die neue Zusammensetzung der Synodenversammlung erläuterten die Kardinäle Grech und Hollerich vor Medienleuten in Rom. Es handele sich nicht um eine „Revolution“, sondern um eine „wichtige Neuerung“, betonten sie. Grech ist Generalsekretär des Synodensekretariats, Hollerich Generalrelator.

An diesem 17. April habe Papst Franziskus ausdrücklich genehmigt, dass künftig auch „Nicht-Bischöfe“, also Priester, Diakone, Ordensleute und Laien aus den Ortskirchen als Mitglieder der Synodenversammlung mit Stimmrecht in die Beratungen eingezogen werden sollten, geht aus den Erläuterungen für die Zusammensetzung der kommenden Bischofssynode hervor.

Somit können nun Frauen und Männer im Laienstand gleichberechtigt mit den Bischöfen als Mitglieder in der Synode abstimmen. Dies sei ein wichtiger Punkt, auch wenn er hoffe, dass es „eines Tages keine Abstimmung mehr brauche", so Grech: „Die Synode ist ein Unterscheidungsprozess, ein Gebet, wir laufen nicht den Voten hinterher." Die bisher bekannte Figur des Auditoren werde bei der Synode zur Synodalität entfallen, auch wenn Fachleute für verschiedene Aspekte der Arbeiten mit Rat und Tat - und ohne Stimmrecht - assistieren werden, hieß es. 

Frauenquote für die Vorschläge aus den Ortskirchen

Insbesondere die 70 neuen Mitglieder ohne Bischofsrang aus den Ortskirchen stellen eine Neuerung und Präzisierung gegenüber vergangenen Synodenversammlungen dar. Der Papst werde diese 70 Synodenteilnehmer aus einer Liste von 140 Namen auswählen, die bis Ende des Monats aus den sieben synodalen Kontinentalversammlungen und der Versammlung der Patriarchen der katholischen Ostkirchen kommen sollten. 50 Prozent der vorgeschlagenen Kandidaten müssen Frauen sein; auch jungen Leuten soll in dieser Kandidatenliste breiter Raum gegeben werden, um die heutige Realität abzubilden. 

Bei der Auswahl der nicht-bischöflichen Mitglieder sollten nicht nur ihre „allgemeine Kultur und ihre Besonnenheit“ berücksichtigt werden, sondern auch ihre „theoretischen und praktischen Kenntnisse sowie ihre Beteiligung in verschiedenen Funktionen am Synodenprozess“, heißt es in den Erläuterungen zum Auswahlverfahren, die an diesem Mittwoch auch an die Verantwortlichen der kontinentalen Versammlungen geschickt werden sollten, weiter. Dieselben Anforderungen werden auch an die Bischöfe gestellt, die durch die nationalen Bischofskonferenzen im geheimen Wahlverfahren bestimmt werden.

Vorgesehen ist, dass der Papst die Mitglieder der Synode zuvor bestätigt, sowohl die Bischöfe, die von den Bischofskonferenzen als Vertreter gewählt werden, als auch die übrigen Mitglieder. Erst danach werden ihre Namen bekannt gegeben.

Männliche und weibliche Ordensvertreter

Eine Aufwertung der Frauen in der Synodenversammlung ergibt sich auch aus der Tatsache, dass die zehn Ordensmitglieder, die als Mitglieder in die Bischofsversammlung entsandt werden, bei der Synode zur Synodalität jeweils zur Hälfte aus Frauen- und aus Männerorden kommen werden. Wo in früheren Synoden die Teilnahme von zehn „Klerikern“ aus den Orden gefordert war, sollen die beiden Dachorganisationen nun je fünf „Ordensmänner“ und „Ordensfrauen“ bestimmen. Diese Änderungen stünden im Einklang mit und verstärkten den auf Weltebene laufenden synodalen Prozess, wie es in den Erläuterungen zur Zusammensetzung heißt. 

Papst bestimmt die Zusammensetzung der Synode

Darüber hinaus sind künftig die Kurienmitarbeiter, die an der Synode teilnehmen werden, nicht mehr automatisch (Erz-)bischöfe oder Kardinäle, was die Teilnahme von leitenden Kurienangestellten im Laienrang ermöglicht. Wie jedoch von vorherigen Synoden gewohnt, steht es dem Papst frei, zusätzliche Mitglieder zu benennen, die in der Regel keine Bischöfe sind. Andere christliche Kirchen werden „geschwisterliche Beobachter“ entsenden, auch dies ein Muster, das aus früheren Bischofsversammlungen bekannt ist. Erstmals werden auch Bischöfe aus Ländern vertreten sein, die keine eigene Bischofskonferenz haben, wie Luxemburg, Moldawien oder Estland: So wird die Kirche vollständiger sein, und es wird eine Freude sein, sie gänzlich hier in Rom versammelt zu haben, betonen Grech und Hollerich.

Insgesamt werde die Teilnehmerzahl der Synode bei über 400 liegen, während die Mitgliederzahl sich auf etwa 370 belaufen werden, so die beiden Kardinäle bei der Erläuterung der kommenden Synodenversammlung weiter. 

Es bleibt eine Bischofssynode

Insgesamt orientiere sich auch diese Bischofsversammlung zur Synodalität an der Apostolischen Konstitution Episcopalis communio vom 15. September 2018, mit der Papst Franziskus die Bischofssynode reformierte. Diese war durch Paul VI. mit dem Motu Proprio Apostolica sollicitudo genau dreiundfünzig Jahre früher, nämlich am 15. September 1965 als Beratungsorgan eingeführt worden. 

Im kirchenrechtlichen Sinn handele es sich weiterhin um eine Synode der Bischöfe, auch wenn das „Zelt" dank der neuen Mitglieder „weiter" werde, hob Kardinal Mario Grech mit einer Anspielung auf den Titel eines wichtigen Arbeitsdokuments der Synode hervor. Dies werde auch durch die Zusammensetzung deutlich, da die nun als Mitglieder zugelassenen Nicht-Bischöfe insgesamt weniger als 25 Prozent der Gesamtmitgliederzahl ausmachten. Die neu hinzugerufenen Mitglieder represäntierten allerdings auch Erinnerung und Zeugnis für den synodalen Prozess, der mittlerweile seit zwei Jahren auf Weltebene laufe. Es handele sich bei deren Einführung also nicht um eine „Revolution, sondern um einen Reichtum für die Kirche, die vollständiger wird“. 

Regelmäßige Versammlungen

Die regelmäßig einberufenen Bischofsversammlungen diskutieren über ein vom Papst vorgegebenes Thema; die einzelnen Absätze des Schlussdokuments werden mit Zweidrittelmehrheit gebilligt. Es steht dem Papst frei, die Inhalte des Schlussdokuments in einem postsynodalen Schreiben als verbindliche Lehre zu übernehmen. Die anstehende Synode vom 4.-29. Oktober wird sich in einem ersten Schritt mit dem Thema Synodalität befassen. 2024 sollen die Teilnehmer in einer zweiten Versammlung zu dem Thema erneut im Vatikan zusammenkommen. 

(vatican news)

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26. April 2023, 14:12