Kern jeder Caritas-Arbeit? „Niemand wird vergessen“
Devin Watkins und Gudrun Sailer - Vatikanstadt
„Wir können keine Hoffnung von außen bringen“, so der Steyler Missionar, der auf langjährige Erfahrung in der Caritasarbeit in Afrika und Japan zurückblickt. „Wir können Lebensmittel, Materialien und alles andere von außen bringen und es den Menschen in Schwierigkeiten geben. Aber wir können keine Hoffnung bringen und sie den Menschen in Schwierigkeiten geben. Vielmehr muss die Hoffnung in ihrem Herzen geschaffen werden. Wir können ihnen nicht befehlen, Hoffnung zu schaffen. Aber wir können ein Freund sein, und wir können zusammen gehen. Wir können bei ihnen sein, damit sie die Gewissheit haben, dass sie nicht vergessen sind. Daraus können sie die Hoffnung schöpfen, zu überleben.“
Dieser Punkt – das Nicht-Vergessenwerden – ist den Menschen, die Caritas hilft, Kikuchis Erfahrung zufolge besonders wichtig. In unserem Interview erzählt der Erzbischof von einer Begebenheit im Kongo, das damals, in den 90er Jahren, noch Zaire hieß. Kikuchi war damals als junger Priester einer von vielen Caritas-Freiwilligen in einem großen Flüchtlingslager in Bukavu.
„Es fehlte natürlich an allem. Sie hatten kein Essen, keine Kleidung, keine Unterkunft, und die Menschen brauchten alles. Als ich dann das zweite Mal in das Lager ging, traf ich einige der Leiter und fragte sie, was sie brauchten. Und ich erwartete, dass der Leiter mir sagen würde: ,Wir brauchen Essen, wir brauchen Bildung, wir brauchen Medikamente, wir brauchen eine Unterkunft´ - oder etwas auf die Art. Aber stattdessen sagte er: ,Pater, Sie kommen aus Japan. Wenn Sie nach Japan zurückkehren, sagen Sie den Leuten, dass wir immer noch hier sind: Wir sind alle vergessen.´“ Diese Aussage, so Kikuchi, habe ihn zutiefst geschockt. Er habe sie in den vielen Jahren seiner Caritas-Arbeit immer wieder zu hören bekommen. „Das ist also die eigentliche Aufgabe der Caritas: den Menschen zu helfen, damit sie wissen, dass sie nicht vergessen sind. Wir wollen bei ihnen sein. Natürlich bieten wir professionelle Hilfe an, aber gleichzeitig wollen wir ihnen sagen, dass wir immer bei ihnen sind. Wir arbeiten immer mit ihnen zusammen, wir denken immer an sie. Niemand wird ausgeschlossen, niemand wird vergessen.“
Freiwillige sind das Gesicht der Caritas
Als Dachverband für die lokalen karitativen Einrichtungen der Kirche will die Caritas „Zeugen der Liebe Gottes sein, um den Menschen zu zeigen, dass Gott alle Menschen so liebt", so der neue Präsident. Er hob auch hervor, dass sich die Caritas aus Freiwilligen an der Basis in allen Teilen der Welt zusammensetzt, die „die Merkmale der Caritas tragen". Diese Freiwilligen seien das Gesicht der Caritas der katholischen Kirche, vor allem für die Menschen, die in den von Konflikten heimgesuchten Gebieten leiden und vom Rest der Welt vergessen werden.
Papst Franziskus ermutigte beim Mittagsgebet an diesem Sonntag die Caritas-Leute dazu, weiter an ihrer inneren Umgestaltung zu arbeiten. „Vorwärts, mit Mut, auf dem Weg der Reform!", so das Kirchenoberhaupt. Er hatte vergangenen November überraschend die Führungsriege von Caritas Internationalis abgesetzt, allerdings nicht aufgrund von wirtschaftlichem Missmanagement, wie der Vatikan damals mitteilte.
Die katholische Caritasarbeit ist in mehr als 160 nationalen Einheiten organisiert, die alle zum Dachverband „Caritas Internationalis“ gehören. Es ist die zweitgrößte internationale humanitäre Hilfsorganisation der Welt nach dem Roten Kreuz. Samstagabend in Rom wählten die Delegierten den Erzbischof von Tokio, Kikuchi, zum neuen Präsidenten.
(vatican news – gs)
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