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Vatikan: Der barmherzige Samariter als Inspiration für Social Media

„Auf dem Weg zu einer vollen Präsenz“: So lautet der Titel eines neuen Dokuments des Dikasteriums für Kommunikation, das eine pastorale Reflexion über die Beteiligung der Menschen an der digitalen Sphäre bietet. Und es will einen Dialog darüber anstoßen, wie dieses Kommunikationssystem menschlicher gestaltet werden kann.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Das neue Social-Media-Dokument des Dikasteriums für Kommunikation, das an diesem Montag, den 29. Mai, veröffentlicht wurde, schlägt vor, eine gemeinsame Reflexion über den Umgang der Christen mit den sozialen Medien zu fördern. Social Media seien immer mehr Teil des Lebens der Menschen geworden. Inspiriert vom Gleichnis des barmherzigen Samariters soll eine gemeinsame Reflexion angestoßen werden, um eine „Kultur der Nächstenliebe“ auch im digitalen Bereich zu fördern, heißt es in dem Dokument.

Im Kontext der sozialen Medien, in denen der Einzelne oft sowohl Verbraucher als auch Ware ist, suche diese pastorale Reflexion nach einer auf dem Glauben basierenden Antwort, wird in dem Dokument hervorgehoben. Diese Antwort beginne mit der Unterscheidung der Reize, die wir durch die Kommunikationskanäle erhalten. Man müsse ein „bewusstes Zuhören“ fördern. Aufmerksamkeit und ein Gefühl der Zugehörigkeit, der Gegenseitigkeit und der Solidarität seien die Säulen für den Aufbau eines „Gefühls der Einheit“, das letztlich die lokalen Gemeinschaften stärken und sie in die Lage versetzen soll, „Motoren des Wandels“ zu werden. Indem wir durch die Kreativität der Liebe zu „Webern der Gemeinschaft“ würden, könnten wir uns neue Modelle vorstellen, die auf Vertrauen, Transparenz und Einbeziehung beruhen würden. Man müsse dabei lernen, „im Stil Gottes präsent zu sein“ und bereit sein, das „Zeichen des Zeugnisses“ zu tragen.

Die Fallstricke auf den „digitalen Straßen“

Die digitale Revolution habe zweifellos neue Möglichkeiten geschaffen, aber sie bringe auch viele Herausforderungen mit sich. In dem Dokument werden mehrere Fallstricke aufgezeigt, die es auf dem Weg über die „digitalen Straßen“ zu vermeiden gelte. Von der Reduzierung des einzelnen Nutzers auf einen Verbraucher und eine Ware bis hin zur Schaffung „individualistischer Räume“, die sich an Gleichgesinnte richten oder zu extremem Verhalten ermutigen, sei die Reise durch die Online-Umgebung eine Reise, bei der viele an den Rand gedrängt und verletzt würden. Für Christen stelle sich daher die Frage: Wie können wir das digitale Ökosystem zu einem Ort des Teilens, der Zusammenarbeit und der Zugehörigkeit machen, die auf gegenseitigem Vertrauen beruht?

Vom Bewusstsein zur echten Begegnung

Ein „Nachbar“ im Umfeld der Social Media zu werden, beginne mit der Bereitschaft zuzuhören, in dem Wissen, dass diejenigen, denen wir online begegnen, echte Menschen seien. Selbst in einem Umfeld, das durch eine „Informationsflut“ gekennzeichnet sei, ermögliche uns diese Haltung des bewussten Zuhörens und der Offenheit des Herzens, von der bloßen Wahrnehmung des anderen zu einer echten Begegnung überzugehen. Wir könnten beginnen, unseren digitalen Nachbarn zu erkennen und uns bewusst zu machen, dass sein Leiden auch uns betreffe. Unser Ziel sei es also, nicht nur „Verbindungen“ aufzubauen, sondern Begegnungen, die zu echten Beziehungen werden und lokale Gemeinschaften stärken.

Von der Begegnung zur Gemeinschaft

Auf unserer Reise entlang der „digitalen Straßen“ könnten wir anderen entweder im Geiste der Gleichgültigkeit oder im Geiste der Unterstützung und Freundschaft begegnen. Im letzteren Fall könnten wir - die wir manchmal der barmherzige Samariter und manchmal der Verwundete seien - beginnen, die Wunden zu heilen, die durch eine toxische digitale Umgebung entstanden seien. Wir müssten die digitalen Räume so umgestalten, dass sie menschlicher und gesünder werden. Gleichzeitig könnten wir dazu beitragen, dass diese Umgebungen besser in der Lage seien, echte Gemeinschaften zu fördern, die auf der verkörperten Begegnung basieren, die für diejenigen, die an das fleischgewordene Wort glauben, unerlässlich sei.

Ein unverwechselbarer Stil

„Christen bringen in die sozialen Medien einen besonderen Stil ein“, heißt es in dem Dokument. Es sei ein Stil des Teilens, der seinen Ursprung in Christus habe, der uns geliebt und sich mit seinen Worten, seinen Taten, seiner Seele und seinem Leib für uns hingegeben habe. Er habe uns gelehrt, dass die Wahrheit in der Gemeinschaft offenbart werde und dass auch die Kommunikation aus der Gemeinschaft, d. h. aus der Liebe, hervorgehe. Die Präsenz der Christen in den digitalen Medien sollte diesen Stil widerspiegeln, um wahrheitsgemäße Informationen auf kreative Weise zu vermitteln, auf eine Art und Weise, die der Freundschaft entspringe und Gemeinschaft schaffe. Dieser Stil werde sich Geschichten zunutze machen; er werde seinen Einfluss online auf verantwortungsvolle Weise ausüben, indem Christen zu „Webern der Gemeinschaft“ werden; er werde reflektierend und nicht reaktiv sein; er werde aktiv Aktivitäten und Projekte unterstützen, die die Menschenwürde fördern; und er werde synodal sein und uns helfen, unsere Herzen zu öffnen und unsere Brüder und Schwestern aufzunehmen.

Zeugnis in der digitalen Welt

Die Präsenz der Christen in den sozialen Medien werde auch das Zeichen des Zeugnisses tragen. Christen seien nicht dort, um ein Produkt zu verkaufen oder zu missionieren, sondern um Zeugnis zu geben. Sie seien da, um mit ihren Worten und ihrem Leben zu bestätigen, was ein anderer - Gott - getan habe, und so eine Gemeinschaft zu schaffen, die uns in Christus vereine. Ob sich die Christen nun manchmal als Verwundete, manchmal als Samariter oder als beides wiederfänden, ihre gelegentlichen Begegnungen auf den Plattformen der sozialen Medien werden zu Begegnungen mit einem Nachbarn, dessen Leben sie betreffe, und damit mit dem Herrn. Auf diese Weise biete die Kommunikation einen Einblick in die Gemeinschaft, die in der Heiligen Dreifaltigkeit verwurzelt ist und unser wahres „gelobtes Land“ darstelle.

(vatican news)

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29. Mai 2023, 12:30