Vatikan: Deutscher Obdachloser findet letzte Ruhe am Camposanto
„Ich denke an den so genannten ,Mann von der Straße‘, den Deutschen, der unter den Kolonnaden starb, allein, verlassen. Er ist Jesus für einen jeden von uns“, sagte Franziskus bei der Palmsonntagspredigt, in der er von der liebevollen Nähe Gottes zu den Ausgestoßenen und Vergessenen sprach. Schon als Burkhard Scheffler am Freitag, den 25. November 2022 verschied, zeigte sich Papst Franziskus erschüttert. Im Gebet gedenke er des Toten und aller jener, die auf der Straße leben, hieß es am selben Tag in einer Mitteilung aus dem vatikanischen Pressesaal. Und beim Angelusgebet am Sonntag darauf erwähnte der Papst Burkhard Scheffler namentlich, „der vor drei Tagen hier unter der Kolonnade des Petersplatzes gestorben ist: Er ist erfroren.“
Ein unaufdringlicher, scheuer und stiller Gast
Burkhard Scheffler wurde am 1. Mai 1961 in Gladbeck im Ruhrgebiet geboren. Nach Rom gelangte er ungefähr 2010. Er lebte auf den Straßen des Viertels, das südlich an den Vatikan angrenzt. Zu Essen gaben ihm die Missionarinnen der Nächstenliebe und die Freiwilligen der Gemeinschaft S. Egidio, die rund um den Petersplatz Suppenküchen betreiben, aber auch die Betreiber einiger Kaffeebars, die Burkhard Scheffler als unaufdringlichen, scheuen und stillen Gast kannten. Das Geld, das er für Bier und Zigaretten brauchte, gaben ihm mitleidige Passanten, viele von ihnen Deutsche wie er selbst. Er verbrachte auch die Nächte auf der Straße; in Notschlafstellen für Obdachlose wollte er nicht übernachten.
Während des harten Corona-Lockdowns im Frühjahr 2020, als die Bars geschlossen hatten und – außer Obdachlosen - kaum jemand auf der Straße unterwegs war, beging Burkhard Scheffler etwas, das sich nur als Verzweiflungstat interpretieren lässt. Er bedrohte einen Mann, der ihm kein Almosen geben wollte, mit dem Messer. Ein römischer Richter verurteilte ihn dafür zu mehr als drei Jahren Haft. Wegen guter Führung kam er nach zweieinhalb Jahren frei und sollte, wie in solchen Fällen üblich, in sein Heimatland abgeschoben werden. Aus nicht ganz klaren Gründen kam es dazu nicht. Wieder schlief er auf der Straße. Nicht mehr an die Kälte gewohnt, verstarb der deutsche Bettler wenige Tage nach seiner Haftentlassung am Morgen des 25. November 2022 auf den Kartons, in denen er an den Kolonnaden des Petersplatzes übernachtet hatte.
Erzbruderschaft nimmt Bettler in Pilgergruft auf
Die Erzbruderschaft am Camposanto Teutonico erklärte sich umgehend dazu bereit, den mittellosen Verstorbenen in ihrer Pilgergruft zu bestatten. Komplikationen unter anderem bürokratischer Art verzögerten die Beerdigung. Inzwischen spendeten deutsche und niederländische Gläubige großzügig für die Kosten der Kremierung, die die Stadt Rom verrechnete. Fast sieben Monate nach seinem Tod fand Burkhard Scheffler seine letzte Ruhe im Vatikan, in Sichtweite der Kuppel des Petersdoms, wenige Meter vom Grab des Apostels Petrus.
Beerdigung am Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu
Die Beerdigung fand am Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu statt. Darauf nahm der Rektor des Camposanto Konrad Bestle Bezug, der den Wortgottesdienst vor der Beisetzung der Urne des evangelisch getauften Burkhard Scheffler feierte. „Dieses Fest soll uns daran erinnern, dass es ein Herz gibt, in dem unsere Namen fest eingeschrieben sind: das Herz unseres Herrn Jesus Christus, das am Kreuz hängend von der Lanze durchbohrt wurde. In dieses Herz, in diese Liebe, übergeben wir das Leben von Herrn Burkhard Scheffler.“
(vatican news – gs)
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