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Die Macher(innen) des Synodalen Prozesses vor der Vatikanpresse Die Macher(innen) des Synodalen Prozesses vor der Vatikanpresse 

Vatikan: Der Tanz beginnt

Mit nahezu lyrischer Sprache ist das neue Arbeitsdokument für die nächste Bischofssynode an diesem Dienstagnachmittag im Vatikan gelobt worden. Die Ordensfrau Nadia Coppa sprach von einem „gemeinsamen Tanz von Hirten und Gläubigen“, der jetzt einsetze.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Synodalität – das Thema, um das der ganze vom Papst angestoßene synodale Prozess der Weltkirche kreist – sei eine „Erfahrung von Erneuerung der Kirche“: Diese werde immer „beziehungshafter, inklusiver“, so die Präsidentin der Weltunion von Ordensoberen bei der Pressekonferenz.

„Ein guter Tag für die ganze Kirche“

Auch der Haupt-Organisator der Synode, Kardinal Mario Grech, sagte nach einem „Buongiorno“ in Richtung Presse, das sei „heute wirklich ein guter Tag“ – und zwar für die ganze Kirche, denn „die gesamte Kirche und alle in der Kirche“ hätten an dem bisherigen Prozess teilgenommen.

Man solle nicht befürchten, dass das Hören auf das Volk Gottes irgendetwas an den Rechten der Bischöfe beschneide, beteuerte der aus Malta stammende Kurienkardinal. Er habe erlebt, dass viele Bischöfe, die zu Beginn des synodalen Prozesses vor zwei Jahren skeptisch gewesen seien, inzwischen gerne gemeinsam mit ihrer Herde vorangingen.

„Nicht Antworten geben, sondern Fragen stellen“

Grech betonte, das an diesem Dienstag vorgelegte Arbeitsdokument biete keinen theologischen Abriss zum Begriff der Synodalität. „Es will“, so fasste es wiederum der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich (Generalrelator der Synode), „nicht Antworten geben, sondern Fragen stellen“. Das habe übrigens der Papst, der das Dokument vorab erhalten habe, befürwortet.

Die Schweizerin Helena Jeppesen-Spuhler nutzte ihren Auftritt vor der Vatikanpresse, um darauf hinzuweisen, dass die Kirche in ihrer Heimat schon lange synodal aufgestellt sei; auf eine Journalistenfrage hin erwähnte sie sogar die Frauenpredigt. Zum neuen Arbeitsdokument und den ihm vorangegangenen Texten sagte sie lobend: „Unsere Anliegen werden dort wirklich aufgegriffen“. Auch vom afrikanischen Bischofsrat Secam gab es per Livestream nach Rom würdigende Worte zum neuen Dokument.

„Synodaler Prozess wird nicht sämtliche Fragen beantworten (können)“

Natürlich hatten die Journalisten einige Fragen an die Personen auf dem Podium. Ob die Kirche nicht ihre Lehre zum Thema Ehe und Familie ändern müsse, um etwa Homosexuelle oder queere Personen wirklich anzunehmen? Dazu versetzte Kardinal Grech, das Hauptthema des synodalen Prozesses heiße Synodalität, es gehe also eher um die Methode des Umgangs und der Entscheidungsfindung in der Kirche. „Sobald wir Synodalität in der Kirche weiterentwickelt und gestärkt haben, werden wir besser auf die Fragen der Menschen von heute antworten können.“

Man solle nicht erwarten, dass bis zum vorgesehenen Ende des synodalen Prozesses Ende 2024 alle kritischen Fragen beantwortet seien, so Grech auf eine weitere Frage hin. „Treten wir ein in dieses Abenteuer des Geistes, statt der Sofort-Kultur (instant culture) zu frönen!“ Schlussfolgerungen werde erst die zweite Bischofssynode vom Oktober 2024 im Vatikan ziehen, nicht die bevorstehende vom Oktober ‘23.

„Vielleicht kommen ja noch ganz andere Fragen auf?“

Kardinal Hollerich setzte hinzu, der synodale Prozess habe nicht irgendwelche „Hausaufgaben“ abzuarbeiten. Stattdessen gehe es um die Offenheit dem Heiligen Geist gegenüber. Vielleicht kämen ja im Lauf des geistlichen Unterscheidens noch ganz andere Fragen auf.

Frage nach deutschem „Synodalem Weg“

Es war ein EWTN-Journalist, der bei der Pressekonferenz das katholische Reformprojekt „Synodaler Weg“ in Deutschland ansprach. Was man denn in Rom anders machen wolle als die Deutschen? Hollerich erwiderte in eher allgemeinen Wendungen: „Der Synodale Weg in Deutschland wurde nicht als Modell für den globalen synodalen Prozess genommen; sie unterscheiden sich ziemlich“. Die beiden Initiativen seien „sehr, sehr unterschiedlich“ - auch weil die Deutschen von ihrer Mentalität her seit dem Zweiten Weltkrieg das Ausfechten von Konflikten gewohnt seien. Die Organisatoren der globalen Synode setzten hingegen eher auf „Harmonie“.

Die Schweizerin Jeppesen-Spuhler wiederum rief deutlich dazu auf, die deutsche Art und Weise, mit dem „Synodalen Weg“ auf die Missbrauchskrise zu antworten, zu respektieren. Was der „Synodale Weg“ geleistet habe, könne ein wichtiger Beitrag zur globalen Synode sein. Keine Ortskirche solle einfach abwarten, was am Ende des weltweiten Prozesses herauskommen werde, sondern schon jetzt etwas tun.

(vatican news)

 

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20. Juni 2023, 15:47