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Abbild auf einem Poncho: Maria von Guadalupe Abbild auf einem Poncho: Maria von Guadalupe  (Vatican Media)

Marienerscheinungen: Echt oder nicht?

Sie erscheint in Grotten oder in freier Natur, ihre Statuen weinen: Immer wieder kommt es zu mystischen Phänomenen, die mit der Muttergottes zu tun haben. Wie sollte man sie beurteilen?

Diese Frage stellt man sich naturgemäß auch im Vatikan; im April dieses Jahres wurde innerhalb der „Internationalen Päpstlichen Marianischen Akademie“ eine spezielle Beobachtungsstelle eingerichtet, um die verschiedenen Fälle von Erscheinungen, Offenbarungen, Stigmata und ähnlichem zu analysieren und zu interpretieren. Ob es sich um noch andauernde oder bereits vergangene Phänomene handelt – viele warten noch darauf, von der Kirche anerkannt zu werden, die in diesem Bereich einen vorsichtigen Ansatz verfolgt und sich viel Zeit für die Prüfung des Einzelfalls nimmt.

„Diese Phänomene fallen generell unter das, was man als Privatoffenbarung bezeichnen kann“, sagt uns der Marianistenpater Jean Louis Barré, Theologe und Mariologe. „Und wer von Offenbarung spricht, meint das Geheimnis Gottes, der sich durch sein Wort und die Sakramente offenbart. Es gibt also Menschen, die eine starke Erfahrung machen, die uns mit dem Wort Gottes verbindet, und diese Erfahrung müssen wir untersuchen und gegebenenfalls anerkennen, weil sie die Seelsorge der Kirche beeinflussen kann. Wir sehen das zum Beispiel bei Lourdes und Fatima oder, was mich betrifft, in Audoin, in der Nähe von Abidjan in der Elfenbeinküste, wo wir das Phänomen der einer weinenden Statuette der Jungfrau Maria beobachten.“

Wallfahrer in Lourdes
Wallfahrer in Lourdes

„Interessant ist nicht das Phänomen als solches, sondern der Kontext...“

Es gibt viele schwer erklärbare Phänomene auf der Welt, doch nur wenige werden von der Kirche anerkannt. So auch in Audoin – der Ortsbischof will die Sache erst einmal genauer unter die Lupe nehmen. „Interessant ist nicht das Phänomen als solches, sondern der Kontext, in dem es auftritt. Es ist Teil der Pädagogik Gottes, uns auf seine Weise für die mütterliche Mission Marias empfänglich machen zu wollen. Aber wir müssen unterscheiden. Und was für uns wichtig ist, ist das, was wir auf der Ebene des Glaubens erleben.“

Wie beurteilt man Marienerscheinungen? Radio-Vatikan-Interview mit einem Experten

Man könnte meinen, dass die Kirche dazu neigt, eine Erscheinung schnell anzuerkennen – schließlich ist das ja eine Art Beweis für die Existenz Gottes. Doch in Wirklichkeit ist das Gegenteil der Fall. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass große Marienerscheinungen der Kirchengeschichte nicht Bischöfen oder Päpsten zuteilwurden, sondern Ungebildeten. In Lourdes und Fatima waren es kleine Kinder, in Guadalupe/Mexiko ein einfacher Indio.

Franziskus vor zwei Wochen in Fatima
Franziskus vor zwei Wochen in Fatima

„Die Stunde Gottes ist nicht unsere Stunde“

„Die Stunde Gottes ist nicht unsere Stunde“, sagt Pater Barré dazu. „Gott lässt Gnadenerweise zu, die zunächst nicht begriffen werden und sich erst dann als gültig herausstellen, wenn der richtige Moment gekommen ist.“ Klingt etwas lyrisch. Tatsache ist jedenfalls, dass die Kirche mit einer Akribie ermittelt, die auch einem Hercule Poirot alle Ehre gemacht hätte. „Ein Beweis für die Wahrheit ist, wenn es die Menschen dazu bringt, das Wort Gottes zu lesen, in Gemeinschaft mit der Kirche zu sein und die Sakramente zu empfangen.“

Nicht selten ist das Bild ein ganz anderes: Erscheinungen, die mit Unruhe im Kirchenvolk einhergehen, mit Aufruhr gegen die kirchliche Obrigkeit, mit Polarisierungen. Wenn die Volksfrömmigkeit aufwallt, kann es den Kirchenverantwortlichen schwerfallen, sich skeptisch zu positionieren.

Medjugorje
Medjugorje

Maria hat eine Mission

„Damit die Kirche sich widersetzt, muss es einen Inhalt geben, der nicht mit dem Credo der Kirche und der Lebensweise der Christen übereinstimmt. ie Kirche achtet darauf, dass die Christen sich nicht zerstreuen und dass sie sich auf das Wesentliche konzentrieren. Authentische Marienerscheinungen gehen alle in die gleiche Richtung.“ Und die wäre? „Maria hat die Mission, uns auf die Rückkehr Jesu in Herrlichkeit vorzubereiten. Darin liegt die ganze eschatologische Dimension. Die Geschichte hat einen Sinn, und Maria ist sich nicht zu schade, uns zu helfen, damit wir unser Herz für diese Hoffnung auf die Rückkehr Jesu in Herrlichkeit öffnen.“

Die Skepsis des Papstes

Papst Franziskus steht den angeblichen Marienerscheinungen im bosnischen Medjugorje skeptisch gegenüber; die Muttergottes sei doch keine „Postbotin“, die regelmäßig vorbeikomme, hat er mal geäußert. Zugleich hat er aber den portugiesischen Wallfahrtsort Fatima gleich zweimal besucht, zuletzt vor zwei Wochen.

Bei seinem Fatima-Besuch 2017 hat der Papst ein paar Kriterien für die rechte Marienverehrung genannt, die sich auch auf die Echtheit von Marienerscheinungen anwenden lassen. „Ist sie die Jungfrau Maria des Evangeliums, die von der betenden Kirche verehrt wird, oder ist sie eine Maria, wie sie von subjektiven Empfindungen gezeichnet wurde, nach denen sie den Richterarm Gottes zurückhält, der zur Bestrafung ausholt?“ So fragte der Papst. Und fuhr fort: „Als wäre sie eine Maria, die gütiger als Christus ist, der als grausamer Richter erscheint; als hätte sie mehr Erbarmen als das Lamm, das für uns geopfert wird…“

(vatican news)
 

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17. August 2023, 09:29