Synoden-Briefing: Ökumenische Dimension der Synode
Um eine größtmögliche Vielfalt abzubilden, seien insgesamt zwölf Vertreter der vier großen christlichen Traditionen seien zur Synode eingeladen worden, drei aus der orthodoxen Kirche, drei aus den orthodoxen Ostkirchen, drei aus den historischen protestantischen Kirchen und drei aus den evangelikalen Kirchen, erläuterte die Vize-Direktorin des Pressesaals, Christiana Murray, an diesem Donnerstag vor Journalisten. Diese Vertreter seien nicht nur als Beobachter, sondern als aktive Teilnehmer an den Diskussionen und an den einführenden spirituellen Exerzitien eingeladen worden, auch wenn sie kein Stimmrecht hätten, so Murray weiter.
Nach den Ausführungen von Sheila Leocadia Pires, der Sekretärin der Synoden-Kommission, ergriff der vatikanische Kommunikationschef Ruffini das Wort. Die Synthese-Kommission, die die Abfassung des Dokuments zu überwachen hat, das die Synodalen am Ende der aktuellen Arbeiten am Samstagabend verabschieden wollen, habe den Anwesenden nochmals einige Kriterien erläutert, die für die Abfassung des Dokumentes grundlegend seien, so Ruffini in seinen Ausführungen. Es handele sich dabei keineswegs um ein abschließendes Dokument, welches in diesem Sinn erst im nächsten Oktober 2024 verabschiedet werden soll, sondern um ein „provisorisches“ Dokument, das die weiterführende Unterscheidung mit dem Volk Gottes unterstützen solle, unterstrich Ruffini abermals. Darauf weise auch die Kürze des Dokumentes von etwa 40 Seiten und der relativ umgangssprachliche Ton hin, in dem es verfasst sei.
Unterscheidung soll weiter fortgeschritten werden
„Sein Hauptzweck“, so Ruffini, „ist es, uns zu helfen, zu verstehen, wo wir stehen, uns an das zu erinnern, was in diesen Wochen der Unterscheidung gesagt wurde, und in einem zirkulären Prozess eine Reise wieder aufzunehmen, die zu Beginn dieser Synode begann und im Oktober 2024 enden wird“. Insbesondere „sollte das Dokument die Punkte enthalten, in denen die Unterscheidung weiter fortgeschritten ist, aber auch diejenigen, die noch vertieft werden müssen. Es sollte alles wahrheitsgetreu wiedergeben. Wir befinden uns in einem Prozess, der ein Kreislauf ist. Die Versammlung wird ihre Erkenntnisse an das Volk Gottes zurückgeben. Genauso wie das Volk Gottes, nachdem es zugehört hat, der Versammlung sein eigenes Urteil anbietet“. „Alle“, so Ruffini, „sollen sich ermutigt und dafür bedankt fühlen, den Weg zu beginnen oder fortzusetzen. Und viele sind bereits auf dem Weg“. Dabei, so schloss er, müsse die „Motivation des Dokuments klar sein: Es soll uns helfen, zu verstehen und zu lernen, wie wir gemeinsam gehen können, um gemeinsam, Hand in Hand, nach Lösungen zu suchen, ohne jemanden auszuschließen“. In dem Bewusstsein, dass „das Volk Gottes Priester und Laien braucht, um in Gelassenheit miteinander zu gehen, ohne dass einer von beiden der Versuchung des Klerikalismus erliegt“.
Frauen nicht Objekt, sondern Subjekt der Kirche
Zuvor hatte die Sekretärin der Synoden-Informations-Kommission, Sheila Leocardia Pires, berichtet, dass bei den jüngsten Beratungen die „Aufwertung des Gebets und der Gebetsgruppen“ diskutiert worden und die grundlegende Bedeutung der Eucharistie und des Sakraments der Versöhnung erneut bekräftigt worden seien. In diesem Zusammenhang seien die liturgische Dimension der Synodalität, die Synodalität als liturgischer Akt und die Synode als mütterlicher Ort in der Liturgie hervorgehoben und auf die „Bedeutung des sensus fidei“ hingewiesen worden. Außerdem sei von der Wertschätzung der Frauen gesprochen und hervorhoben worden, dass „die Frauen nicht das Objekt, sondern das Subjekt der Kirche sein müssen“.
Pires berichtete weiter, dass das „Problem des Missbrauchs, nicht nur des körperlichen Missbrauchs“ angesprochen worden sei. Kirche müsse einladend sein, so ein weiteres Thema der Beratungen, ebenso wie die Lehren und Hermeneutik des Zweiten Vatikanischen Konzils. „Es wurde auf die große Mission der Einheit der Christen, des Dialogs mit den anderen Religionen und der Beziehung zu den Nicht-Gläubigen verwiesen“, so Pires. Auch die „Formen des kulturellen Kolonialismus des Nordens der Welt gegenüber dem Süden der Welt“ seien besprochen worden, ebenso wie „die Bedeutung der Betonung der Präsenz der Kirche in den Krisen der Welt“.
Sorge für die Armen
„Die Kirche“, so hieß es, „steht nicht außerhalb der Welt und kann nicht anders, als über das, was geschieht, besorgt zu sein“. In diesem Zusammenhang nannte Pires „Kriege“ und den „Wunsch nach Frieden“, ebenso wie „das Leiden derjenigen, die noch nicht wissen, wie sie überleben und ihre Kinder in einer Realität aufziehen sollen, in der täglich Kinder in Konflikten und in Situationen großer Ungleichheit sterben“. Auch wurde „die evangelische Aufforderung, die Armen in den Mittelpunkt des Weges der Kirche zu stellen, hervorgehoben: ein christologischer Aspekt, kein sozialer Aspekt“. Pires erklärte abschließend, dass das Dokument das Volk Gottes, für das es bestimmt ist, ermutigen soll.
Synodalität und Ökumene gehören zusammen
Kardinal Koch wies in seinem Redebeitrag darauf hin, dass die Tradition der ökumenischen Beobachter auf das 2. Vatikanische Konzil zurückgehe und seither gepflegt worden sei. Grundlage des Ökumenismus, wie auch der Synodalität, sei die Taufe, hob Kardinal Koch in seiner Ansprache hervor. In diesem Zusammenhang müsse auch daran erinnert werden, dass die Ökumene als eine missionarische Bewegung begann. „Die Anwesenheit der brüderlichen Delegierten“, sagte er, „zeigt, dass die Teilnahme anderer Kirchen und kirchlicher Gemeinschaften im Mittelpunkt der Erfahrung der Ökumene steht. Das gemeinsame Gebet habe einen zentralen Stellenwert, so wie auch die Ökumene nach der Überzeugung des Papstes für die Synodalität grundlegend sei, so Koch.
Anschließend ergriff der rumänisch-orthodoxe Metropolit von West- und Südeuropa, Iosif, der als brüderlicher Delegierter an der Synode teilnahm, das Wort. „Als orthodoxe Kirche sind wir sehr glücklich, Teil dieses Prozesses zu sein“, begann er und erinnerte daran, dass die Überlegungen zur Synodalität und zum Primat bereits seit zehn Jahren in der Internationalen Gemischten Kommission für den katholisch-orthodoxen Dialog liefen. Nach Zeiten, die von Spannungen und Spaltungen geprägt waren, werde unter den Christen der Welt eine echte „Geschwisterlichkeit" aufgebaut: „Lasst uns gemeinsam suchen, was uns verbindet“, appellierte er. Als Beispiel für die Zusammenarbeit wies der Metropolit darauf hin, dass in Italien „die katholische Kirche der orthodoxen Kirche Rumäniens mehr als 300 Kirchen zur Verfügung stellt“. Außerdem, so fügte er hinzu, „findet die Ökumene an der Basis statt“, „durch das Zeugnis vieler gemischter Familien, die sich in Europa und auf der ganzen Welt gebildet haben“.
Einladung brüderlicher Delegierter Akt der Demut
Einen „Akt der Demut des Papstes“ nannte Opuku Onyinah, ein Vertreter des Weltpfingstbundes und ehemaliger Präsident der „Church of Pentecost“ in Ghana, der ebenfalls als brüderlicher Delegierter an der Synode teilnahm, beim Briefing die Einladung des Papstes an die brüderlichen Delegierten, an der Synode teilzunehmen. Der synodale Prozess habe die Eigenschaft, dass die Gesprächspartner auf Augenhöhe ihre Ansichten teilen könnten, ebenso wie die Tatsache, dass alle zu Wort gekommen seien und ihre Meinung ohne Scheu und gleichwertig hätten vertreten können, hob er würdigend als „Zeichen der Reife“ hervor. Auch die spirituelle Herangehensweise an die Diskussionen habe ihn beeindruckt, räumte der evangelikale Vertreter ein. Onyinah ist Mitglied der Internationalen Gemeinsamen katholisch-pfingstlichen Kommission.
Erzbischof Gądecki: eine Methode für Gespräche
Auch der Erzbischof von Poznań und Vorsitzender der polnischen Bischofskonferenz, Stanisław Gądecki, war als Gesprächspartner bei dem Briefing an diesem Donnerstag dabei. Er sei überrascht gewesen, dass bei der Einladung anderer Christen, Juden und Nichtgläubiger gleichermaßen Zwietracht vermieden worden sei, räumte er ein: „Selten kommt das bei menschlichen Begegnungen zwischen verschiedenen Standpunkten vor; stattdessen wurde eine positive Methode angewandt: zuerst die eigenen Ideen zum Ausdruck bringen, dann den Ideen der anderen zuhören und schließlich einander gegenübertreten, auch mit Schweigen. Wir haben also gezeigt, dass es eine Methode gibt, mit Hilfe des Heiligen Geistes miteinander zu reden, die zu friedlichen Gesprächen in dieser Welt führen kann, auch außerhalb der Kirche“, um in Fragen „wie Kriegen und Weltkonflikten“ Fortschritte zu erzielen. Dieser synodale Prozess ziele auf die Einheit ab und respektiere die Vielfalt der Konfessionen, Geisteshaltungen und Kulturen, betonte der Vorsitzende der polnischen Bischöfe mit Blick auf die ökumenische Dimension der Versammlung.
Clifford: mit dem Stil eines kontinuierlichen und offenen Dialogs
Anschließend ergriff die Kanadierin Catherine Clifford, Dozentin für Systematische Theologie und Geschichte an der St. Paul University in Ottawa, das Wort. Sie wies darauf hin, dass alle Bischöfe in der Welt „die Synode als ein vorrangiges Instrument betrachten, das die Frucht jahrzehntelanger Überlegungen ist und in dem der Weg zwischen den ökumenischen Partnern weitergeht und durch den Dialog genährt wird“. In Bezug auf den Weg, der im kanadischen Kontext vor der Synode zurückgelegt wurde, wies Clifford darauf hin, dass „ein wichtiger Austausch zwischen den verschiedenen christlichen Kirchen stattgefunden hat: Es gab eine echte aufgeschlossene Ökumene, in der jede Kirche die Notwendigkeit von Erneuerung und Wachstum erkannt hat. Die Synodalität ist in der Tat ein Paradigma unseres gemeinsamen Weges zu einer versöhnten Kirche, in der der Glaube, den wir in Jesus teilen, viel größer ist als die Fragen, die uns trennen“. Clifford nimmt als Vertreterin des Synodenprozesses für Nordamerika an den Arbeiten teil und ist Mitglied der Gemeinsamen Internationalen Katholisch-Methodistischen Kommission.
Antworten auf Fragen von Journalisten
In ihrer Antwort auf eine Journalisten-Frage hob Clifford die Bedeutung des Aufrufs von Papst Franziskus hervor, die Kirche als Volk Gottes ernster zu nehmen. In den letzten 30 Jahren, so erinnerte sie, habe es wichtige Gespräche unter Theologen über das gemeinsame Verständnis der Kirche gegeben, und es sei bemerkenswert, die Parallelen zu den Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils festzustellen, das die Kirche als ein Geheimnis der Gemeinschaft und als Volk Gottes sieht. Erzbischof Gądecki fügte hinzu, dass die Ausbildungszeit für künftige Priester in Polen mit einem propädeutischen Jahr auf sieben Jahre ausgedehnt werde. Ein interdisziplinärer Ansatz solle dafür sorgen, dass der Kandidat auf die effektivste Weise ausgebildet werde und nicht von der Welt losgelöst sei.
Auf die Frage nach der Rolle der Ökumene bei der Neuevangelisierung erklärte Kardinal Koch, dass dies ein wichtiges Thema sei. Erzbischof Gądecki pflichtete ihm bei und erinnerte daran, dass die Mission das Leben sowohl der jüdischen als auch der kirchlichen Gemeinschaften begleitet habe. Was die Notwendigkeit betreffe, die Zeichen der Zeit zu erkennen, so erinnerte der Bischof an das Zeugnis der Heiligkeit des jungen Seligen Carlo Acutis. Clifford erklärte ihrerseits, dass Papst Franziskus in Evangelii gaudium zu einer missionarischen Umkehr aufrief.
Auf die Frage, ob im nächsten Jahr die gleichen Mitglieder anwesend sein werden, antwortete Ruffini, dass die Versammlung voraussichtlich die gleiche sein werde. Der rumänische Metropolit Iosif wurde anschließend noch nach den Grenzen der Synodalität in der orthodoxen Erfahrung gefragt: „Die Schwierigkeiten“, so antwortete er, „liegen darin, einen Konsens zu erreichen.“ Für besteht Synodalität einfach darin, wenn man sich bewusst ist, dass „der Glaube der Gläubigen im Mittelpunkt unseres Dienstes steht“. Die letzte Frage bezog sich auf den Mangel an Berufungen und die Ordination verheirateter Männer. Ruffini sagte, dass dies zwar erwähnt wurde, aber nicht zu den am meisten diskutierten Themen gehörte. Koch seinerseits erinnerte daran, dass dies in der Synode für das Amazonasgebiet diskutiert worden sei, der Papst aber schließlich nicht dafür entschieden habe, weil er erklärte, er habe zu viele Stimmen gehört, aber nicht die des Heiligen Geistes. „Wir Orthodoxen erinnern die Katholiken nach Jahrtausenden verheirateter Priester daran, dass es diese Möglichkeit gibt“, gab Metropolit Iosif zu bedenken. Und Clifford schloss mit der Feststellung, dass das Thema bei den Beratungen nicht ausgespart wurde.
(or/vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.